Ранние оперы

"Свадьба" (Die Hochzeit)

Первый оперный опыт девятнадцатилетнего Рихарда Вагнера, оставшийся незавершённым. Написав в 1832 году либретто, Вагнер приступил к музыке, но затем из-за критической оценки сюжета тогдашним авторитетом, сестрой Розали, отказался от идеи и сжег текст. Речь же там шла о политическом браке Ариндала и Ады, вынужденной отказаться от своего возлюбленного, Кадольта. Отвергая ухаживания любимого, Ада случайно сталкивает его с балкона. Кадольт погибает. Горе Ады настолько велико, что на похоронах она ложится рядом с ним и тоже умирает.

"Феи" (Die Feen)

Первая законченная опера Вагнера по сказке Карло Гоцци «Женщина-змея». Либретто и партитура были написаны Вагнером в 1833—1834 годах. «Феи» не были поставлены при жизни автора, хотя отдельные фрагменты из оперы исполнялись в концертах в Вюрцбурге и Магдебурге. Посмертная премьера юношеского произведением Вагнера состоялась в Мюнхене в 1888 году.

(разбор ранних опер Вагнера см. также в статье Е. Браудо "Рихард Вагнер (опыт характеристики)")

"Запрет любви, или послушница из Палермо" (Das Liebesverbot, oder Die Novize von Palermo)

Комическая опера Рихарда Вагнера в 2 действиях по мотивам пьесы Уильяма Шекспира «Мера за меру». В опере свободная любовь и радость жизни противопоставляются преследующему их суровому аскетизму, при первом же удобном случае оборачивающемуся обычным ханжеством. Сюжет отражает тогдашние либеральные взгляды Вагнера на мораль и общественно-политические события в Германии. Музыка написана под влиянием отчасти итальянских, отчасти французских композиторов. Премьера "Запрета любви" состоялась в Магдебурге 29 марта 1836 г. под управлением автора, однако успеха не имела.

"Риенци, последний трибун" (Rienzi, der Letzte der Tribunen)

Летом 1837 года Вагнер прочитал роман Бульвер-Литтона, главным героем которого был Кола ди Риенцо — реальный исторический персонаж, государственный деятель, мечтавший преобразовать Рим в духе древних республиканских традиций. В 1347 году он сместил патрициев, объявив себя трибуном.
Вагнер так увлёкся историей взлёта и гибели римского революционера, что решил написать по мотивам романа "большую оперу" во французском стиле. Со всеми положенными драматическими эффектами, массовыми сценами, балетом и т.д. — что было совершенно логично для молодого композитора, мечтавшего об успехе в Париже. Либретто было закончено к августу 1838 года, партитура — в ноябре 1840 года. Премьера "Риенци" состоялась 20 октября 1842 года в Дрезденской придворной опере. И, несмотря на большую продолжительность спектакля (5 часов), опера имела успех.

Первый классический успешный опыт оперного реформатора не забыт, его вводят в репертуар хоть и реже т.н. "вагнеровского канона", но с достаточной частотой (сравнимой, например, с "Садко" Римского-Корсакова на международной сцене). В наши дни "Риенци" обычно ставят в сокращённом до 3-3,5 часов варианте - естественно, никогда не покушаясь на редкую по красоте известную арию главного героя. Однако периодически театры устраивают эксперименты, либо ставя оперу целиком под какого-то звёздного исполнителя (как правило, записного вагнерианца типа Вингассена или Колло), либо, наоборот, сокращая представление до 2-2.5 часов, как, к примеру, в случае с саратовским "Риенци". Такие урезанные вдвое, "попсовые" постановки имеют, конечно, благую цель - хотя бы в каком-то виде познакомить публику с мало исполняемым произведением одного из оперных патриархов. Но подобные эксперименты редко приводят к удачам, как и вообще любые серьёзные сокращения в опере или любом другом искусстве.

Richard Wagner. Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo. Libretto

Das Liebesverbot
oder Die Novize von Palermo

Grosse komische Oper in zwei Akten

Libretto
Richard Wagner nach "Mass für Mass" von William Shakespeare

Besetzung
FRIEDRICH, Statthalter von Sizilien in Abwesenheit des Königs (Bass)
BRIGHELLA, Chef der Polizeidiener (Bass)
LUZIO (Tenor)
ANTONIO (Tenor)
CLAUDIO (Tenor)
ANGELO (Bass)
ISABELLA, Claudios Schwester (Sopran)
DORELLA, früheres Kammermädchen bei Isabella (Sopran)
MARIANA, Friedrichs verlassene Frau (Sopran)
DANIELI, Wirt eines Weinhauses Bass)
PONTIO PILATO, in seinen Diensten (Tenor)

Ort
Palermo
Zeit
16. Jahrhundert

ERSTER AKT

Schauplatz der Handlung: Palermo, im 16. Jahrhundert. Vorstadt mit Belustigungsörtern aller Art. Im Vordergrunde das Weinhaus Danielis. Grosser Tumult. Eine Schar von Sbirren sind damit beschäftigt, in den Belustigungsörtern und Tabagien Verwüstungen anzurichten; sie reissen die Aushängeschilder herunter, zerschlagen Möbel und Gefässe, und so weiter. Der Chor des Volkes macht sich über sie her und sucht ihne Einhalt zu tun. Es kommt zu Schlägereien.

CHOR
Ihr Galgenvögel, haltet ein,
ihr Schurken, lasst die Arbeit sein!
Schlagt auf sie los mit kräft'ger Faust,
bei Rock und Haar die Flegel zaust!

Luzio, Angelo und Antonio haben sich lachend aus dem Weinhaus herausgeschlagen.

LUZIO, ANTONIO, ANGELO
lachend
Ha, ha, ha, ha! Das nenn' ich Spass!

LUZIO
Man schlug mir aus der Hand das Glas.

ANTONIO
Ich teilte wacker Prügel aus.

ANGELO
Zum Teufel das verdammte Haus!

LUZIO
Wer hat die Schufte hergeschickt?
Verwüstet wird, wohin man blickt!

Brighella mit mehreren Sbirren bringen Danieli, Pontio und Dorella als Gefangene aus dem Weinhaus.

CHOR
Seht nur, dort bringt man sie beim Kragen!

PONTIO
Fort, Kerl!

DANIELI
Lasst los!

DORELLA
Was für Betragen!

LUZIO
Helft mir, ich komm' vor Lachen um!

DANIELI
Ich schlag' euch Arm und Beine krumm!

BRIGHELLA
Nur vorwärts, liederliches Pack,
hat man mit euch doch Not und Plack!

DORELLA
Lasst mich, ich folge keinen Schritt;
o heil'ge Jungfrau, welche Scham!

BRIGHELLA
Bringt mir die heil'ge Jungfrau mit!

CHOR
Lasst los, was haben sie getan?

DORELLA
Ach, Luzio, helft mir, steht mir bei!
Ihr schwurt mir ja beständig Treu',
und ich zog euch auch allen vor;
ich schenk' euch gern das Eh'versprechen,
nur macht mich frei von diesen Frechen,
und haut sie tüchtig über's Ohr!

LUZIO
Potztausend, welch ein grosses Glück!
Das Eh'versprechen ging zurück!
zu Brighella
Nun denn, mein Freund, so lasst sie frei!

BRIGHELLA
Nichts da! Marsch fort! Wollt ihr gleich weichen!

LUZIO
Lasst los, wenn's euch geraten sei!

BRIGHELLA
Packt diesen Bengel sondergleichen!

LUZIO
Zurück, ihr Lümmel, wollt ihr's wagen!
zum Volk
Ihr Freunde, wacker zugeschlagen!
Fasst an, und jagt sie in die Stadt!

CHOR
Wir sind der Übermüt'gen satt!

ANTONIO
Was für Befehl befolgt ihr hier?

LUZIO
Was für Befehl? Antworte mir!

DORELLA, PONTIO, DANIELI
Was führt ihr uns gefangen fort?

CHOR
Was haust ihr so an diesem Ort,
was haust ihr so?

LUZIO
Was für Befehl? Antworte mir!

ALLE
Antwortet schnell, was für Befehl?

BRIGHELLA
er zieht ein grosses Pergament hervor
Halt! Hier ist der Befehl!
spricht
Bitte tausendmal um Entschuldigung, Signor, bitte tausendmal um Entschuldigung, dass ich nicht früher so klug war! Ich danke für die gütige Erinnerung.
singt
Tambour, so trommle denn zur Ruh,
und ihr hört mir gelassen zu!

Der Tambour rührt nach allen vier Seiten hin die Trommel.

ALLE
Seid still! Was mag das wieder sein?
Was Neu's von Friedrichs Alberei'n!

BRIGHELLA
liest das Gesetz vor
"Wir, tief entwürdigt durch das greuliche Überhandnehmen abscheulicher Liederlichkeiten und Lasterhaftigkeiten in unserer gottlosen und verderbten Stadt, fühlen uns zur Wiederherstellung eines reineren und gottgefälligeren Wandels, sowie zur Verhütung grösserer Ausschweifungen bewogen, mit exemplarischer Strenge den Grund und die Wurzel des Übels zu vertilgen. Wir befehlen kraft der uns verliehenen Gewalt hiermit: Der Karneval, dieses üppige und lasterhafte Fest, ist aufgehoben, und bei Todesstrafe jede Gebräuchlichkeit desselben verboten; alle Wirtschaften und Belustigungsörter sollen aufgehoben und geräumt werden, und jedes Vergehen des Trunkes sowie der Liebe werde fortan mit dem Tode bestraft. In namen des Königs sein Statthalter Friedrich."

ALLE
lachend
Ha ha ha ha! Welch neuer Spass!

LUZIO
Nun weiss man doch, woran man ist!
Es lebe Friedrichs Majestät!

ALLE
Er lebe hoch, der gute Christ!

BRIGHELLA
Gott, welche Frechheit nehm' ich wahr!

DORELLA
Jetzt wird die Sache spasshaft gar!

LUZIO
Was, keine Liebe, keinen Wein,
und endlich gar kein Karneval!

ALLE
ausser Brighella
Der deutsche Narr, auf, lacht ihn aus,
das soll die ganze Antwort sein;
schickt ihn in seinen Schnee nach Haus,
dort lasst ihn keusch und nüchtern sein.

BRIGHELLA
Jetzt wird's zu toll, ich halt's nicht aus!
Kann man so frech und schamlos sein!
Bin ich aus dem Gedräng' heraus,
dann lass ich nie mich wieder ein!

Claudio wird von mehreren Sbirren als Gefangener gebracht.

ANTONIO
Wen bringt man dort? Seht hin!

LUZIO
Was ist? 's ist Claudio! Was, gefangen!

CLAUDIO
Gefangen! s'ist das Schlimmste nicht,
fragt nur noch weiter, und gar bald erfahrt ihr,
was mir nicht lieb!

LUZIO
Sprich doch, was legt man dir zur Last?

CLAUDIO
So viel nur, mir den Tod zu geben!

LUZIO
Den Tod?

ALLE
Den Tod! Ha, wen erschlug er?

LUZIO
Begingst du Hochverrat?

ALLE
Hochverrat?

CLAUDIO
Nicht doch! - Ich liebte nur!

LUZIO
Du liebtest nur? Und nun?

CLAUDIO
Kennst du es nicht, des Toren Friedrichs neu Gesetz?

LUZIO
Ich lache drüber, tu es auch!

CLAUDIO
Schon morgen! - Lache, wer da kann!

ALLE
Schon morgen! Gott! Weil er geliebt!
Das ist zu viel, das ist zu toll!

CLAUDIO
Dorella? Wie? So treff' ich dich?
Wie kamst du hierher, sprich?

DORELLA
Ach, Claudio, zwar seid ihr selbst in Not,
doch seht, auch ich bin wahrlich schlimm daran;
als Isabella, eure Schwester,
ins Kloster als Novize trat,
entliess sie mich aus ihrem Dienst; -
in jenem Weinhaus dient' ich nun,
und heute werde ich mit allen
gefangen und davongeführt.

CLAUDIO
Du warst mir lieb und tust mir leid,
ich helf' dir gern, wenn mir man hilft!

LUZIO
Was ist zu tun? Ich glaub' doch kaum,
dass es ernst dem Statthalter ist!

ANTONIO, ANGELO, CHOR
Wenn auch, wir wollen ihn befrein!

CLAUDIO
Ihr kennt nicht Friedrichs Festigkeit!

LUZIO
Den Narren, ja, ich kenne ihn!
Nicht warmes Fleisch, noch warmes Blut
schliesst seine steife Seele ein;
der König kennt wohl seine Treue,
den strengen, unbeugsamen Sinn,
und setzt ihn deshalb über uns.

CLAUDIO
Er ist ein Ehrenmann!

LUZIO
Ein Narr!
Mag er in unsrer heissen Luft
vor Frost vergehn, wir bleiben heiss,
und fürchten soll er unsre Glut!

CLAUDIO
Der fürchtet nichts! Nur Eines bleibt,
wovon ich Rettung hoffen kann, -
hör mich, mein Luzio! -
Du kennest jenen stillen Ort,
das Kloster der Elisabeth;
die treue Schwester weilet dort
und weiht sich einsamem Gebet!
O eile, Freund, zu ihr dahin,
sprich sie um Hilfe für mich an,
das Schwesterflehn den harten Sinn
erweiche diesem kalten Mann!
Sag ihr, wenn auch ein Fehler sei,
was ich beging, ich mach' ihn gut;
bewege sie, dass sie verzeih',
dann bau' ich ganz auf ihren Mut!

ALLE
Wo soll das noch mit allem hin,
vor Wut und Ärger glühen wir!
Wut und Verzweiflung kocht in mir!
So eines einz'gen Narren Sinn
raubt alle Lust und Freiheit hier!

LUZIO
Zu deiner Schwester eil' ich hin,
durch sie bereit' ich Rettung dir.
Erweicht ihr Fleh'n nicht seinen Sinn,
so kommt die Hilfe dir von mir.
Von mir dir Rettung!
Ich eile, Freund, zu ihr dahin!

CLAUDIO
Allein von ihr!
O eile, Freund, zu ihr dahin,
denn Rettung kommt allein von ihr!
Ich kenne ihren klugen Sinn
und ihre Treu' bringt Hilfe mir!
Nur von ihr kommt Rettung!
O eile, Freund, zu ihr dahin,
nur ihre Treu' bringt Hilfe mir!

BRIGHELLA
Wie bring' ich nach der Stadt sie hin,
das Volk scheint sehr verdächtig mir!
Ihr Droh'n verwirrt mir ganz den Sinn,
ach, ich wollt', ich wär' hinweg von hier!

Alles zerstreut sich nach und nach im Tumult. Brighella und die Sbirren brechen sich mit ihren Gefangenen mit grosser mühe Bahn durch das Volk.
Klosterhof im Kloster der Elisabethinerinnen. Man sieht auf der einen Seite in den Klostergarten, auf der anderen nach der Kirche. Im Mittelgrunde die Pforte.

CHOR DER NONNEN
hinter der Szene
Salve regina coeli! Salve!

Isabella und Mariana kommen aus dem Garten.

MARIANA, ISABELLA
Göttlicher Frieden, himmlische Ruh'
ist uns beschieden, lächelt uns zu!
Weltliche Schmerzen, lange beweinet,
fliehen die Herzen, liebend vereinet!

ISABELLA
Geheilet, hoff' ich, ist die Wunde,
die du der Schwester stets verbargst;
verlangst du Trost, o so vertrau dem Munde
die lang' verhüllten Schmerzen an!
Wir liebten uns seit früher Jugend,
doch seit drei Jahren schon getrennt
traf einzeln uns manch herb Geschick;
beraubt der Mutter und des Vaters,
suche ich Schutz in diesen Mauern;
hier treff' ich dich in Schmerz und Leid,
doch schweigst du stets, nicht wert mich achtend,
zu teilen einer Schwester Gram!

MARIANA
O schweige, du allein nur bist's,
von der ich Trost und Liebe hoffe!
Welch andre Schmerzen kennt ein Weib,
als die der Liebe?
Treulosigkeit des Mannes, den ich innig liebte,
zerstörte alle Lebenslust!
Ach, schon verband des Priesters Hand
das stille Bündnis unsrer Liebe,
doch er, der arm und unbekannt
Sizilien einst betrat,
gewann des Königs Gunst und stieg so hoch,
dass er, von Ehrgeiz nur entflammt,
der Liebe stilles Glück verschmähte
und mich, die Gattin, bald verliess!

ISABELLA
voll Zorn
Ha, Schändlichkeit! Wer war der Mann?

MARIANA
Der jetzt hier herrschet, Friedrich war's!

ISABELLA
Ich kenne ihn, den falschen Mann,
den Heuchler. - Oh, - der Weiberschmach,
dass wir nur weiche Tränen haben,
nicht Rache solchem Männervolk!

MARIANA
Lass mir die Träne, meinen Trost,
Ergebung lehrt mein neuer Stand;
die Schwester für den falschen Freund
gab mir der Himmel, - bin ich arm? -
Göttlicher Frieden, himmlische Ruh'
ist uns beschieden, lächelt uns zu;
weltliche Schmerzen, lange beweinet,
fliehen die Herzen, liebend vereinet!

ISABELLA
Ich fliehe gern die falsche Welt,
da ich sie nicht vernichten kann;
wo uns ein Fluch gefesselt hält,
und niemand trotzt dem frechen Mann,
dass ungestraft ein solcher Wicht
die Ärmste kränken zu dürfen meint;
er achtet ihrer Schmerzen nicht,
um die ihr Leben sie verweint!
Es wird an der Pforte geläutet.
Man läutet, - keine Pförtnerin?
Geh du, - ich öffne selbst!
Mariana entfernt sich, Isabella blickt ihr nach, eilt noch einmal auf sie zu und umarmt sie.
Du Ärmste!
Dann geht Mariana ganz ab. Isabella öffnet. Luzio tritt ein. Isabella sie verhüllt sich.
Es ist ein Mann; - verweilt, ich geh',
die Pförtnerin zu euch zu senden.

LUZIO
Nicht doch, du Fromme, sage mir,
wie sprech' ich wohl,
wie sprech ich die Novizenschwester,
die junge Isabella?

ISABELLA
Isabella, sie sucht ihr?
Nun, ich bin sie selbst, und wer seid ihr,
mich hier zu suchen?

LUZIO
O günst'ger Zufall, - ich bin Luzio,
und Claudios, deines Bruders, Freund!

ISABELLA
Luzio? Ich hörte oft von euch,
von eurem leichten, tollen Leben.

LUZIO
Desto gewicht'ger bin ich jetzt.
Isabella, rette deinen Bruder!

ISABELLA
Den Bruder, sprich, was ist?

LUZIO
Hör mich!
Dein Bruder liebte Julia und feuriger -

ISABELLA
Ha, Schande ihm! Sag, hat er sie entehrt?

LUZIO
O nicht doch!
Er fühlet Reu und will den Fehl
gern durch ein ehrend Band verbessern,
doch kennst du nicht ein neu Gesetz,
das Friedrichs Torheit ausersann,
wonach ein so geringer Fehl
bestraft wird mit dem Tod.

ISABELLA
Mit Tod!

LUZIO
Ja, Isabella, Claudio stirbt,
wenn du nicht selbst zu Friedrich eilst
und alle Bitten einer Schwester,
und alle Tränen auf ihn häufest,
dass seine Starrheit du bezwingst!

ISABELLA
Ha, der Abscheuliche, der Verruchte!
Gott gibt mir Kraft, ihn zu vernichten!
Sie hat sich in der Leidenschaft enthüllt.

LUZIO
O Himmel, sie ist schön!

ISABELLA
Ich folge, noch einmal tret' ich in die Welt!

LUZIO
Warum nur einmal, lass das Kloster,
zu schön bist du, zu warm dein Busen!

ISABELLA
Was soll's! Das Kloster lass ich nie.

LUZIO
Du lässt es nie? - Doch nur noch jetzt,
jetzt, da's des Bruders Rettung gilt!

ISABELLA
Des Bruders Rettung! Ja!
Des teuren Bruders Leben
sei meinem Schutz vertraut,
ich muss ihm Rettung geben,
da fest auf mich er baut!
Den Heuchler zu bekriegen,
glüh' ich in Leidenschaft,
ihn mutig zu besiegen,
gab Gott mir Recht und Kraft!

LUZIO
Wie fühl' ich mich erbeben,
die holde Himmelsbraut,
es muss sich ihr ergeben,
wer ihr ins Auge schaut'!
Wie kann ich sie besiegen,
die heisse Leidenschaft;
ich muss ihr unterliegen,
mir fehlt's an Mut und Kraft!
Ach, Isabella, eile fort,
und nie betritt mehr diesen Ort!

ISABELLA
Was ficht euch an?

LUZIO
O höre mich!
Für diese Welt schuf Gott nicht dich!
Dies Feuer spottet deiner Wahl,
und Torheit nennt sie dieser Blick!

ISABELLA
Ha, wie verwegen!

LUZIO
Kehr zurück! Mich biet' ich dir!
Sei mein Gemahl!
Er sinkt aufs Knie.

ISABELLA
Steh auf, du Tor, sprich, bist du toll?
Du wagst's, hier so zu mir zu sprechen!
Steh auf; wenn ich dir folgen soll,
magst du dich nie mehr so erfrechen!
Niemals, nein, nein! Nie mehr!
Nicht ein Wort!

LUZIO
Ach, ach, ach Isabella!
Ach, Isabella!
Nun denn, du hast mich jetzt besiegt,
befürchte nichts, doch eile fort,
Gott, wenn dein Bruder unterliegt!

ISABELLA
Den Bruder, ha, ihn zu befrei'n,
reich mir die Hand!

LUZIO
Hier, sie sei dein!

ISABELLA
Des teuren Bruders Leben
sei meinem Schutz vertraut,
ich muss ihm Rettung geben,
da fest auf mich er baut!
Den Heuchler zu bekriegen,
glüh' ich in Leidenschaft,
ihn mutig zu besiegen,
gab Gott mir Recht und Kraft!

LUZIO
Wie fühl' ich mich erbeben,
die holde Himmelsbraut, -
es muss sich ihr ergeben,
wer ihr ins Auge schaut'!
Wie kann ich sie besiegen,
die heisse Leidenschaft;
ich muss ihr unterliegen,
mir fehlt's an Mut und Kraft!
Sie eilen ab.

Gerichtssaal, mit Tribünen und Galerien. Brighella mit einer Abteilung von Sbirren, die er am Eingang an ihren Posten stellt

BRIGHELLA
Wie lang er bleibt!
Hat man das Recht, so denkt man auch:
sie können warten!
Das wird ein Tag, ein heisser Tag;
und was dafür der Lohn? Gar keiner!
Ach, könnt' ich nur ein wenig richten, -
könnte ich! -
Was gäb ich gleich um ein Verhör!
Gäbe ich!
Wie gern tät' ich dann meine Pflichten,
sehr gern, -
und forderte nie Löhnung mehr, -
nie mehr!
Zwar bin ich gut, einmal allein
möcht' ich doch gern barbarisch sein,
recht barbarisch!
Noch kommt er nicht! Was tut es denn?
Für ihn will ich Statthalter sein;
Statthaltert er denn nur allein!
Zu den Sbirren
Heda, ihr Kerls, bringt sie herein!
Doch eines nach dem andern!
Er setzt sich gravitätisch.
Jetzt naht mein schönster Augenblick!
Pontio wird gebracht.
Nur immer näher her, Gesell!

PONTIO
Schon bin ich nah, ach wär' ich fern!

BRIGHELLA
Dein Name, Bursche, nenn ihn schnell!

PONTIO
Recht gern! - Glaubt mir, fürwahr, recht gern:
Pontio Pilato heisse ich!

BRIGHELLA
Pontius Pilatus? Fürchterlich!
Der Tod am Kreuze treffe dich!

PONTIO
Signor, - ach, ich verwechselt mich!
Wenn mich die Eltern so genannt,
darf euch dies nicht inkommodieren;
weil dieser Name so verhasst,
so sollt' ich ihn purifizieren!

BRIGHELLA
Purifizieren, - durch solchen Wandel,
durch schnöden Sauf- und Liebeshandel?
Auf dir ruht grässlicher Verdacht,
du schlossest Eh'n für eine Nacht!

PONTIO
Ach, glaubt das nicht; für eine Stunde
und kaum so lang!

BRIGHELLA
Nur für 'ne Stunde!
Pontio, du sprichst dich um den Hals;
geliefert bist du jedenfalls!
Ich sprech' dich aller Ehren los,
und die Verbannung sei dein Los!

PONTIO
Verbannung, aller Ehren los!
Erlaubt mir, dass ich mich beschwere,
Signor, was bin ich ohne Ehre?
Das geht nicht an, nein, das geht nicht an!

BRIGHELLA
Verbanne dich! Verbanne dich!

PONTIO
Verbannen! Verbannen?
Das versteh' ich nicht!

BRIGHELLA
zur Wache
Macht's ihm begreiflich, jagt ihn fort!

PONTIO
Signor, hört mich!

BRIGHELLA
Still! Nicht ein Wort!
Marsch fort! Marsch fort!
Hinaus! Hinaus!

PONTIO
Verbannt und ehrlos,
ich halt's nich aus!

Pontio wird hinausgeworfen.

BRIGHELLA
Ein schweres Amt, ich muss gestehn; -
doch - doch Friedrichs Freude will ich sehn!
Dorella wird gebracht.
Aha! Du bist's! Nur näher 'ran,
nur näher, näher komm heran!

DORELLA
Schon gut, Signor! Es ist getan!

BRIGHELLA
Da Liebe, Karneval und Wein
für immer streng verboten sind, -

DORELLA
lachend
Ha ha ha ha!

BRIGHELLA
Wie konnt' es dir geraten sein,
zu trotzen dem Verbote blind?

DORELLA
lachend
Ha ha ha ha!

BRIGHELLA
Verführtest du in jenem Haus
die Männer nicht zu Saus und Braus?

DORELLA
lachend
Ha ha ha ha ha ha ha, ha!

BRIGHELLA
Zum Teufel, was lachst du mich aus?

DORELLA
Signor!

BRIGHELLA
prallt betroffen zurück
Verdammt, wie wird mir doch!

DORELLA
kokett
Ha, nur Geduld, ich sag' es dir!

BRIGHELLA
Dieses kleine Schelmenauge
macht mich wahrlich ganz verwirrt.
jetzt, da ich wohl Fassung brauche,
weiss ich nicht recht, wie mir wird!

DORELLA
Nur ein Blick von meinem Auge
macht den Narren ganz verwirrt,
dass bei ihm ich wenig brauche,
darin hab' ich nicht geirrt!

BRIGHELLA
Ah! - ich vergesse das Verbot!
Fassung, Brighella, oder Tod!

DORELLA
Signor Brighella, fahret fort,
ich bin gespannt auf jedes Wort!

BRIGHELLA
Bekenne, ungeratnes Kind,
wieviel Untaten du begingst?

DORELLA
Was das für freche Worte sind!

BRIGHELLA
Und jetzt vor allem sag mir an,
ob du noch achtest Zucht und Scham?

DORELLA
Wirst du dich ferner unterstehn,
unglimpflich mit mir umzugehn?
Du Heuchler, du Narr, du Grobian,
fängst du aus diesem Tone an!

BRIGHELLA
Ist das Benehmen vor Gericht?

DORELLA
Was soll's?

BRIGHELLA
Nun weiss ich's selber nicht!

DORELLA
Du liebes Affenangesicht!
Nun ist's ganz um ihn geschehen,
wie um seine Richterpflicht;
wie's ihm nun auch mag ergehen,
er denkt nicht mehr ans Gericht!

BRIGHELLA
Nun ist's ganz um mich geschehen,
dahin ist die Richterpflicht,
denn wer diesen Schalk gesehen,
der denkt nicht mehr ans Gericht!

Brighella nähert sich ihr zärtlich.

Du hast mich überwunden,
mein Richteramt ist hin.

DORELLA
Habt ihr nun wohl gefunden,
dass ich unschuldig bin?

BRIGHELLA
Dass du die Schönste bist,
beschwöre ich als Christ.

DORELLA
Das freut mich!

BRIGHELLA
Ach, wie gut!

DORELLA
Und nun?

BRIGHELLA
Mir fehlt der Mut!

DORELLA
Wozu?

BRIGHELLA
Ich werde toll!

DORELLA
Warum?

BRIGHELLA
Ach, ach, - wie schlank, wie voll!

DORELLA
Nun, nun!

BRIGHELLA
Ich halt' mich nicht!

DORELLA
Zurück, du frecher Bösewicht!

BRIGHELLA
Dorella!

DORELLA
Fort ans Verhör!

BRIGHELLA
So höre!

DORELLA
Kein Wort jetzt mehr!

ANTONIO, PONTIO, ANGELO, DANIELI und der CHOR
von aussen vor der grossen Mitteltür; heftiger, wachsender Tumult
Macht auf, macht auf! Wie lange währts?
So tut doch eure Schuldigkeit,
lasst uns nicht länger warten hier,
währt es denn eine Ewigkeit?
Macht auf, sonst sprengen wir die Tür!

DORELLA
Der Spass ist neu! Was fängt er an?
Wie ist er in Verlegenheit,
er weiss nicht Rat und Hilfe hier,
dorthin reisst ihn die Schuldigkeit,
Verliebtheit zieht ihn her zu mir!

BRIGHELLA
Nun ist's vorbei! Was fang ich an?
Gibt es wohl mehr Verlegenheit?
Wie schaff' ich Rat und Hilfe mir?
Hier Liebesnot, dort Schuldigkeit!
Und das Gesindel vor der Tür!

Brighella füllt diese Szene durch allerhand komische Verteidigungsmassregeln aus, indem er sich mit Stühlen und Tischen eine Schanze errichtet, die Sbirren um sich herumpostiert und dergleichen. Von aussen heftige Schläge und Stösse gegen die grosse Mitteltüre. Die Tür springt, alles strömt durch sie herein.

ANTONIO, PONTIO, ANGELO, DANIELI, CHOR des VOLKES und der VERHAFTETEN
Nun wird es bald? Herbei mit dem,
der das Gericht hier halten soll!

BRIGHELLA
Ha, welch ein Lärmen, welche Raserei!

DORELLA
Ha, welche Angst! Er wird noch toll!

Friedrich tritt auf in Begleitung mehrerer hohen Staatsbeamten.

FRIEDRICH
Zur Ordnung! Was muss ich gewahren!
Brighella, sprich, was ist geschehen?

BRIGHELLA
Verzeiht, ich wollt' euch Müh' ersparen,
ich hielt Gericht, fand Widerstand -

FRIEDRICH
Beachte deine Pflicht, doch weiter
sollst du dich niemals wagen! Still!
Und ihr gebt Achtung den Gesetzen!

ALLE
Seid ruhig jetzt und habet acht,
denn der hat niemals noch gelacht!

FRIEDRICH
Jetzt zum Gericht, und niemand störe!

Eine Deputation von jungen Edelleuten tritt hervor, Antonio an ihrer Spitze überreicht Friedrich eine Bittschrift.

ANTONIO
Ich bin beauftragt von dem Volk,
euch diese Bittschrift vorzulegen;
wir bitten, dass der Karneval,
den ihr verboten, sei erlaubt.
Palermo lebt nicht ohne Freude!

ALLE
Wir stimmen in die Bitte ein,
lasst uns die Lust bewilligt sein!
Wir bitten, dass der Karneval,
den ihr verboten, sei erlaubt.
Palermo lebt nicht ohne Freude!

FRIEDRICH
zerreisst das Blatt heftig
Das sei die Antwort auf die Bitte! -
Verworfnes Volk! Seid ihr denn ganz
versunken im Pfuhl der Lüste,
im Schlamme der Begierden?
Nur nach Vergnügen, Freude steht eu'r Trachten,
in Rausch und Wollust kennt ihr nur das Leben! -
Mich ekelte das sündenvolle Treiben,
als mich des Königs Huld hieherberufen;
ich gab ihm meinen Abscheu zu erkennen,
er fühlte wahrlich ihn so tief wie ich!
Und da er jetzt Neapel zugeeilt,
liess er als Stellvertreter mich zurück,
und trug mir den Versuch auf, euch zu bessern!
Ihr kennet das Gesetz, das ich erlassen,
und strenge wach' ich, dass erfüllt es werde!
Ich will ein Damm sein eurer Leidenschaft,
die frevelhafte Glut will ich euch kühlen,
die wie ein Wind der Wüste euch versengt!
Rein will ich euch dem König übergeben!

ALLE
Mit welcher Salbung spricht der Mann,
der Teufel hat's ihm angetan!

FRIEDRICH
Jetzt zum Verhör! Bringt die Verhafteten!

Claudio wird gebracht. Friedrich betrachtet ihn lange mit strengem Blicke.

FRIEDRICH
Ha, ihr seid Claudio! Ich kenne euch
an diesem Blick, der frech und unverschämt
verspottet das Band der Sittsamkeit!

CLAUDIO
Mit solcher Härte könntet ihr betrachten so geringen Fehler,
des sich die Jugend kaum bewusst ist!

FRIEDRICH
O, der Verderbtheit; dieser Leichtsinn ist's,
den ich verdamme wie das Laster selbst.
Nicht einen Schritt weich' ich von dem Gesetz!

CLAUDIO
O, seid ihr klug, weil ich geliebt?

FRIEDRICH
Schweig! Dich und Julia trifft der Tod!

ALLE
Der Tod! O Gott, welch hartes Los!

BRIGHELLA
Der Tod! Fürwahr, ein schlimmes Los!

Isabella tritt mit Luzio auf und bricht sich Bahn.

ISABELLA
Erst noch mich! - Ich bin die Schwester!

DORELLA, ANTONIO, PONTIO, ANGELO, DANIELI, BRIGHELLA
Ha, seine Schwester, hört sie an!

LUZIO
Hier seine Schwester, hört sie an!

CLAUDIO
Du nur allein kannst mich erretten!

LUZIO
Sie ist der Gott, der dich befreit!

ISABELLA
Was ich vermag als treue Schwester,
sei deiner Rettung ganz geweight! -
Ich bitt' euch, Herr, um ein Gehör;
doch lasst die Andern sich entfernen!

FRIEDRICH
Nichts nützen Weibertränen mehr.
Doch sei's! - Ihr aber, - bleibet hier!

ISABELLA
Lasst sie entfernen; zu eurem Herzen,
zu eurem Amt nicht will ich sprechen.

FRIEDRICH
Es geht nicht an!

ISABELLA
voll Spott
Ihr fürchtet euch vor einem Weibe?

FRIEDRICH
aufbrausend, schnell
Entfernet euch!

ALLE
Entfernet euch, lasst sie allein;
Gott möge ihr den Sieg verleihn!

Alle gehen ab ausser Friedrich und Isabella.

FRIEDRICH
Wohlan, so rede! Was hast du zu sagen?

ISABELLA
Kennst du das Leid der Elternlosen,
die um des Bruders Leben fleht,
du könntest nie zurück sie stossen,
die trostlos dann verlassen steht!
O, öffne der Schwesterliebe dein Herz,
Löse durch Gnade meinen Schmerz!

FRIEDRICH
Die Schwesterliebe ehre ich,
doch Gnade hab' ich nicht für dich! -

ISABELLA
Du schmähest jene andre Liebe,
die Gott gesenkt in unsre Brust;
o wie so öde das Leben bliebe,
gab er nicht Liebe und Liebeslust!
Dem Weib gab Schönheit die Natur,
dem Manne Kraft, sie zu geniessen,
ein Tor allein, ein Heuchler nur
sucht sich der Liebe zu verschliessen!
O, öffne der Erdenliebe dein Herz,
und löse durch Gnade meinem Schmerz!

FRIEDRICH
Wie warm ihr Atem, wie beredt ihr Ton; -
bin ich ein Mann? Weh' mir, ich wanke schon!

ISABELLA
O, war dein Herz denn stets verschlossen,
drang Liebe nie in deine Brust,
hat dich ihr Zauber nie umflossen
mit ihrem Leid und ihrer Lust?
Wenn je es einem Weib gelungen,
zu rühren deinen kalten Sinn,
hat je ein Arm dich fest umschlungen,
gabst je du dich der liebe hin,
o, so öffne dem Flehen jetzt dein Herz,
löse durch Gnade meinen Schmerz!

FRIEDRICH
Aus ihrem Munde dies zu hören,
es ist zu viel! Mir wallt das Blut,
ich bin mir meiner nicht bewusst.

ISABELLA
O Gnade, Gnade meinem Bruder!

FRIEDRICH
Dahingeschmolzen ist das Eis,
vor ihrem Atem flieht mein Stolz! -
Steh auf, lass mich zu deinen Füssen!

ISABELLA
Nicht eher, bis du Gnade spendest!

FRIEDRICH
Dein Bruder, er ist frei! Doch du,
die tausendfache Glut mir weckte,
wie löschest du die Flamme mir?

ISABELLA
Ha, was soll das?

FRIEDRICH
Du hast in mich
niemals geahnte Glut gehaucht;
die Liebe, die du mir verkündet,
fass ich mit heisser Glut zu dir!
Frei ist dein Bruder, wenn du selbst
mich lehrst, wie himmlisch sein Verbrechen!

ISABELLA
O Gott, was hör ich? Ha, so weit
ging dieses Frechen Heuchelei!
Was willst du? Nenn es deutlich mir!

FRIEDRICH
Die höchste Liebesgunst von dir,
und frei, frei ist dein Bruder Claudio!

ISABELLA
Ha, Schändlicher, Abscheulicher! Herbei! Herbei!
Sie schreit nach den Fenstern und Türen.
Herbei, betrognes Volk, herbei!
Sprengt alle Tore, hört mich an!
Herbei, herbei!
Ich will den Frechsten aller Heuchler
vor euren Augen euch entlarven!

FRIEDRICH
Weib, bist du rasend?

ISABELLA
Du hältst mich nicht!

FRIEDRICH
Was willst du?

ISABELLA
Herbei, herbei, Palermo's Volk,
eilt, eilt herbei!

Alle stürzen in Verwirrung zum Saale und auf die Galerien herein.

ALLE
Was ist geschehn, was soll das Schrei'n?

ISABELLA
Ich nenne einen Heuchler euch!

FRIEDRICH
Bedenke, was du tust!

ALLE
Wo soll das hin, was ficht sie an?

ISABELLA
Ich will enthüllen diesen Gleisnerstolz!

FRIEDRICH
Hör mich!

ALLE
Wo führt das hin? Was gibt's?

ISABELLA
Erkennen sollt ihr ihn, den frechen Bösewicht!
Herbei!

ALLE
Was ficht sie an, was ist's?
Sprecht, was geschah?

FRIEDRICH
Bedenke, was du tust!
Hör mich! Halt ein! Du sprichst umsonst!
Er drückt sie gewaltsam auf die Seite.
Bedenke wohl, wer ich bin,
und wie du erscheinst!

ISABELLA
Lass mich, Elender!

FRIEDRICH
Hör mich an!
Du Törin, sprich, wer wird dir glauben?
Den Antrag gebe ich sogleich
für eine List aus, deine Tugend,
ob sie so echt sei, zu erforschen!

ISABELLA
Ha, wie verrucht! Ich straf' dich Lügen!

FRIEDRICH
Verkündetest du Härte, Strenge,
ja, sprächest du von Grausamkeit,
so würde man dir eher glauben.
Doch sprächest du von Liebe,
wird man nur lachen.

ISABELLA
O Himmel, er besiegt mich!

FRIEDRICH
Still, sei denn gescheit, und schweige jetzt,
zu deinem Unglück sprächst du nur!

Isabella sinkt stumm zusammen. Der Chor und die übrigen nähern sich ihr teilnahmsvoll.

ALLE
Sprich, Isabella, was ist dir?
Du riefst nach uns, und wir sind hier!
Isabella weist sie mit einer stummen Gebärde zurück.
Du schweigst! Wie sollen wir das deuten?
Sie schweigt in stummem Schmerz,
was hat er ihr vertraut?
Verwundrung erfüllt mein Herz,
dem's vor der Lösung graut.

FRIEDRICH
Ha, wie verklärt der Schmerz
die schöne Himmelsbraut.
Vor Wollust erbebt mein Herz,
da ich sie so geschaut!

BRIGHELLA
Es war gewiss kein Scherz,
was er ihr hat vertraut!

ISABELLA
Vor Wut und Scham glühn meine Wangen,
bin ich so elend, bin ich so schwach!
O, wie könnt' ich ihn wohl vernichten!
Enthüllen seine Heuchelei!
Wenn ich ihn überführen könnte,
und durch sein eignes Gesetz,
das frech er höhnet, ihn bestrafen?
Doch sollt' ich selbst das Opfer sein?! -
O du betrogne Mariana!
Mariana! Mariana! -
Sie springt von einem plötzlichen Gedanken ergriffen, schnell auf.
Mariana; - wie, o Götterlicht!
Ha, wie begeistert mich die List!
Statt meiner send' ich ihm sein Weib,
ich überführ' ihn durch die Tat,
und fessle ihn an die Verlassne!
Triumph, Triumph! Du bist gefangen,
ein Weib lockt dich ins eigne Netz!

FRIEDRICH
Nun, Isabella, sprich, wozu
bist du entschlossen? Säume nicht!

ISABELLA
Du hast mich mächtig überwältigt,
was kann ich tun, ein schwaches Weib!

FRIEDRICH
Du gehst zurück, ich dürfte hoffen?

ISABELLA
Kann ich es ändern, muss ich nicht?

FRIEDRICH
Du versprichst mir?

ISABELLA
Ich verspreche!

FRIEDRICH
Entzücken! Sag mir, wie und wo!

ISABELLA
Das schreib' ich euch!

FRIEDRICH
Ha, welche Wollust!

ISABELLA
Und dann, mein Bruder?

FRIEDRICH
Dein Billet sei das Patent, das ihn befrei'!

ISABELLA
So bin ich dein!

FRIEDRICH
Wie fass ich mich!

ISABELLA
Ha,welche Lust, er ist gefangen,
gelingen soll die schönste List; -
o, du sollst kühlen dein Verlangen,
bis du mir satt voll Liebe bist!
Du sollst mir zappeln in der Falle
für deine Marrheit, deine Heuchelei!
Ich räche mich und mache alle
aus deinen Narrenketten frei!

FRIEDRICH
Ha, welche Lust, ich soll's erlangen,
was mir die höchste Wollust ist,
Ich soll es kühlen, mein Verlangen,
geniessen, was kein Gott geniesst!
Wenn ich zum tiefsten Abgrund falle,
und wenn dies auch mein Ende sei!
O, ihr Genuss macht mich für alle
die Sünden, die ich kenne, frei!

DORELLA, LUZIO, CLAUDIO, ANTONIO, PONTIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
Es fasset uns Erstaunen alle,
ist es wohl Ernst, ist's Raserei?
Gewiss scheint uns in jedem Falle,
dass hier etwas verborgen sei!
So lasst euch endlich doch erweichen,
macht Ernst, die Sache auszugleichen!
Begnadigt uns und macht uns frei!

BRIGHELLA
Welch ein Geschrei!
Wollt ihr gleich -

FRIEDRICH
Wie ich's bestimmt -

BRIGHELLA
Ach so!

FRIEDRICH
So bleibt es stehn.
Ich will nicht vom Gesetze gehn!

ALLE
O unbeugsame Grausamkeit!

BRIGHELLA
Ihr wisst nun wohl, woran ihr seid!

CLAUDIO
O Schwester, welch ein Ungemach!

LUZIO
Sprecht, Isabella, was geschah?

CLAUDIO
Sprich, gab er deinem Fleh'n nicht nach?

LUZIO
Kamt ihr nicht seiner Narrheit nah'?

ISABELLA
O seid nur heiter, aufgeräumt!
Das ist ja Spass, was ihr hier seht;
der drüben ist mein guter Freund,
ein lust'ger Mann, der's nicht so meint!

LUZIO
Jetzt wird sie vollends gar verwirrt!

CLAUDIO
Wohin hat sich dein Schmerz verirrt!

ISABELLA
So lacht und jubelt doch mit mir!
Ihr kennt die Sizilianerin!
Der Narrennebel schwindet bald,
ich mach' euch frei mit einem spass!

ALLE
Wo führt das hin? Sie wird verrückt!

FRIEDRICH
Isabella, sprich, was fängst du an?
Was soll ich denken! Bist du toll?

ISABELLA
Ihr kennt das nicht! Ich bin ein Weib,
und freue mich auf morgen nacht!

FRIEDRICH
O Seligkeit! Schon morgen nacht!

ISABELLA
So sei's, ich schick' euch das Billet,
es sag' euch sicher, wie und wo?
Stellt euch nur ein!

FRIEDRICH
Wie fass ich mich!

ISABELLA
Ha, welche Lust, er ist gefangen,
gelingen soll die schönste List!
O, du sollst kühlen dein Verlangen,
bis du mir satt voll Liebe bist!
Du sollst mir zappeln in der Falle
für deine Narrheit, deine Heuchelei!
Ich räche mich, und mache alle
aus deinen Narrenketten frei!

FRIEDRICH
Ha, welche Lust, ich soll's erlangen,
was mir die höchste Wollust ist,
ich soll es kühlen, mein Verlangen,
geniessen, was kein Gott geniesst!
Wenn ich zum tiefsten Abgrund falle,
und wenn dies auch mein Ende sei,
o, ihr Genuss macht mich für alle
die Sünden, die ich kenne, frei!

ALLE
Wo soll das hin, sie wird verrückt!
Sie reisst uns wider Willen alle
zum Strudel wilder Raserei!
Ob einer steh', ob einer falle,
macht euch aus Narrenketten frei!
ZWEITER AKT

Gefängnisgarten

CLAUDIO
allein
Wo Isabella bleibt; - sie wird das Schicksal,
das meiner harret, mir verkünden! - Tod?
O meine Julia, sollt' ich scheiden
von dir und deinem Schmerz,
trostlos allein in deinen Leiden
bräch' auch dir das Herz!
Isabella kommt.
Ach, Isabella, teures Leben,
o rede schnell, was bringst du mir?

ISABELLA
Ein schönes Los bereit' ich dir,
sei Held und Retter meiner Ehre!

CLAUDIO
Was muss ich hören?

ISABELLA
So vernimm!
Ein Scheusal, ein Tyrann ist der,
der das Gesetz gab, das dich mordet;
kein grössrer Heuchler wird gefunden
als Friedrich selbst. Hör, was geschah:
zu seinen Füssen sah er mich
und fasste frevelhafte Glut;
und um den Preis meiner Entehrung
versprach er Gnad' und Leben dir!

CLAUDIO
Ha, niederträchtig, welch ein Schurke!

ISABELLA
beiseite
So recht, zwar fest steht meine List,
doch um zu prüfen seine Stärke,
ob er das Leben auch verdient,
verschweig' ich ihm, was ich ersonnen!

CLAUDIO
O Isabella, welche Schande!

ISABELLA
Claudio, ertrügest du die Schmach?

CLAUDIO
Um solches Opfer sollt' ich leben!

ISABELLA
Für meine Ehre stirb als Held!

CLAUDIO
Ha, welch ein Mut begeistert mich!

ISABELLA
Es harret dein der schönste Lohn!

CLAUDIO
Ha, welch ein Tod für Lieb' und Ehre,
ihm weih' ich meine Jugendkraft,
für die erhabne Heldenehre
glüh' ich in hoher Leidenschaft!
Für meines gäbst du gern dein Leben,
doch für die Ehre sterbe ich!
Ich ende so mein männlich Streben,
und hoher Lohn erwartet mich!

ISABELLA
Dem schönen Tod für Lieb' und Ehre,
ihm weiht er seine Jugendkraft;
für die erhabne Heldenehre
glüht er in hoher Leidenschaft!
Wohlan, so rett' ich gern dein Leben,
für deine Freiheit stürbe ich;
für dieses männlich schöne Streben
erwartet Glück und Freude dich!

CLAUDIO
Ha, welch ein Tod für Lieb' und Ehre,
ihm weih' ich meine Jugendkraft,
für die erhabne Heldenehre
glüh' ich in hoher Leidenschaft!
Für meines gäbst du gern dein Leben,
doch für die Ehre sterbe ich;
ich ende so mein männlich Streben,
und hoher Lohn erwartet mich!

ISABELLA
Mein Bruder, nun, so höre mich!

CLAUDIO
Isabella, ich umarme dich!
Leb wohl, nimm diesen Abschiedskuss;
so büsse ich das schöne Leben,
von dem ich sterbend scheiden muss!

ISABELLA
Ermanne dich!

CLAUDIO
Könnt' ich sie sehn,
eh' mich der düstre Tod umhüllt,
der Tod mit seinem kalten Schauer,
der alle Lust und Freude knickt,
die dieses Leben schön geschmückt!

ISABELLA
Was ficht dich an?

CLAUDIO
Weil ich geliebt, -
o, es ist hart, ach Isabella!

ISABELLA
Bei Gott, was soll's?

CLAUDIO
Du lebst im Kloster,
und kennst sie nicht, die schöne Welt.

ISABELLA
Claudio!

CLAUDIO
O Schwester, mach mich frei!

ISABELLA
Weh mir, was höre ich? Durch Schande?

CLAUDIO
Verdammst du mich, weil ich gefehlt?
's ist so gering, des Bruders Leben!

ISABELLA
Meinst Du? Und einer Schwester Ehre?
Ha, feiger, ehrvergessner Wicht,
Elender, und mein Bruder nicht!

CLAUDIO
O Schwester!

ISABELLA
Nicht erbarmenswert;
so hast du Mut und Kraft bewährt!

CLAUDIO
Hör mich, 's war nur ein Augenblick!

ISABELLA
Schwachmüt'ger, weich von mir zurück!

CLAUDIO
Sieh meine Reu'!

ISABELLA
Ich glaub' ihr nicht!
He, Schliesser, eile an dein Amt;
schliess den Gefangnen wieder ein!

Pontio als Schliesser kommt mit einigen Bütteln herbei.

CLAUDIO
Was tust du?

PONTIO
Fort, Signor!

CLAUDIO
Lass los!

ISABELLA
Bringt ihn von dannen!

PONTIO
He, ihr Leute, her, ihr Leute!

CLAUDIO
O Schwester, sieh auf meine Reue!
Schon bin ich ja wieder ganz ermannt!
Dass ich den Tod jetzt nicht mehr scheue -
sag' dir die Glut, die mir entbrannt!

ISABELLA
Nicht acht' ich mehr auf deine Reue!
Die Feigheit hat dich ganz entmannt!
Los sag' ich mich der Schwestertreue!
Ich habe niemals dich gekannt!

CLAUDIO
O Schwester, Isabella!

Claudio wird in das Gefängnis zurückgebracht.

ISABELLA
allein, geht mit heftigen Schritten auf und ab.
So sei's! Für seinen feigen Wankelmut
sei er durch Ungewissheit seines Schicksals,
das ich so lang ihm berge, streng bestraft! -
Doch dir, mein süsser Liebesantipode,
bereit' ich eine List, sie soll dich fangen,
für Narrheit und für Bosheit dich bestrafen!
Der Plan ist gut; ich melde Mariana,
wie sie den Vogel fängt, der ihr entfloh'n!
Sie ist sein Weib und sträubt sich lange nicht;
derweil bestell' ich Friedrich für die Nacht!
Heut ist Beginn des Karnevals, den er verbot; -
so muss er denn verlarvt erscheinen,
zum zweiten Male brechen sein Gesetz!
Kommt er dann so, so naht sich Mariana,
führt ihn statt meiner nach dem Pavillon;
sie gibt sich dann ihm offen zu erkennen,
zwingt ihn, den keuschen Mann, zum neuen Bund
und liefert dann ihn meiner Gnade aus!
Doch, das Begnadigungspatent des Bruders,
das ich noch heute abend soll erwarten,
wird Claudio vorenthalten, ich fang' es auf
und lass ihn büssen durch die Todesfurcht!
Triumph! Triumph! Vollendet ist der Plan!
Ich spiele mit dem Tod wie mit dem Scherz,
und List und Rache erkämpfen mir den Sieg!

Dorella kommt.

ISABELLA
Dorella, sieh, nun, bist du jetzt befreit,
und stehst du ganz zu Diensten mir?

DORELLA
Gewiss, ein Wort von euch tat Wunderkraft;
Ich bin dankbar zu eurem Dienst geweiht.

ISABELLA
So nimm! Hier diesen Brief bestellst du an Mariana,
und dem Statthalter überbringst du jenen; -
den Zutritt musst du finden!

DORELLA
Sehr leicht; - der Kauz Brighella ist sterblich in mich verliebt.

ISABELLA
Brighella? Herr und Diener? Ha, vortrefflich!
Sahst du nicht Luzio?

DORELLA
Ich sah ihn nicht; Gott weiss, wohin er flattert!

ISABELLA
Sprich, ist er so flatterhaft, als man ihn immer nennt?

DORELLA
Ei, und weit mehr: 's gibt nicht ein einzig Weib hier in Palermo,
dem er sich nicht nahte mit seiner kecken Art.
Mich liebt' er auch!

ISABELLA
Was sagst du?

DORELLA
O, recht heftig; seine Schwüre, Versprechungen, Anträge, Liebkosungen jedoch sind falsch;
treulos ist er wie keiner!

ISABELLA
Ha, ein vortrefflich Bild, ich muss gestehn! -
Wer kommt dort durch die Pforte?

DORELLA
Wenn man vom Teufel nur spricht, so ist er da. -
's ist Luzio!

Luzio tritt auf und nähert sich galant Isabella, ohne Dorella zu bemerken.

LUZIO
Wie glücklich, schöne Isabella, bin ich,
euch endlich hier zu sehn!

ISABELLA
Viel Dank!

DORELLA
So seht doch auch Dorella!

LUZIO
Du könntest wahrlich wieder gehn!
Nach eurem Bruder wollt' ich fragen,
wie alles abgelaufen sei?

ISABELLA
Ich kann das Beste euch nur sagen, -
noch heute wird er wieder frei!

LUZIO
O, so habt Wunder ihr getan,
ich bete eure Allmacht an!

DORELLA
Das ist zuviel, jetzt wird er fromm,
und gottlos war er stets bei mir!

LUZIO
mit zunehmender Verwegenheit
Ich weiss nicht, wie ich dazu komm!

DORELLA
O nur Geduld, ich sag' es dir! -
Denkst du noch an die Schwüre, Küsse,
die Schmeicheleien, die Versprechen?

LUZIO
Wenn ich von alledem was wisse!

DORELLA
Willst du die Eide alle brechen?

LUZIO
Bei Gott, wer mag sich so erfrechen!

ISABELLA
Ei, ei! Dass ihr so untreu seid!

LUZIO
Ich schwör's bei meiner Seligkeit!

DORELLA
Das ist der tausendste der Schwüre!

LUZIO
ausweichend
Dass ich nicht eins ins andre führe, -
wann, denkt ihr wohl, wird Claudio frei?

DORELLA
Mein Freund, nein, so geht nicht das Ding,
und damit nichts gelogen sei, -
kennst du den Brief, kennst du den Ring?

ISABELLA
Ach, welche zarte Liebeszeichen!

LUZIO
Nein, das ist Frechheit sondergleichen!

DORELLA
Du leugnest es?

LUZIO
Ich kenn' dich nicht!

DORELLA
Weh mir!

ISABELLA
So hört doch nur, was Liebe spricht!
Das ist nicht schön von euch, Signor,
dass ihr die Arme so verlasst;
es geht aus ihrem Schmerz hervor,
dass sie euch tief ins Herz gefasst.

DORELLA
Das ist doch wahrlich schlecht, Signor,
dass ihr mich endlich gar verlasst;
aus euren Schwüren ging hervor,
dass ihr mich mehr ins Herz gefasst!

LUZIO
Jetzt schwirrt mir's wahrlich vor dem Ohr,
auf dieses war ich nicht gefasst.
Es geht aus allem mir hervor,
dass man mir völlig aufgepasst!

ISABELLA
Welch ein Verbrecher seid ihr doch,
dass ihr es wagen konntet,
mir euer Herz und eure Hand zu bieten,
da euch schon süsse Bande fesseln!

DORELLA
Was höre ich!

LUZIO
O welcher Spott!

ISABELLA
Sollt' ich nicht euch zulieb'
das Kloster für immer lassen?

DORELLA
Frevelhaft!

LUZIO
Ihr wollt doch nie es mehr betreten!

ISABELLA
Gewiss! Ich werde dort sehr viel
durch strenge Busse sühnen müssen,
weil ich zuvor gezwungen bin,
noch eine Sünde zu begehn.

LUZIO
Noch eine Sünde! Redet, welche?

ISABELLA
So wisst!
Zur Lösung meines Bruders
verlangte Friedrich das von mir,
und das er jenen straft!

LUZIO
Zum Teufel, 's ist nicht möglich,
welch ein Heuchler! Und ihr?

ISABELLA
Ich muss es ihm gewähren,
noch diese Nacht, kein Mittel sonst!

LUZIO
Entsetzlich; ha, nimmermehr,
für eure Ehre sterb' ich gern!

ISABELLA
Triumph, wahrhaft ist seine Liebe!

LUZIO
Und wenn ich selbst im Kampfe bliebe,
ich ruf' es durch die Strassen aus,
ich schrei' es laut von Haus zu Haus,
wie schändlich Friedrichs Heuchelei,
wie schimpflich seine Tyrannei!

ISABELLA
Ich habe auch schon dran gedacht; -
doch hätte man mich ausgelacht.
Wer glaubt denn wohl an Friedrichs Liebe?
Beruhigt euch, nichts hilft das Toben!

LUZIO
Ich rase! Ist dies Isabella?

DORELLA
So seid doch still, was geht's euch an?

LUZIO
Bei Gott! Was soll ich von euch denken?

DORELLA
So seid doch still, was geht's euch an?
Ein Kluger tut, als wiss' er nichts!

LUZIO
Ich werde toll! O, welche Schmach!

ISABELLA
In dem erhabenen Erglühen
spricht sich die schönste Liebe aus,
erst soll er quälen sich und mühen,
dann lach' ich ihn voll Freude aus!

DORELLA
Was mögt ihr euch nur so erglühen,
es kommt doch nur ein Spass heraus;
was wollt ihr denn um sie sich mühen,
sie lacht euch doch bezeiten aus!

LUZIO
Vor Wut fühl ich mein Herz erglühen,
mir füllt die Adern Angst und Graus;
ich möchte Gift und Flammen sprühen,
und sie lacht mich wohl gar noch aus!

Dorella ist abgeeilt. Luzio wirft sich wie rasend auf eine Bank. Pontio kommt.

ISABELLA
Vernimm, mein Freund, worum ich dich jetzt bitte:
Vor heute nacht wird Friedrich ein Patent,
das meinen Bruder Claudio betrifft,
hieher bestellen; verschweig es meinem Bruder,
such mich dann auf dem Korso auf und gib mir's.

PONTIO
Verheimlichen? Das geht nicht!

ISABELLA
wirft eine Börse zu
Warum nicht, Narr?

PONTIO
steckt die Börse ein
O ja, es geht!

ISABELLA
Nun denn, beacht' es wohl!
Signor, lebt wohl! - Ich seh' euch diese Nacht!
Ab.

Luzio und Pontio

LUZIO
springt wie besessen auf
Heut nacht! - Ja wohl, heut nacht! - 's wird lustig hergehen, ich kann mir's denken! - O Weiber, Weiber! Ich spielte erst mit euch, wie spielt ihr jetzt mit mir! Fluch ihnen!
Er rennt in der Hast Pontio um, der ihm verwundert zugesehen hat.
Was ist das für ein Kerl?

PONTIO
sich aufrichtend
Seid ihr gescheit? Was ist das für ein Benehmen?

LUZIO
Zum Teufel, Pontio?! Wie kommst du hierher, Kerl? Bist du ein Gefangener, oder was sonst?

PONTIO
Weder ein Gefangener, noch ein Sonst. Seht mich recht an, ich bin ein Schliesser!

LUZIO
Und dazu nahm man dich, den verworfensten Spitzbuben in ganz Sizilien?

PONTIO
Wahrt eure Zunge! - Sagt, was sollt' ich tun? Alle Wirtschaften sind aufgehoben, alles wird ordentlich, mein Gewerbe ist dahin! Was sollt' ich anfangen? Man braucht Sbirren, man bietet mir die Aufnahme in ihre noble Gesellschaft an, ich werde sogar Schliesser.
Luzio lacht bitter.
Was ist da zu lachen? Ich bin sittsam geworden, ich beschütze die Tugend und wache über alle liederlichen Leute.

LUZIO
So ist es recht! Lumpengesindel braucht man, um seine heuchlerischen Schurkereien auszuführen! Lass mich zu Claudio!

PONTIO
Das geht nicht, Signor!

LUZIO
Da werde ich dich fragen! Ich muss ihn sprechen, ich muss ihn beschwören, eher sein Leben als seiner Schwester Ehre zu opfern!

PONTIO
Lasst ihm doch das Leben und ihr die Ehre! Mit einem Wort, es darf niemand zu ihm!

LUZIO
Der Schurke macht mich verrückt!
er packt ihn.
Willst du weichen, Halunke,
oder ich würge dich!

PONTIO
schreiend
Zu Hilfe! Zu Hilfe! Herbei! Herbei!
Es kommen mehrere Sbirren.
Arretiert dieses Ungeheuer! Macht euch an ihn, steckt ihn ein! Ins Loch! Ins Loch!

LUZIO
Die Frechheit dieses Kerles macht mich rasend!

Er prügelt ihn, die Sbirren fallen über Luzio her; er wehrt sich eine Zeitlang, schlägt sich durch, tritt Pontio nieder und entspringt über die Mauer.

PONTIO
indem ihm die Sbirren aufhelfen und ihn forttragen
Jedes Amt hat seine Mühseligkeiten, das merke ich nun wohl! Ich glaubte jetzt nur Prügel austeilen zu dürfen, - statt dessen bekomme ich sie noch, nach wie vor! - O schlimmes Amt!
Alle ab.

Ein Zimmer in Friedrichs Palast. Friedrich allein.

FRIEDRICH
So spät, und noch kein Brief von Isabella?
Verlang' ich nicht danach, wie nach dem Heil Der Seele?
Was hat ein Weib aus dir gemacht!
Armseliger, wohin ist das System,
das du so wohl geordnet, hingeflohen?
Ein Hauch von ihrem warmen Atem nur,
und wie ein frost'ger Wintertraum zerflossen!
O, nicht zum Sklaven bloss macht mich die Liebe,
der Pflicht und Ehre zu vergessen,
zwingt mich ihre rächende Gewalt!
Ich liebte nie, - das lernte Mariana,
die ich einst treulos, kalt verliess!
Doch als mir Isabella die Erdenliebe erschloss,
da schmolz das Eis in tausend Liebestränen!
Ja, glühend, wie des Südens Hauch
brennt mir die Flamme in der Brust;
verzehrt mich auch die wilde Glut,
geniess' ich doch die heisse Lust!

Brighella kommt und führt Dorella herein, welche Friedrich ein Billett überreicht. Beide bleiben an der Türe stehen.

FRIEDRICH
Von Isabella, diese Nacht, - am Ausgang des Korso; - wie? Verlarvt?
Sie sagt mir's zu!
O Wonne, himmlisches Entzücken,
noch heute wird die Schönste mein!
Sie will den Glühendsten beglücken,
mir Sel'gem ihre Liebe weihn!
Mich zu verlarven? Darf ich's wagen,
verbot ich nicht das Maskenfest?
Sollt' ich zum zweiten Male fehlen?
Und doch, ist's nicht das Sicherste?
Erwartet mich nicht das Entzücken,
wird nicht die Schönste heute mein?
Darf ich noch eine Sünde scheu'n!
Doch lass ich wirklich Claudio frei?
Darf das Gesetz wohl unterliegen
der Leidenschaft, die mich durchtobt?
Eh'r bring' ich selbst mich dem Gesetz
als Opfer dar, eh'r sterb' ich selbst!
Er unterzeichnet ein Urteil und überreicht dies Brighella.
Claudio, du stirbst, - ich folg' dir nach!
O, wie verschling' ich die Gedanken,
die wie Dämonen mich durchzucken.
Im Fieber wallet mir das Blut,
ich bin mir meiner nicht bewusst! -
Wie trag' ich Qualen und Entzücken,
es harret Tod und Wollust mein;
ich will sie an den Busen drücken,
ich will ihr Gott und Hölle weihn!
Ab.

Brighella und Dorella sind geblieben.

DORELLA
Lebt wohl, Signor Brighella, - die Heiligen mögen euch beschützen!

BRIGHELLA
hält sie
Bleib nur noch einen Augenblick!

DORELLA
Lasst mich!

BRIGHELLA
Nein, länger halt ich mich nicht. Mag mich der Statthalter morgen hängen lassen, - der Teufel hole seine Liebesverbote! - Ich bin in dich verliebt wie rasend und habe schon meinen ganzen Verstand darüber verloren!

DORELLA
Ach, das wäre schade! - Du liebst mich?

BRIGHELLA
Bis zum Wahnsinn! - Kann ich dich nirgends treffen?

DORELLA
So? Gleich ein Rendezvous? - Nun gut - so komm heute abend auf den Ausgang des Korso! -

BRIGHELLA
Verdammt! Dort ist's gewöhnlich sehr belebt!

DORELLA
Hilft nichts! Du musst dich maskieren; auch ich erschein' maskiert.

BRIGHELLA
Ach, das bricht mir ja den Hals! Der Karneval ist streng verboten, - das darf ich nicht wagen!

DORELLA
So sei kein Narr, - wir werden nicht die einzigen sein; noch ganz andere Leute, als wir zwei, werden sich verlarven.

BRIGHELLA
Ich tu es nicht!

DORELLA
So geh, wohin du willst! - Addio! -

BRIGHELLA
Ja, ja, ich will mich verlarven, maskieren von oben bis unten! - Ihr Heiligen, was macht so ein Schelm nicht alles aus mir!

DORELLA
Ich komme als Colombine, - und dass ich dich erkenne, kommst du als Pierrot!

BRIGHELLA
Weh mir, als Pierrot!

DORELLA
Nun genug, - leb wohl! Heut nacht - leb wohl, mein süsser Pierrot!

Sie gibt ihm einen flüchtigen Kuss und eilt davon.

BRIGHELLA
sieht ihr erstaunt nach
Und das war nur ein Kuss!
Ein Kuss! Und den will mir der Statthalter verbieten? Den Teufel in sein Liebesverbot! Kann er's aushalten, so ist er Deutscher! Ich bin Sizilianer, und zwar von erstaunlich guter Geburt! - - Aber warum ich mich nur maskieren soll? - Ob dies meinen Reiz erhöhen soll? - Ihr Heiligen, wenn man mich erwischt, wie würde mir die Liebe bekommen!
Geht ab.

Der Ausgang des Korso; im Vordergrunde Lusthäuser mit parkähnlichen Anlagen; ein Zelt mit Erfrischungen des Danieli. Man sieht nach hinten in den Korso hinab. Angelo, Antonio, Danieli in seinem Zelte, Volk, junge Männer und Frauen, alle meistens halb oder ganz maskiert, italienische Charaktermasken usw. Alles wogt bunt durcheinander. Es ist Abend.

ANTONIO
So recht, ihr wackern jungen Leute!
Einmütig haben wir beschlossen,
dem albernen Verbot zum Trotz
den Karneval froh zu begehen.

CHOR
Bereit sind wir zum Feste schon,
wir ordnen bald die Prozession!

ANTONIO
Palermos Frauen sind bereit,
sie teilen jede Lustbarkeit!

DANIELI
Ihr buntes Volk, macht euch heran!
Hört mich, und was ich sage an!
Alles zieht sich nach seinem Zelte.
Ich biet' euch meinen ganzen Rest,
den ganzen Keller voll von Wein!
Lasst sehn, wer uns verhindern lässt,
am Karneval vergnügt zu sein!

ANGELO
Das lässt sich hören!

ANTONIO
Kommt heran,
ein lustig Vorfest halten wir!

ANGELO
Dann ziehn wir nach dem Korso hin!

DANIELI
Willkommen ganz Palermo hier!

Danieli teilt Wein und Erfrischungen aus. Man trinkt und jubelt.

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
So jubelt in das Fest hinein,
zur Lust begeistre uns der Wein,
wenn jauchzend ganz Italien bebt,
sei auch Sizilien neu belebt!

LUZIO
Ihr muntres Volk, wer seid ihr all?

ANTONIO
Ha, Luzio!

ANGELO
Sei gegrüsst!

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
Willkommen!

LUZIO
So treff' ich euch? Macht euch bereit,
so toll und wild den Karneval
zu end'gen, wie's noch nie geschah!
Ihr schönen Frauen, seid willkommen!
Ich sing' euch jetzt ein Karnevalslied,
es ist das tollste aller Lieder!

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
Es sieht euch gleich! So sing! So sing!

Während des Vorspiels und der Nachspiele wird ein feuriger sizilianischer Charaktertanz ausgeführt.

LUZIO
Ihr junges Volk, macht euch heran,
tralalalalala!
Die Alltagskleider abgetan,
tralalalalala!
Die Larven vor, die Jacken an!
La!
Die bunten Wämser angetan!
La!
Heut ist Beginn des Karnevals,
Da wird man seiner sich bewusst!
Tralalala, herbei, herbei!
Ihr Leute all, tralalala!
Jetzt gibt es Spass, jetzt gibt es Lust!

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
Tralalala, herbei, herbei!
Ihr Leute all, tralalala!
Jetzt gibt es Spass, jetzt gibt es Lust!

LUZIO
Jetzt gibt's nicht Weib, noch Ehemann,
tralalalalala!
Es gibt nicht Vater und nicht Sohn,
tralalalalala!
Und wer das Glück ergreifen kann,
la!
Der trägt es im Triumph davon!
La!
Das ist das Recht im Karneval,
dabei wird man sich sein bewusst!
Tralalala, herbei, herbei!
Ihr Leute all, tralalala!
Jetzt gibt es Spass, jetzt gibt es Lust!

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
Tralalala, herbei, herbei!
Ihr Leute all, tralalala!
Jetzt gibt es Spass, jetzt gibt es Lust!

LUZIO
In Jubelsrausch und Hochgenuss,
tralalalalala!
Ertränkt die gold'ne Freudenzeit,
tralalalalala!
Zum Teufel fahre der Verdruss,
la!
Und hin zur Hölle Traurigkeit,
la!
Wer sich nicht freut im Karneval,
dem stosst das Messer in die Brust!
Tralalala, herbei, herbei!
Ihr Leute all, tralalala!
Jetzt gibt es Spass, es war zur Lust!

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
Tralalala, herbei, herbei!
Ihr Leute all, tralalala!
Jetzt gibt es Spass, es war zur Lust!

Der Tanz ist nach jedem Verse immer feuriger und wilder geworden.
Brighella kommt mit einer Schar von Sbirren.

BRIGHELLA
Halt! Auseinander! Welch ein Lärmen,
welch ein gottvergessnes Schwärmen!

ANTONIO
Der kommt uns eben recht!

ANGELO
Drauf los!

BRIGHELLA
Weg mit den Larven!

ANTONIO
Stosst ihn nieder!

BRIGHELLA
Wisst ihr nicht, dass verboten ist
der ganze Plunderkarneval!

ANGELO
Hört ihn nicht an!

ANTONIO
Auf, werft sie nieder!

ANGELO, DANIELI, CHOR
Ganz recht, das soll der Anfang sein!

LUZIO
Hört mich, ihr Freunde! Jetzt noch nicht!
Gebt ihnen vorderhand noch nach!
Nehmt eure Larven ab. Vermeidet
noch jetzt den Streit mit jenen Schurken!
Macht euch auf Ärgeres gefasst!
Verderbt mir nichts, - geht auseinander!

BRIGHELLA
O liebenswürd'ger junger Mann!

ANTONIO
Was soll's? Wir waren schon im Zug!

ANGELO
Was hast du vor?

ANTONIO, DANIELI, CHOR
Sagt, was geschieht?

LUZIO
Verteilt euch jetzt in jene Strassen!
Entlarvt euch, Freunde, und seid ruhig, -
rechtfert'gen will ich sicher mich!

BRIGHELLA
Für dies Verdienst wird dir ein Orden!

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR
Er hat ganz sicher seinen Grund;
zerstreut euch, doch nicht gar zu weit!

Alle zerstreuen sich nach verschiedenen Seiten. Die Sbirren, in einzelne Patrouillen verteilt, folgen ihnen.
Brighella allein bleibt zurück, blickt nach allen Seiten, ob er allein sei. Er legt seinen langen Mantel und grossen Degen ab, versteckt beides in das Gebüsch und zeigt sich so in der Maske des Pierrot, der er noch die weisse Gesichtslarve zufügt. Er sucht ängstlich nach Dorella. Er glaubt, sie in der Ferne zu sehen und läuft ängstlich davon. Isabella und Mariana treten auf, beide in einer ganz gleichen, reizenden Maske.

ISABELLA
Verweile hier, hier muss er kommen!

MARIANA
Wie glüht die Wange mir vor Scham!

ISABELLA
Doch Keckheit wird allein uns frommen.

MARIANA
Ich weiss nicht, wie ich dazu komm'!

ISABELLA
Wohlan! Ich grüsse dich als Braut,
denn Flitterwochen bist du nah.

MARIANA
Wie mir vor solcher Ehe graut!
O, wär' doch schon das Ende da!

ISABELLA
O nur Geduld, so hitzig nicht!
Für dich leist' ich darauf Verzicht!
Mein süsses Bräutchen, lebe wohl!

MARIANA
Novizenschwester, lebe wohl!
Isabella entfernt sich.
Welch wunderbar' Erwarten,
Gefühl voll Lust und Schmerz,
ich zieh' für eine andre
den Gatten an mein Herz.
Und doch winkt mir von ferne
nach langem Gram ein Glück; -
o bringt ihn, güt'ge Sterne,
voll Reue mir zurück!

Sie verliert sich in einem der Laubgänge. Friedrich kommt maskiert. Luzio schleicht ihm nach.

FRIEDRICH
Hier soll sie sein; - wo mag sie weilen?

LUZIO
Er ist's, ich habe ihn erkannt!

FRIEDRICH
Wer ist der Mensch, der mich verfolgt?

Luzio tritt unbefangen auf ihn zu.

LUZIO
Ganz recht! Dort ist noch eine Maske!
He, Freund, kommt mit zur Prozession!

FRIEDRICH
Zu einer Narrenprozession?

LUZIO
Wieso? Ich denk' ihr seid ein Kluger,
und feiert unsern Karneval.

FRIEDRICH
Ich euren Karneval!

LUZIO
Was soll ich denken! Ihr seid doch verlarvt?

FRIEDRICH
Verdammt! - Nun ja, - ich komme dann!

LUZIO
So recht, lacht jenen Toren aus,
tralalalalala!

FRIEDRICH
Ich lach' ihn aus!

LUZIO
der diese Lustbarkeit verbot,
tralalalalala!

FRIEDRICH
Ha ha ha ha!

LUZIO
Ihr seid gescheit,
und macht die bunten Scherze mit.

FRIEDRICH
Das tu' ich!

LUZIO
Friedrich ist ein Narr!
Glaubt nur, er denkt nicht, wie er handelt.

FRIEDRICH
Kann sein!

LUZIO
Nein, nein! Nicht doch! Er handelt
nicht, wie er denkt!

FRIEDRICH
Auch dies! Zum Teufel!

LUZIO
Er ist ein Heuchler und ein Schuft!
Nicht wahr?

FRIEDRICH
Jawohl! Doch bitt' ich euch:
lasst mich, ich bin nicht aufgelegt,
ich komme später auf dem Korso.

LUZIO
Nun gut. Ich nehme euch beim Wort.
Ihr führt den Maskenzug mit an!

Luzio stellt sich, als ob er sich entferne.

FRIEDRICH
Schon gut, bis dahin lasst mich gehn! -
Ich bin den läst'gen Schwätzer los!
Wo bleibst du, Isabella?
Mariana zeigt sich in der Ferne.
Ha, wer kommt dort? 's ist ein Weib! Ist sie's?
Mariana gibt ihm in ein Zeichen.
Das ist das Zeichen! Welche Wonne!
Du bist es, himmlisches Geschöpf!
Er eilt mit Mariana ab.

LUZIO
hervorbrechend
Zum Teufel, ja, sie war's! Frisch nach!
Ich will die Freude euch gesegnen!

Er eilt Friedrich nach.
Dorella als Colombine tritt Luzio in den Weg, hängt sich an seinen Hals und sucht fortwährend durch Liebkosungen aller Art den Widerstrebenden zurückzuhalten.

DORELLA
Wohin so eilig?

LUZIO
Aus dem Weg!

DORELLA
Jetzt kommst du mir nicht mehr hinweg;
erst musst du büssen für die Schuld,
dass du verachtet meine Huld.

Isabella kommt von der anderen Seite und beobachtet in einem Versteck Luzio und Dorella.

LUZIO
Sie ist verrückt, was fang ich an,
Wer hat's dir, Närrin, angetan?

ISABELLA
So recht, sie muss zurück ihn halten!
Sonst ging' es an ein Schädelspalten!

Brighella erblickt, auf der anderen Seite im Gebüsch verborgen, Luzio und Dorella.

BRIGHELLA
Zum Teufel, so erwisch ich sie!
Wie schlottern mir vor Wut die Knie!

DORELLA
Ist das der Lohn, ist das die Treue?

LUZIO
Jetzt lass mich los, sonst steht es schlimm!

DORELLA
Fühlst du noch immer keine Reue?

BRIGHELLA
Ich schäume bald vor Wut und Grimm!

ISABELLA
Mich dünkt, ihm ist nicht wohl dabei!

DORELLA
Ist das der Lohn, ist das die Reue?

BRIGHELLA
Mein Haar sträubt sich vor Schreck und Graus.

ISABELLA
Dorella ist auch gar zu frei!

BRIGHELLA
Ach, das hält nur der Teufel aus!

ISABELLA
Die Schelmin lässt ihn nicht mehr los!
Sie treibt ihn bis zur Raserei!
Sein Ärger ist jetzt wahrlich gross!
Und dieser ist nicht Heuchelei!

DORELLA
Ich lass' dich Schelmen nicht mehr los!
Sobald kommst du nicht wieder frei!
Du stehst jetzt meiner Rache bloss,
nichts hilft dir deine Raserei!

LUZIO
Wie komm' ich von der Närrin los,
sie bringt mich bis zur Raserei!
Von diesem lästigen Gekos',
wer macht mich armen Sünder frei?

BRIGHELLA
Die Schändliche lässt gar nicht los,
sie bringt mich bis zur Raserei!
Die Wut in mir ist wahrlich gross,
O, der verruchten Heuchelei!

LUZIO
Dorella, Einz'ge, höre mich:
Untreu war ich zum Scheine bloss,
ich blieb dir treu, ich liebe dich,
ich küsse dich!
er küsst sie.
Jetzt lass mich los!

Er macht sich schnell los, läuft aber in der Verwirrung nach der Seite, ab, die der entgegengestzt ist, auf welcher Friedrich und Mariana verschwanden.

ISABELLA
tritt heftig hervor
Ha, was war das, was musst' ich hören!

BRIGHELLA
springt wie ein Wahnsinniger auf Dorella los
Das ist zuviel! Du Ungeheuer!
Verworfnes, böses Katzenherz!

DORELLA
Hilf Gott! Ein Scheusal! Ein Gespenst!
Sie läuft entsetzt davon.

PONTIO
tritt auf
Signora Isabella, he!
Hier, das Patent! 's ist unterschlagen,
ich hab's für euch gestohlen!

ISABELLA
Hab Dank! Es ist noch nicht erbrochen?
Bald, Claudio, end' ich deine Zweifel!

BRIGHELLA
Wie komm' ich fort! Ich muss ihr nach,
und Friedrich soll ich hier bewachen!
He, Pontio!

PONTIO
entsetzt über Brighellas Anblick
Herr! - Wie siehst du aus!

BRIGHELLA
Ich bitte dich um alle Welt,
ich muss davon, bleib hier für mich!
Steh Wache hier am Pavillon,
in zunehmender Verwirrung
lass niemand zu, lass niemand aus!
Nicht doch! Ja, ja! Nein, nein! Zum Teufel!
Fang ihn gleich auf, den Lumpenkerl!
Bewach ihn! 'ne Maske!

PONTIO
Das verstehe, wer da will!

BRIGHELLA
So bleib! Ich geb' dir meine halbe Löhnung!
Dorthin! In Teufels Namen! Ach! -
läuft wie besessen davon

PONTIO
Ist der verrückt? Die halbe Löhnung!
Ich weiss zwar nicht recht, was ich soll,
die Löhnung aber tut mir gut!
Die Wache hier am Pavillon!
Lass niemand zu, lass niemand aus!
Nicht doch! Ja, ja! Nein, nein! Zum Teufel!
Fang ihn gleich auf, den Lumpenkerl!
Bewache ihn! 'ne Maske!'' Gut!
Die Sache ist mir klar, -
ich weiss, woran ich bin!

ISABELLA
das Schreiben erbrechend
Lasst sehn, -

PONTIO
Ein Lump!''

ISABELLA
Wie schreibt der gnäd'ge Herr?

PONTIO
'ne Maske!'' ``Ein Lump!'' ``'ne Maske!''

Pontio stellt sich im Hintergrund an einem Pavillon als Wache auf.

ISABELLA
ist an eine Fackel getreten und liest das Schreiben
Ihr Heil'gen, welche Schändlichkeit!
Nicht die Begnadigung,
geschärft zum augenblicklichen Volzug ist der Befehl!
Durch welchen Zufall hab' ich, mein Claudio, dich gerettet!
Ha, Rache, Rache dem Verruchten!
Herbei! Herbei! Ihr Leute!
Volk Palermos, tiefgekränktes Volk!
Eilt her! Zur Rache! Zur Empörung!
Hört meinen Schrei! Herbei! Herbei!

ANTONIO, ANGELO, DANIELI, CHOR.
Alles stürzt in verwirrung auf die Szene.
Wer schreit! Was ist geschehn?
Was ist dir widerfahren, sprich!

ISABELLA
Greift zu den Waffen! Auf, zur Rache!
Stürzt ihn, den schändlichen Tyrannen!
Luzio kommt.
Auf, Luzio! Komm und räche mich!

ALLE
Was ist ihr?

LUZIO
sie von sich stossend
Lasst die Heuchlerin! Lasst sie nur rasen!

ALLE
Was sagst du?

LUZIO
Es ist Lüge!

ISABELLA
Luzio, höret mich,
wie jämmerlich sind wir betrogen!

LUZIO
Entehrtes Weib, was soll dein Schrei'n?

ALLE
Was soll man denken, sprecht heraus!

ISABELLA
Hört nicht auf ihn, hört mich allein!
Hört ihr umsonst der Rache Schrei'n?

LUZIO
Hört nicht auf sie, hört mich allein!
Sie kennt ja nur Betrügerei'n!

ALLE
Wem soll man trau'n von diesen zwei'n?
Warum mag sie um Rache schrei'n?

Pontio hat im Hintergrunde den verlarvten Friedrich und Mariana ergriffen; der Chor teilt sich in der Mitte, man sieht Pontio sich mit Friedrich nach dem Vordergrunde zu ringen.

PONTIO
Halt! - Halt, er ist erwischt, gefangen!
Ein Weibsbild! Eine Maske! Halt! Halt! Halt!

ALLE
Was ist geschehn? Was soll das Schrei'n?

PONTIO
Halt! Nur vor! Nur vor!

ALLE
Ha, was ist das?

LUZIO
Reisst ihm die Maske ab!

ANTONIO
Lasst sehn!

Man reisst Friedrich die Maske ab.

ALLE
Ha! Friedrich ist's! Was soll man denken,
er ist verlarvt, brach sein Gesetz!
Wer ist das Weib? Entlarvt auch sie!

MARIANA
Mariana bin ich, bin sein Weib!

FRIEDRICH
Mariana!

LUZIO
Himmel! Mariana!

ALLE
Ha, das ist sein Verbot der Liebe,
darum bestraft er Claudio!
Frisch auf; reisst seine Häuser ein!
Verbrennt zu Asche die Gesetze!
Frisch auf! Frisch auf! Frisch auf! Nur fort!

ISABELLA
Hört mich! Ihr sollt ihn ganz erkennen!
Begnad'gen wollt er meinen Bruder
nur um den Preis meiner Entehrung!

ALLE
Ist's möglich!

ISABELLA
List gebraucht' ich nun,
und sandt' ihm heute Mariana,
die heimlich ihm vermählt, und die
er schändlich, treulos einst verlassen.
Doch er, o seht, wie schlecht er ist,
er schickt statt der Begnadigung,
Befehl zur schnellen Hinrichtung!

ALLE
Ha, Bösewicht!

FRIEDRICH
So richtet mich nach meinem eigenen Gesetz!

ALLE
Nein, das Gesetz ist aufgehoben!
Wir wollen gnäd'ger sein als du!

ANTONIO
Kommt, die Gefangnen zu befrei'n; -
holt Claudio im Triumph hieher!

Ab mit einem Teile des Chores.
Mehrere Sbirren bringen den entlarvten Brighella und Dorella.

ALLE
Ha, seht doch nur den Sbirrenchef!

DANIELI
Er ist maskiert, bei ihm ein Weib!

ALLE
Signor Brighella! Ha ha ha!
Welch ein verliebter Pierrot!

Angelo und mehrere junge Leute kommen zurück, sie tragen Claudio auf ihre Schultern.

ANGELO
Triumph! Er ist befreit!

CLAUDIO
Habt Dank! O, meine Schwester!

ALLE
So ist es recht,
die Narrheit ist zu Ende jetzt!

LUZIO
O herrlich Weib, wie täuschest du mich Armen!
Wie verkannt ich dich!

ISABELLA
Lasst mich! Ich muss ins Kloster gehn!

LUZIO, CLAUDIO und CHOR
Ins Kloster? Du ins Kloster?

ISABELLA
Ja! Für eine Sünde muss ich büssen,
dass ich von Anfang dich geliebt!
Dorella, lässest du ihn mir?

DORELLA
Ich muss, Brighella will es so!

ISABELLA
Du wilder Mann, so nimm mich hin!

DORELLA, LUZIO, CLAUDIO und ALLE
Reisst alle Trauerhäuser ein!
Für Lust und Freude lebt allein!

ANTONIO
Hört mich, der König ist gelandet,
noch heute nacht kehrt er zurück!

ALLE
Der König soll willkommen sein,
in Freud' und Jubel zieh' er ein!

LUZIO
Zieht ihm im Maskenzug entgegen!
Signor Statthalter, führt ihn an!
Ihn freuen bunte Scherze mehr
als eure traurigen Gesetze!

ALLE
Herbei, herbei, ihr Masken all,
gejubelt sei aus voller Brust;
wir halten dreifach Karneval,
und niemals ende seine Lust!

Man ordnet den Festzug nach den Gebräuchlichkeiten der Prozession zur Eröffnung des Karnevals. Voran das Musikkorps. Friedrich und Mariana eröffnen den Zug. Masken aller Art und von allen Charakteren folgen. Man zieht über den Vordergrund den Korso hinab. Kanonenschüsse und Glockengeläute verkünden die Ankunft des Königs. Der Zug kommt vom Korso zurück mit dem König und seinem Gefolge an der Spitze. Zum Schlusse eine Gewehrsalve.

Richard Wagner. Die Feen. Libretto

Die Feen

Libretto
Richard Wagner nach Carlo Gozzi

Besetzung

DER FEENKÖNIG (Bass)
ADA, FARZANA, ZEMINA, Feen (Sopran, Alt, Sopran)
ARINDAL, König von Tramond (Tenor)
LORA, seine Schwester (Sopran)
DROLLA, deren Zofe (Sopran)
GERNOT, Arindals Freund (Bass)
MORALD, Arindals Freund und Loras Geliebter (Bariton)
GUNTHER, am Hof von Tramond (Tenor)
HARALD, Arindals Feldherr (Bass)
GROMA, ein Zauberer (Bass)
EIN BOTE (Bariton)

ERSTER AKT

Feengarten. Chor der Feen, unter ihnen Farzana und Zemina. Ballett

CHOR
Schwinget euch auf,
schwinget euch nieder,
glücklicher Feen zarte Gestalten!
Denn unvergänglicher Schöne
nie verblühender Hauch
durchweht die herrlichen Welten,
atmet froh dieser Kreis.

Farzana und Zemina treten hervor

FARZANA
Warum, Zemina, seh ich dich so traurig?

ZEMINA
Soll ich, wie du, mich dieser Feste freun,
da ihre Zier für immer bald verschwunden?

FARZANA
Schon für verloren hältst du unsre Ada,
weil sie, um den verweg'nen Sterblichen,
dem sie in toller Liebe zugetan,
für immer zu besitzen,
freiwillig der Unsterblichkeit entsagt?

ZEMINA
Du weisst, dass sie noch sterblich werden kann,
da sie entsprossen zwar von einer Fee,
ein Sterblicher jedoch ihr Vater ist.

FARZANA
Doch weisst du auch, was ihr und ihrem Gatten
vom Feenkönig auferlegt?
Glaub mir, nicht kann's der Sterbliche erfüllen,
Und Groma selbst, der Zauberer, sein Freund
soll weichen unsrer Macht,
und dann kehrt Ada ewig uns zurück!

ZEMINA
Lass uns vereint dann streben, sie zu retten!

ZEMINA und FARZANA
Ihr Feen all!
Ihr Geister all!
Vernehmt, was wir verlangen!
Die Feen und Geister versammeln sich um beide
Reicht Hilfe uns zu unsrem Werk!
Den Sterblichen zu trennen
von der geliebten Fee!

CHOR
Wir geben Hilf
und Beistand euch!
Unsterblich soll sie bleiben!

FARZANA und ZEMINA
Reicht Hilfe uns zu unsrem Werk,
den Sterblichen zu trennen
von der geliebten Fee!

CHOR
Wir helfen euch bei eurem Werk,
den Sterblichen zu trennen
von der geliebten Fee!

Alle ab.
Verwandlung: Wilde Einöde mit Felsen. Gernot kommt von der einen, Morald und Gunther von der anderen Seite

GERNOT
Was seh ich? Morald, ihr, und Gunther, du?

MORALD
Wie, Gernot?

GUNTHER
O komm in meine Arme!

GERNOT
Was Teufel, sagt, wie kommt ihr doch hierher?

GUNTHER
Erzähle du, wie dir's ergangen ist.

MORALD
Ja, Gernot, melde eilig mir,
wo ist dein Herr, wo Arindal?
Von unsrer Heimat komm ich her,
wo alles traurig ich gelassen.
Der greise König starb dahin
aus Gram um den verschwund'nen Sohn.
Der wilde Murold, unser Feind,
verwüstet fürchterlich das reich,
begehrt die Schwester Arindals,
die heissgeliebte teure Lora!
Das einz'ge Mittel ist geblieben:
Ihn, der jetzt König ist, zu suchen,
und dazu bot Groma uns die Hand,
er, der seit alten Zeiten her
Beschützer ist des Königstamms;
er lehrt uns, Arindal zu finden.
Doch sage du, was ist geschehn?

GUNTHER
Erzähle, Freund, erzähle uns!

GERNOT
Nun denn, so hört mir beide zu!
Ihr wisst, schon ist's acht Jahre her,
dass ich mit Arindal verschwand.
Zum Jagen zogen wir hinaus,
und schon begann die Nacht zu dämmern,
als eine Hirschin sich uns zeigte,
so schön, als nimmer man gesehn.
Der jagte Arindal nun nach
mit unermüdlichem Bestreben,
und als er nimmer sie erreichte,
gelangten wir an einen Fluss,
in dem die Hirschin uns entschwand.
Verzweiflungsvoll stand Arindal,
bis eine Stimme wir vernahmen,
die mit entzückend holdem Klang
den König mächtig nach sich zog.
Da sprang er plötzlich in die Fluten,
und ich, als treuer Diener, nach.

GUNTHER
Unglaublich!

MORALD
Fahrt fort, mein Freund!

GERNOT
Vor Schrecken wär ich fast gestorben;
doch als ich endlich mich gefasst,
war ich in einem schönen Schloss,
und Arindal lag hingegossen
zu eines schönen Weibes Füssen.
Sie sprach zu ihm hinabgewandt:
"Ich liebe dich, wie du mich liebst,
doch eh ich ganz dein Eigen bin,
hast du noch viel zu überstehn.
Vor allem magst acht Jahre lang
du nimmer fragen, wer ich sei!"
Trotz meinem grössten Widerstreben
ging Arindal das Bündnis ein!
Wer sie getraut, ich weiss es nicht,
doch schon zwei Kinder zeugten sie.
Acht Jahre flossen so dahin,
und ob ich schon nach Haus mich sehnte,
lebt ich in Freud und Herrlichkeit,
bis gestern der verliebte Prinz,
von heftiger Begier getrieben,
in seine Gattin drang, zu sagen
wer und woher sie sei.
Da hörten plötzlich Donner wir erschallen:
verschwunden war sie, und mit ihr
das Schloss und ihre Dienerinnen.
In diese öde Felsengegend
sind wir versetzt, und Arindal
sucht in Verzweiflung seine Gattin.

GUNTHER
O Wunder über alle Wunder!

GERNOT
Doch, saget endlich denn auch mir:
lebt meine liebe Drolla noch?

GUNTHER
Sie lebt und weinet oft um dich!

MORALD
Und dass du bald sie wiedersiehst,
muss Arindal mit dir uns folgen!

GERNOT
O seht, dort naht er schon!
Wie ein Besess'ner sieht er aus!

MORALD
So eilen wir von hier hinweg,
und du, verschweig ihm unsre Gegenwart!
indem er mit Gernot und Gunther abgeht...
Denn wisse: Groma lehrte uns
wie wir von hier hinweg
die letzten Worte hinter der Bühne...
Arindal kommt

ARINDAL
Wo find ich dich, wo wird mir Trost?
Entflohn bist du, und all mein Glück mit dir!
In jede Gegend, in jeden Raum
hab ich mein spähend Auge gerichtet;
in jedes Tal, in jede Höhe
drang meiner glüh'nden Sehnsucht Seufzer!
Weh mir, vergebens all' Bemühen!
Die Wildnis tönt von ihrem Namen,
das Echo spottet meiner Qual,
nur " Ada! Ada! " ruft es aus!
Und keine Antwort nennet " Arindal "!
Dein auge leuchtet mir nicht mehr!
Dein Busen, ach, erwärmt mich nicht!
Kein Kuss stillt meiner Lippen Durst!
Dein Arm umfängt mich nimmermehr,
nur Todeskälte haucht mich an!
Weh mir!
War alles denn ein Traum?
Wo bist du, ach, wo bist du,
wo weilst du fern von mir?
Wohin send ich den Blick,
der dich erreichen soll?
Bei dir ist meine Sonne,
bei dir allein ist Leben,
doch fern von dir ist Tod
und grausenvolle Nacht.
Ach! Lass mich das Leben finden,
lös mich von Todesangst!
Wo bist du, ach, wo weilst du,
wo weilst du fern von mir?
O ende meine Qual,
und nimm mich auf zu dir!
Gernot kommt und betrachtet Arindal

GERNOT
Da steht Ihr nun, so recht bejammernswert!
Was wird wohl all das Klagen euch noch helfen?
Verlasst den Ort, und folgt zur Heimat mir!

ARINDAL
Ich sollte meine Gattin lassen? Schweig!

GERNOT
Ihr Eure Gattin? Liess sie Euch nicht sitzen?
Sie war so lang für Euch, als ihr's beliebte;
jetzt, da sie Eurer satt, läuft sie davon!

ARINDAL
Welch albernes Geschwätz!

GERNOT
Mit einem Wort, die, die Ihr Gattin nennt,
ist eine Hexe, so eine alte böse Zauberin!

ARINDAL
Sei still!

GERNOT
Deshalb verliesst Ihr Reich und Land,
weil Ihr in eine Hirschkuh Euch verliebt?

ARINDAL
Du Lästermaul!

GERNOT
Ja, wie Ihr sie nachher gesehn,
das war nur Lug und Trug!

ARINDAL
O diese Schönheit also zu verhöhnen!

GERNOT
O welche Schönheit! Nächstens seh ich Euch
wohl selbst mit einem stattlichen Geweih!

ARINDAL
Du reizest meinen Zorn!

GERNOT
Auf einen Hirsch darf ich nun nicht mehr jagen,
denn wer steht dafür, dass so 'nen König ich erlege?

ARINDAL
Halt ein, du frecher Bursch!
Zu meiner Qual kann deiner Scherze Rohheit nimmer passen!

GERNOT
Habt von der Dilnovaz Ihr schon gehört?

ARINDAL
Was soll dies hier?

GERNOT
Hört zu, ich will's erzählen!
Arindal sinkt erschöpft auf einem Felsenblock

Romanze
War einst'ne böse Hexe wohl,
Frau Dilnovaz genannt,
die war so hässlich und so alt,
als es nur je bekannt!
Doch trug sie einen Ring am Finger,
der machte jung und schön,
als hätte man in seinem leben
nicht Schöneres gesehn.
Sie kam zu einem König so,
betört ihn allzumal;
er machte sie zur Königin,
er nahm sie zum Gemahl!
Er war so blind in sie vernarret,
dass er nicht hört' und sah,
und dass er nimmermehr gewahrte,
was um ihn her geschah.
Einst traf er sie in fremdem Arm
in arger Liebesglut;
da zog er seinen Degen schnell
und hieb nach ihr voll Wut!
Doch traf er nur den kleinen Finger,
an dem sie trug den Ring;
da sah er bald in der Geliebten
ein altes hässlich Ding.

Gunther kommt in der Gestalt eines alten, ehrwürdigen Priesters, indem er seine Maske durch gravitätischen Gang und Gesang begleitet.

GUNTHER
Arindal!

ARINDAL
O welch ehrwürdige Gestalt!
Sag an, wer bist du, was begehrst du?

GUNTHER
O welcher Schelmenstreich!
Wer mag den Schalk erkennen?
Den heiligen Priester nennt man mich
und Liebe treibt mich her zu dir!

ARINDAL
Ich staune! Rede, heilger Greis!

GERNOT
Ich möcht ihn selbst für heilig halten!

GUNTHER
O König, du bist übel dran,
von einem bösen Weib umstrickt!
Ich kam hieher, dich zu ermahnen,
aus ihren Banden dich zu retten:
mit grossen Pathos
Wer sich für immer ihr ergibt,
fällt ab von Gott und seinem Reich!

ARINDAL
Entsetzlich! Was muss ich vernehmen!

GERNOT
Was macht der Kerl für schöne Worte!

GUNTHER
Du siehst die wilden Tiere wohl,
die sich in diesen Klüften bergen!
Sie waren Menschen einst, doch jetzt
sind sie von diesem Weib verdammt.
Folgst du mir nicht sogleich von hier,
droht gleiches Schicksal dir!

GERNOT
Ihr wisst, ihr wisst! Das Hirschgeweih!

ARINDAL
O Himmel, wär es möglich,
ich sei von ihr getäuscht?

GERNOT
Haha! Das ist zum Lachen,
solch närrischer Betrug!

GUNTHER
Wirst du sogleich mir folgen,
sollst du gerettet sein!
Wenn du noch länger zögerst,
so musst du untergehn.

ARINDAL
So soll ich ihr entfliehn,
die ich so heiss geliebt.
Indem Arindal von Gunther fortgezogen wird, wird dieser unter Donner und Blitz plötzlich wieder in seine eigene Gestalt verwandelt.
Was seh ich! Gunther du?

GERNOT
Was Teufel!

GUNTHER
O weh! Was ist mir geschehn?

GERNOT
Nun ist der ganze Spass vorbei!

ARINDAL
Welch unerhörte Freveltat,
so jämmerlich mich zu betrügen!
O dank, geliebte Ada,
noch liebst du sicher mich!
Den Trug seh ich vernichtet,
durch deiner Liebe Macht!

GERNOT
Nun ist schon halb verloren
die gutgemeinte List!
Er bleibt bei seinem Sinne
und folgt uns sicher nicht.

Die Dämmerung ist eingebrochen: Morald tritt auf, in der Gestalt von Arindals verstorbenem Vater.

MORALD
Arindal!

ARINDAL
Gott, was erblick ich!
Dort mein Vater!
Welch neue Täuschung findet statt?

GUNTHER und GERNOT
Wie täuschen ist das wesen, die Gestalt!

ARINDAL
Sag an, bist du mein Vater nicht?

MORALD
Dein Vater bin ich nimmermehr,
ich bin nur deines Vaters Geist!
Ich starb dahin aus Gram um dich,
da ich dich für verloren hielt!

ARINDAL
Hier waltet keine Täuschung mehr!
O Gott, mein Vater ist dahin!

GUNTHER und GERNOT
Mich fasst fürwahr ein Grausen an,
so ähnlich sieht er seinem Vater!

MORALD
Als Geist komm ich, dich zu ermahnen,
dieweil dein Reich in arger Not!
Der wilde König Murold fiel
nach meinem Tod in unser Reich;
verwüstet ist es rings umher,
nur eine Stadt ist noch geblieben;
sie wird von deiner Schwester jetzt
mit ihrer letzten Kraft beschützt,
derweil du in verliebtem Wahn
dem trägen Müssiggange fröhnst!

ARINDAL
O, welch entsetzliches Geschick!
Dein Vorwurf, Vater, trifft mich schwer!

GUNTHER und GERNOT
Wie's ihn ergreisst! Nur zu! Nur zu!

MORALD
Darum verlasse diesen Ort
und folge mir nach deinem Reich!
Dein Arm gebricht dem Vaterland
und deine Schwester ruft zu dir!

ARINDAL
O Himmel, wär es möglich?
Mich trifft so schwer Geschick!

MORALD
Wirst du sogleich mir folgen,
so rettest du dein Reich!
Wenn du noch länger zögerst,
muss alles untergehn!

ARINDAL
So muss ich sie verlassen,
mich ruft die harte Pflicht!

GUNTHER und GERNOT
Dies wird ihn wohl erweichen,
er folgt nun sicher uns.

Als Arindal im Begriff ist, Morald zu folgen, wird dieser unter Donner und Blitz plötzlich wieder in seine eigene Gestalt verwandelt.

ARINDAL
Wie? Morald? Wiederum Betrug?

GUNTHER und GERNOT
O weh! Auch ihm ist es missglückt!
Nun ist der ganze Spass vorbei!

ARINDAL
O, Morald, teurer Freund,
auch du verspottest mich durch solchen Trug?

MORALD
O Herr verzeih! Die beste List
ist jetzt durch fremde Macht vereitelt.
Erzürne nicht, und lass als Freund
zum teuren Freunde jetzt mich sprechen!

ARINDAL
So ist es wahr, mein Vater starb?

MORALD
Aus bittrem Kummer über dich.

ARINDAL
O hartes Schicksal! Wehe mir!

MORALD
Was ich in jener Truggestalt
von deiner Heimat dir gemeldet,
sei jetzt von deinem Freunde dir
als schlimme Wahrheit wiederholt!
In Trümmern liegt das schöne Reich!

ARINDAL
Genug, halt ein! Ich folge euch!
Ach, was allein zurück mich hielt,
ist mir für ewig ja entschwunden!
Geht denn beiseit und pflegt der Ruh,
ich folge morgen euch von hinnen!

MORALD und GERNOT
O welches Glück, er willigt ein!

ARINDAL
Hinweg von hier ruft mich die Pflicht!

MORALD und GERNOT
Sein starrer Sinn hat sich erweicht!

ARINDAL
Ich zögre länger nicht!
Ich zögre länger nun nimmermehr!
O, wer ermisset meinen Schmerz,
ich soll die Gattin nicht mehr sehn!

GUNTHER
Nach meiner Heimat ziehe ich,
zu unsren hübschen Mädchen hin.

MORALD
Nach meiner Heimat ziehe ich,
zur heissgeliebten Lora hin!

GERNOT
Nach meiner Heimat ziehe ich,
zu meiner treuen Drolla hin!

MORALD und GERNOT
O welches Glück, er willigt ein,
sein starrer Sinn hat sich erweicht!
Die Nacht ist eingebrochen. Arindal bleibt allein zurück.

ARINDAL
allein
So soll für immer ich nun von dir scheiden,
und du, geliebte Gattin, zeigst dich nicht?
Nicht einen Kuss, nicht eine einz'ge Träne
hast du für deinen scheidenden Geliebten!
O Grausame, leb wohl, leb ewig wohl,
zum Kampfe zieh ich für mein Vaterland,
und meine Hoffnung ist allein der Tod!
Indem er sich zum Abgehen wendet, fühlt er sich plötzlich ermattet und sinkt allmählich auf einen Stein nieder.
Doch was bemächtigt meiner Glieder sich?
Ich will hinweg, doch weigert sich mein Fuss!
Mein Auge sinkt! Ist dies der nah'nde Schlummer?
Ich fühl's! Leb wohl, mein Lieb,
dein Gatte scheidet so! Ade!

Er entschlummert.
Die Szene verwandelt sich in einen reizenden Feengarten. Im Hintergrunde ein glänzender Palast. Ada tritt während des Ritornells aus dem Palaste im reichsten Feenschmuck.

ADA
Wie muss ich doch beklagen,
was sonst so hehr, so schön
zu traurig hartem Lose
wird mir Unsterblichkeit!
Weil ihn allein ich liebe,
gäb ich so gern sie hin!
Doch ganz ihm zu gewinnen,
wie ist's so hart, so schwer!
Mir bleibt nun nichts als klagen
und weinen um mein Los!
Ihn werde ich verlieren,
um ewig tot zu sein!

Arindal erwacht allmählich.

ARINDAL
Wo bin ich? Ach, in welche sel'ge Räume
hat mich ein schöner Traum wohl hingeführt!
Und dort, ha, träum ich nicht, ist meine Gattin?

ADA
Erkennst du mich? Geliebter, Undankbarer!
Du wolltest mich verlassen?

ARINDAL
Ada, dich seh ich wieder?
Übermass von Wonne!
Mir wird das freudige Glück,
dich wieder ganz zu besitzen,
all schweres, bitt'res Leid
in deinem Arm zu vergessen!

ADA
O dämpfe deine Glut,
gebiete dem Entzücken!
Zu neuer, herber Qual
bin ich dir jetzt erschienen!

ARINDAL
O warum Pein, o warum Qual?
Du bist für immer mein,
und jede Lust mit dir!

ADA
Unglücklicher! Nur kurze Zeit,
für ewig dann getrennt
bin ich von Arindal!

ARINDAL
Ich lasse dich nimmermehr
und weiche nie von dir!

ADA
mit Angst
Nur noch ein einz'ger Tag,
und du verlässest mich!

ADA und ARINDAL
Noch halt ich dich in meinen Armen,
doch dich entreisst das Schicksal mir.
Verderben wird uns beiden drohen,
Wenn unsrer Liebe Macht nicht siegt!

Gunther, Morald, Gernot und der Chor ihrer Gefährten kommen.

MORALD
Auf, Arindal, komm jetzt mit uns von hinnen!
Was seh ich? Gott, wohin sind wir versetzt?

GUNTHER
Und dort, das schöne Weib!

GERNOT
Ich kenne alles!
Sein Weib, die hübsche Hexe, hat er wieder;
nun ist's vorbei, er folgt uns sicher nicht!

CHOR
Fürwahr, welch göttlich schönes Weib!

MORALD
Solch milden Zauber sah ich nie!

CHOR
Sah ich wohl je so hohen Reiz?

MORALD
Ich kann den König wohl begreifen!

ARINDAL
Weh mir, schon hab ich es versprochen,
nach meiner Heimat mitzugehn!

MORALD und GERNOT
Wie blendet ihre Schönheit mich,
wie ihrer Wangen holdes Licht!

GERNOT
Ach, das ist alles ja nicht echt,
und ihre Wangen sind geschminkt!

ARINDAL
Weh mir, schon hab ich es versprochen,
nach meiner Heimat mitzugehn!
Wie soll ich mein Versprechen halten!
Wie kann ich fort, wie soll ich los?

MORALD und GERNOT
Den König wag ich kaum zu mahnen,
dass er von hier uns folgen soll.
Führwahr, welch göttlich schönes Weib!
Sah ich wohl je so hohen Reiz?
So milden Zauber sah ich nie,
ich kann der König wohl begreifen!

ADA
Weh' mir! Schon naht der Anfang meiner Leiden!
Man kommt, des Vaters Tod mir zu verkünden!

Ein festlicher Zug von Feen aus Adas Reiche tritt auf, vor ihnen her Farzana und Zemina.

FARZANA
Dein Vater hat das Los
der Sterblichen geteilt.

ZEMINA
Aus deines Reiches Fernen
strömt alles Volk herbei,
zu grüssen dich als Königin!

CHOR
Heil unsrer Königin!
Heil, schöne Ada, dir!
Gegrüsset sei als Herrscherin
von deines Volkes Schar!
Von fern ertönt der Jubel
unsrer frohen Huldigung.
Heil unsrer Königin!
Heil, schöne Ada, dir!

ADA
O hätt ich diese Jubels Klänge
wohl nimmermehr gehört!
Ich fühle nur die neue Fessel
an mein unselig Los!

ZEMINA und FARZANA
Dies fesselt sie mit neuen Banden
an die Unsterblichkeit;
denn will sie wirklich sterblich werden,
verliert sie auch ihr Reich.

GUNTHER
Hab ich wohl je etwas gesehen,
was diesem Treiben gleicht!

MORALD
Was soll ich wohl von allem halten,
ich kann mich fassen kaum.

GERNOT
Das ist nur alles toller Spuk,
Betrug und Heuchelei!

ARINDAL
Sag, meine Gattin, mir
was soll dies Treiben all?

ADA
Du hörst mich Königin wohl nennen,
dies wisse denn, doch frage nicht!
Denn das, was Freude dir erscheint,
wird mir zu schwerer Pein!
Ich muss von dir jetzt wieder fort,
du folg den Deine in dein Land!
Für jetzt... wenn nicht für immerdar!
O, könnt ich alles dir vertrauen!
Doch dies verbietet mein Geschick.

ARINDAL
So sprich!
Wann sehe ich dich wieder?

ADA
Schon morgen! Bittres Wiedersehn!

ARINDAL
Schon morgen, morgen! Welches Glück!

ADA
Zu deinem Unglück siehst du mich!

ZEMINA
beseite zu Farzana
Du weisst, er muss ihr jetzt schwören
auf keinen Fall sie zu verfluchen!

FARZANA
beiseite
Doch da er's nimmer halten kann,
so muss der Meineid ihn verderben!

ADA
Vernimm denn, was ich dir verkünde:
was du auch morgen sehen magst,
was dich für Schrecken auch bedrohn,
was dir für Unheil auch begegne,
o Arindal, lass nimmer dich so weit verleiten,
mich, deine Gattin, zu verfluchen!

ARINDAL
Was höre ich, du spottest mein!

ADA
Sei standhaft dann und schwöre mir's,
schnell
ach, schwöre nicht!

ARINDAL
Ich schwöre dir's!"

ZEMINA und FARZANA
Habt ihr's gehört? Er hat geschworen!

MORALD und GERNOT
Er schwur!

ADA
wendet mit Entsetzen sich ab
Weh mir, er hat geschworen!

MORALD und GERNOT
Ein schreckenvoll Geheimnis
verbirgt wohl dieser Schwur!
Die ihn dazu vermocht,
steht jetzt geängstet da!

ZEMINA und FARZANA
Er hat es ihr geschworen,
und kann nicht mehr zurück;
der Schwur bringt ihm Verderben
und trennt von Ada ihn.

ARINDAL
Was ich beschworen habe,
sei treulich auch bewährt!
So wie ich heiss sie liebe,
bleibt heilig auch mein Schwur.

ADA
O hätt er nie geschworen,
den harten Schreckenseid!
Er wird ihn nimmer halten
und durch ihn untergehn!

CHOR
Dir tönet freudig unser Jubel,
als unsre Fürstin sei gegrüsst!
Es schall' hinauf in alle Räume
der Preisgesang der Königin!
Heil, schöne Ada, dir! Heil unsrer Königin!

MORALD und GERNOT
Auf, komm mit uns nach deinem Lande,
zu deinem Reiche kehre heim,
lässt du noch länger hier dich halten,
muss Land und Schwester untergehn!
Auf, König, folge uns
nach deiner Heimat hin!

ARINDAL
So lass ich dich aus meinem Armen
bis zum beglückten Wiedersehn;
ich schwur dir Treu und will sie halten
und sollt ich druber untergehn!
Leb wohl, du mein Gemahl,
ich bleibe ewig treu!

ZEMINA und FARZANA
So reisse dich aus seinen Armen,
das Volk will dich gekrönet sehn!
Lass länger nich zurück dich halten,
der Huldigung entgegengehn!
Auf, komm!
Auf, Ada, folge uns
zum frohen Feste hin!

ADA
So lass ich dich aus meinen Armen,
wir werden bald uns wiedersehn;
o mögest deinen Schwur du halten,
sonst musst du mit mir untergehn!
Leb wohl, mein Arindal,
und bleibe ewig treu!

Ada wird in einem Triumphwagen davongezogen.

ZWEITER AKT

Vorhalle des Palastes in der Hauptstadt des Reiches Arindals
Chor der Krieger und des Volkes

CHOR
Weh uns, wir sind geschlagen
und flüchtig vor dem Feind!
Schon tobt er vor den Mauern
und droht mit Untergang!
Zu dir hinauf, o mächtger Gott,
tönt unser Ruf aus tiefer Not!
Erhöre uns und steh uns bei!
Uns drängt die Todesangst,
der Hilfe Ruf umsonst!
Verderben harret uns
und droht mit Qualentod!

Lora tritt auf in Waffenrüstung.

LORA
Was drängt euch so mit harter Todesangst,
dass ihr mit solchem Schrei die Luft erfüllt?

CHOR
Geschlagen sind wir wieder,
dem Untergang geweiht!

LORA
Kleinmütige! Warum sogleich verzagen?
Auf wen drängt sich mehr Missgeschick zusammen,
als auf mich selbst, die ich ein schwaches Weib?
Mein Vater starb, mein Bruder ist entfernt,
und selbst den teuren Freund muss ich vermissen!
Habt ihr vergessen Gromas Weissagung,
dass dieses Reich niemals verloren geh,
sobald uns Arindal zurückgekehrt?

CHOR
Doch wer sagt dies uns an,
dass je zurück er kehre?

LORA
Sandt ich den teuren Morald selber nicht,
ihn aufzusuchen und zurückzubringen?

CHOR
Unglückliche! Wohl längst ist Arindal dahin!

LORA
Was sagt ihr! Weh mir, wenn es möglich sei!
Ihr weckt des eignen Herzen trübe Anhnung:
sie kehrten nimmer mir zurück!
O musst du Hoffnung schwinden,
die du mein einz'ger Trost,
die mich in schweren Leiden
mit holdem Arm umfing!
Den Bruder bald zu sehen,
war mir ein froher Wahn
den Freund bald zu umarmen,
war höchste Wonne mir!
Und kehrte keiner wieder,
welch qualenvoll Geschick!
So müsst ich, ganz verlassen,
allein zu Grunde gehn!

Ein Bote tritt auf.

BOTE
Heil euch! Ich bringe frohe Kunde:
mit Arindal kehrt Morald uns zurück!

CHOR
Was sagt er? Gott, wär's möglich?

LORA
Kaum trau ich meinem Ohr! Wo sahst du sie?

BOTE
Ich zog mit aus, den König aufzusuchen,
wir fanden und bewogen ihn zur Rückkehr!

LORA
Sie kehren mir zurück!
Wie fass ich mich vor hoher Freude!
Wie fass ich mich vor Wonneglut!
Den Busen fühl ich hoch sie heben,
und froh erbebt mein heisses Herz!
Den teuren Bruder soll ich sehn,
des Untergang ist schon beklagt!
Geliebter Freund, du kehrest wieder,
und eilst in deiner Treuen Arm!

CHOR
Welch hohe Freude wird uns wieder,
der Teure kehret uns zurück,
die Hoffnung soll uns wieder heben!
Voll Wonne atme jedes Herz!
Lora eilt ab und kommt mit Arindal und Morold zurück.
O König, sei gegrüsst von deinem treuen Volk!
Der Jubel wehrt dem Leid bei deiner Wiederkehr!

ARINDAL
O hemmet dieses Jubels Töne,
mit Schreckensmahnung drängt er mich!
Denn ach! Zum reichen Königsmantel
wird mir des Vaters Grabgewand!

MORALD
O Lora, sieh, was ich versprochen,
das hielt ich trotz Gefahren dir:
den teuren Bruder bring ich wieder,
gedenkest du des süssen Lohns?

LORA
O, welchen Lohn soll ich dir geben
für dieser Wonne Übermass!
Den Freund, den Bruder hab ich wieder:
Vorüber seh ich alles Leid!

LORA und MORALD
Ich seh dem Schicksal froh entgegen,
und fühle neu gerüstet mich;
Denn Rettung naht dem Vaterlande
und Liebe winkt in deinem Arm!
Dahin flieht alles Leiden
und alle Freuden ziehen ein!
Lass denn zum letzten Kampf uns schreiten,
der uns dem Glück entgegen führt!

ARINDAL
Ich seh dem Schicksal bang entgegen
und fühle fast entmutigt mich;
so viele Not in Heimatlande
und neue Qual noch harret mein.
Wie trage ich wohl alle Leiden,
wie soll ich stark zum Kampfe sein!
Schon drückt die Gegenwart mich nieder,
die zu noch grösserm Schrecken führt!

Alle ab.
Gernot und Gunther kommen.

GERNOT
Wie ist dir's, Gunther, dass du endlich wieder
auf deinen eig'nen Füssen stehen kannst?

GUNTHER
O was für eine schlimme Nacht war dies!
Von solchen Greueln hab ich nie geträumt!

GERNOT
Doch dieser Morgen! War es nicht,
als ob die blut'ge Sonne alles wollt versengen?
Die Erde bebte unter meinem Fuss,
der Blitz verdarb mir mein Gesicht,
der Donner mein Gehör!

GUNTHER
Der König selbst, wie war er doch erschüttert!

GERNOT
Und was find ich nun hier?
Von Feinden alles voll,
kaum noch ein Fussbreit Lands gehöret uns!

GUNTHER
O böse Zeichen, böse Zeiten!

GERNOT
Mir ist's, als hätt ich einen tücht'gen Rausch gehabt,
so geht der Jammer mir durch alle Glieder!
Wenn ich nur meine Drolla fänd!
Sag mir: ist sie noch jung?

GUNTHER
Du fragst mich ziemlich dumm;
seit du von uns, ward sie acht Jahre älter,
damals... war sie ein Kind!

GERNOT
Ich meine hübsch?

GUNTHER
Gewiss!
Ich kam oft in Versuchung

GERNOT
Wie?

GUNTHER
Nun, sie zu trösten!

GERNOT
Das hättest du lassen können!
blieb sie mir treu?

GUNTHER
Ich glaube; frag sie selbst,
dort kommt sie her,
ich lass euch gern allein!
ab.

Drolla kommt.

DROLLA und GERNOT
Wie? Seh ich recht, ist dies nicht Gernot? ( Drolla?)
Du bist's! O welche Freude!
Ach, nach so langen Zeiten
dich endlich wiedersehn!
Dich an mein Herz zu drücken,
ist zum Entzücken ganz!
O sage mir, erzähle,
wie ists dir's doch ergangen?
O erzähle! O erzähle!

GERNOT
Mir ist's recht gut ergangen!
Ich war mit meinem Herrn so lang
bei einer schönen Königin.
In ihrem Schlosse war die Wahl
der hübschen Mädchen wahrlich schwer.
Sie waren alle wie zum Küssen,
die eine blond, die andre braun,
mit blauen und mit schwarzem Augen!

DROLLA
Gewiss, gewiss, ganz allerliebst!

GERNOT
Und da ich auch ein hübscher Bursch,
verliebten alle sich in mich,
und ich, ei nun, und ich

DROLLA
Jetzt stockt er wahrlich mit der Sprache!
O warte nur, du böser Schelm!
Mir dieses in Gesicht zu sagen,
das ist doch wahrlich unerhört!

GERNOT
Jetzt will ich doch von ihr erfahren,
ob sie wohl wirklich mich noch liebt.
Die Eifersucht soll mir es sagen,
glaubt sie, was sie von mir gehört!

DROLLA
So lass auch dir von mir erzählen,
wie mir's so lange Zeit erging!
Bei Hofe war ich hier so lang
als Loras beste Dienerin.
Um sie zu werben zogen her
der schönsten Ritter reiche Zahl;
sie waren alle wie zum Küssen,
der eine blond, der andre braun,
mit blauen und mit schwarzen Augen.

GERNOT
Ich werde selber schwarz und blau!

DROLLA
Und da ich auch nicht hässlich bin,
verliebten alle sich in mich,
und ich, ei nun, und ich

GERNOT
beiseite
Jetzt stockt sie wahrlich mit der Sprache
o warte nur, du böses Ding!
Mir dieses ins Gesicht zu sagen,
das ist doch wahrlich unerhört!

DROLLA
beiseite
Vor Ärger kann er kaum sich fassen!
so ist es recht dem Flattergeist!
Vor Eifersucht soll er verzagen,
glaubt er, was er von mir gehört!

DROLLA und GERNOT
Hinweg von mir, du Falscher! (Falsche!)
Ich mag dich nicht mehr sehn!
So hieltest du die Treu,
die du mir oft geschworen?
In fremde Männer (Mädchen) sich verlieben,
derweil ich in der Fern bin,
das heiss ich wahrlich doch betrügen,
und seine Liebste (seinen Liebsten) hintergehn!

Sie laufen zu verschiedenen Seiten davon, bleiben aber an den äussersten Enden stehen und sehen sich aus der Ferne schüchtern an.

GERNOT
Drolla!

DROLLA
Gernot?

GERNOT
Bist du denn noch nicht fort?

DROLLA
Du bist noch da?

GERNOT
Mich dünkt, du weinst?

DROLLA
Was kümmert's dich, Treuloser!

GERNOT
Ich, treulos? Ach fürwahr, das bin ich nicht!

DROLLA
Hast du's nicht selbst erzählt?

GERNOT
Gelogen, ach, gelogen!
In mich hat keine sich verliebt,
und ich hab nur nach dir mich hingesehnt,
entdecken wollt ich, wie es mit dir stünd?

DROLLA
Und ich hab wahrlich auch gelogen,
in mich hat keiner sich verliebt,
wie ich in keinen mich.
Ich bin dir treu geblieben!
Um dich zu strafen, log ich dir was vor.

GERNOT
Was hör ich? Lass uns sogleich umarmen!
Umarmung
Verzeihung!

DROLLA und GERNOT
So sind wir denn vereint,
um nie uns mehr zu trennen,
kein Argwohn, kein Verdacht
soll je uns scheiden können!
Du liebst mich, welche Freude,
ach, welche Seligkeit!
Erdichtet und erlogen
war, was uns jetzt entzweit!
Wir trennen nie uns mehr,
um ewig froh zu sein!
Umarmung und Kuss. Beide ab.

Ada, Farzana und Zemina treten auf.

ADA
O Grausame, so habt ihr kein Erbarmen
und treibt mich kalt zu diesen grausen Taten?

FARZANA
Verzeih, wir sind nicht Schuld an dem Geschick,
das dir dein eig'ner Will' bereitet hat.

ADA
Doch da ihr wisst, welch Los mich Ärmste trifft,
wenn ich besiegt, so freut ihr euch der Qual?

ZEMINA
O glaub es nicht, denn sie entlockt mir Tränen!
Doch höre: du kannst dich allem noch entziehn,
sobald du jetzt dem Sterblichen entsagst!

FARZANA
Noch ist es Zeit und offen steht die Wahl:
hier langer Tod und dort ein ewig Leben!

ZEMINA und FARZANA
Bedenk, und deine Wahl sei dein Geschick!

Sie verschwinden.
Ada allein

ADA
Weh mir, so nah die fürchterliche Stunde,
die all mein Glück und all mein Elend kennt!
O warum weckt ihr noch in meiner Seele
den Zweifel jener herben Wahl!
Unglückliche, wohin soll ich mich wenden?
Wie so gewiss ist nur mein Untergang,
und ach, wie ungewiss mein Sieg!
Ich häufe selbst die Schrecken an,
die Qualen leit ich auf ihn hin,
ich wecke Zweifel in ihm auf,
die nie ein Sterblicher erträgt!
Von überall stürmt Unglück ein,
sein letzter Stern, die Liebe, sinkt
Nacht wird's um seine Sinne her,
er rächt sich und verflucht sein Weib!
Weh mir! Und dieser Fluch trennt mich von ihm,
und Ewigkeiten treten zwischen uns!
Verzweiflung, Wahnsinn, Tod ist dann sein Los,
und meines fürchterlich: auf hundert Jahr
Verwandelung in Stein!
Ich könnte allem mich entziehn,
steht mir's nicht frei! In ew'ger Schöne
unsterblich, unverwelklich blühn?
Es huldigt mir die Feenwelt,
ich bin ihr Glanz und ihre Zier!
Es ehrt ein unvergänglich Reich
mich, seine hohe Königin!
Ich könnte allem mich entziehn,
in Feen pracht unsterblich blühn!
Betrogne, Unglücksel'ge!
Was ist die Unsterblichkeit?
Ein grenzenloser, ew'ger Tod!
Doch jeder Tag bei ihm
ein neues, ewiges Leben!
So sei es denn! Geschlossen ist die Wahl,
für jenes Leben opf'r ich alles hin!
Mein Arindal!
Begeistern wird auch ihn die Liebe
und Mut zum Kampfe ihm verleihn;
den Zweifel wird er kühn besiegen,
aus meinen Banden mich befrein!
Die falsche Tücke sei vernichtet,
die mich von ihm zu trennen strebt!
All eu'r Bemühen sei vergebens,
das meine Liebe töten will!
Denn sollte er auch unterliegen,
und mich der Felsen in sich schliessen,
so soll die Liebe selbst den Stein
der Sehnsucht Tränen weinen lassen!
Und diese Tränen fühlt mein Gatte,
dieser Seufzer dringt zu ihm,
der Klageruf wird ihn durchbeben,
lässt ihn nicht rasten, treibt ihn her!
Begeistern wird auch ihn die Liebe
und Mut zum Kampfe ihm verleihn,
den Zweifel wird er kühn besiegen,
aus meinem Banden mich befrein!
ab.

Die Bühne bleibt eine Zeitlang leer.
Der Chor des Volkes und der Krieger tritt von verschiedenen Seiten auf.
Lora, Drolla, Arindal, Gunther, Morald und Gernot kommen.

ALLE
Hört ihr des Sturmes Brausen,
das vor den Mauern tobt?
Es sind des Feindes Scharen
zu neuer Wut erwacht!

ARINDAL
Wie bang erfüllt ist meine Brust!

LORA
Auf denn, ihr Freunde, zieht hinauas!

ARINDAL
O wie ertrag ich alle Not!

LORA
Befreiet uns von dieser Not!

DROLLA
So ziehet froh hinaus
zu dem Befreiungskampf!

CHOR
So ziehen wir hinaus
zum letzten Todeskampf!

ARINDAL
Zu kämpfen, ach, vermag ich nicht!

MORALD
Ihr Krieger, kommt, ich führe euch!

ab mit dem Kriegern

LORA
Wie, Bruder, du vermöchtest es,
dem heil'gen Kampf dich zu entziehn?

ARINDAL
O Lora, krank ist meine Seele,
und siech liegt aller Lebensmut!

DROLLA und GERNOT
Seht ihr des Königs trüben Blick,
wie er umsonst nach Fassung ringt?

ARINDAL
Wie soll ich Härt'res noch ertragen,
da diese Not das Schwerste mir?

LORA
Wie soll ich seine Stimmung deuten,
die ihn so schwer darnieder drückt!

Als sich Arindal abwendet, tritt ihm Ada entgegen.

ADA
Weh dir, wenn dies das Schwerste dir erscheint!

ARINDAL
O Himmel, meine Gattin!

ALLE
Wie, dies ist seine Gattin?

Ada gibt ein Zeichen; ihre beiden Kinder erscheinen und stürzen sich in Arindals Arme.

ADA
Jetzt, Arindal, gedenke deines Schwurs!

LORA, DROLLA, GUNTHER, CHOR
O seht die holden Kleinen,
wie lieblich anzuschaun!

GERNOT
Das sind die hübschen Dinger,
die ihm von ihr geschenkt!

ARINDAL
Ach, meine Kinder seh ich wieder,
welch freudig unverhofftes Glück!
Ich lasse sie mir nimmer rauben,
und kein Geschick entreisst sie mir!

ALLE
Seht, o seht die holden Kleinen, etc.

ADA
O hättest du sie nie gesehn!
Zum Jammer wird ihr Anblick dir!

Auf ihren Wink öffnet sich ein feuriger Schlund.

GUNTHER und GERNOT
Was, Teufel, seh' ich da?

CHOR
Entsetzen! Was geschieht?

ARINDAL
Ha, was beginnst du?

ADA
Gib meine Kinder mir zurück!

ARINDAL
Ha nimmermehr! Was soll gescheh'n?

ADA
Lass mich, noch sind sie nicht ganz dein!

Entreiss ihm die Kinder

ARINDAL
Entsetzliche! Sie sind nicht mein?

ADA
Der Feuerschlund soll sie empfangen!

LORA, DROLLA, GUNTHER, CHOR
Ha, was beginnet die Verweg'ne!
Greift an und haltet sie zurück!

ADA
Zurück von mir, Verweg'ner!

ARINDAL
O Weib, ich lass dich nicht gewähren!
Und ihr hinab!

Sie wirft die Kinder in den Schlund, der sogleich verschwindet.

ALLE
O Gott, was haben wir gesehn?
War es nur Täuschung, war es Wahrheit?
Entsetzlich Weib, was tatest du?
Kann man dich eine Mutter nennen?

ARINDAL
Wie mächtig wühlt's in meiner Brust,
es paart sich Vorwurf und Verdacht!

ADA
Wie mächtig wühlt's in seiner Brust!
O Himmel, schütz ihn vor Verdacht!

Flüchtlinge vom Chor der Krieger kommen.

CHOR
Entflieht, wir sind besiegt!

ALLE
Welch neues Unheil stürmt auf uns
und drohet uns mit Untergang!

ADA
Dies Unheil trifft mich mehr als ihn!
Es weihet mich dem Untergang!

ARINDAL
Hier Zwietracht, draussen Untergang,
welch neues Unheil!
Ach, Ada, weisst du keinen Trost
für mich in diesen schweren Leiden?

ADA
Zu deinem Troste kam ich nicht,
zu deiner Qual bin ich erschienen!

ARINDAL
Sie weiset kalt mich sich von ab.
Wie könnte sie den Gatten trösten,
dem sie die Kinder mordete!

LORA
All meine letzte Hoffnung sinkt!
Der treue Harald bleibet aus mit seiner Hilfe,
die er versprach, vom Nachbarlande herzuschaffen!
O, Hilfe jetzt und niemals mehr!

CHOR DES VOLKES
Schon näher dringt der Sturm,
hört ihr den grausen Lärm?

Neue Flüchtlinge kommen.

CHOR DER KRIEGER
Verloren, ach verloren!
Nichts kann uns mehr erretten!

LORA
Ihr Feigen, was entflieht ihr,
führt euch der tapfere Morald nicht?

CHOR DER KRIEGER
Er ist verschwunden uns,
gefangen oder tot!

LORA
mit einem Schrei
Tot!

ALLE
Zu Trümmern stürze alles hin,
der Beste ist gefallen!

ADA
Noch ahnt er nicht, dass ich die Schuld
an allem seinen Elend bin!

CHOR
Seht, dort kommt Harald her,
der Hilfe uns versprach!

ARINDAL
Der letzte Hoffnungsschein!

ADA
Wird mir zum Untergang!

LORA
Sag an, wo sind die Krieger,
die du zur Hilfe bringst?

HARALD
Weh euch, ich bringe nichts!
Vernichtet ist mein Werk!

ALLE
Was sagt er? Keine Hilfe,
nur neuer Untergang?

HARALD
Die besten Krieger hatte ich geworben,
und schon nicht fern mehr waren wir der Stadt,
da stellt sich uns ein Kriegsheer in den Weg,
an seiner Spitze ein gewaffnet Weib.
Sie griff uns an mit unerhörter Macht,
und alles war in kurzer Zeit zerstreut.
Dann sprach das Weib: " Geh heim zu Arindal,
sag ihm, ich sei Ada, die Königin!"

ADA
für sich
O, muss ich dieses noch ertragen!

ARINDAL
Was sagst du? Ist es diese,
die dir den Auftrag gab?

HARALD
Mein König, ja, sie ist's!

ALLE
Entsetzlich! Seine Gattin
ist mit dem Feind in Bund!

ARINDAL
Ha, furchtbar tagt's ib mir!
Ich war von je betrogen!
Ha, schändlich Weib, so bist du jetzt entlarvt,
und deiner argen Tücke Ziel ist da!
Von jenen Zauberinnen bist du eine,
die zum Verderben uns mit Lieb' umstricken!
Du hieltest mich in schnöden Banden fest,
verlocktest mich mit bösem Trug!

ADA
Mein Arindal!

ARINDAL
Um grausam mich zu quälen,
gabst meinen Kindern du den Feuertod,
zertrümmertest mit arger List mein Reich,
ich selbst bin der Verzweiflung preisgegeben!

ADA
Halt ein!

ARINDAL
Zu was dich länger schonen,
um dich zu strafen, gabst du mir die Macht!
Verruchtes Weib, sei denn verflucht!

ADA
Arindal, halt ein! Ah!
entsetzlicher Schrei
Meineidiger, was tatest du!

Zemina und Farzana erscheinen.

ZEMINA und FARZANA
Ada, die Bande sind gelöst,
unsterblich bleibst du, wie zuvor!

ALLE
O Gott, was hören wir,
was hat das zu bedeuten?

ADA
mit wütendem Schmerz
Entsetzlicher! So hieltest du den Schwur?
Mit solchem Mut bewährtest du die Treu?
Verloren, ach verloren! Weh, unglücklich
hast du für Ewigkeit dein Weib gemacht!
So wisse denn, wie gross die Freveltat!
Von einem Sterblichen und einer Fee
bin ich erzeugt und so der Mutter gleich unsterblich.
Da sah ich dich, und dir Meineidigen
wandt ich all meine heisse Liebe zu!
Sie war so gross, dass ich, um dein zu sein,
freiwillig der Unsterblichkeit entsagte!
Der Feenkönig zürnte mir darum,
und da den Rücktritt er nicht wehren konnte,
sucht er ihn dadurch zu erschweren mir,
dass er mir dieses als Bedingnis gab:
acht Jahr dir zu verschweigen, wer ich sei,
und dann den letzten Tag auf dich so viel
der Qualen und der Schrecken aufzuhäufen,
als dich verleiten könnte, mir zu fluchen!
Nur, wenn dein Herz standhaft aus Liebe sei
soll ich das Los der Sterblichkeit erhalten.
Wenn nicht, so sollte ich unsterblich bleiben
und dann noch mein Begehren dadurch büssen,
dass ich auf hundert Jahr in einen Stein verwandelt sei!
Nun denn, du kennst mein Los!

ARINDAL
O Gott, wie braust's in meinem Hirn!
Sag an, bist du nicht schuld an meines Reiches Not?

ADA
Sie endet schneller noch als sie bereitet!

ARINDAL
Nun denn, sind jene Krieger nicht erschlagen,
die dieser mir zu Hilfe brachte?

ADA
Ich tat's! Es waren deines Feindes Krieger,
mit denen Harald dich verraten wollte.

Harald wird ergriffen und abgeführt.

ARINDAL
Und Morald, fiel er nicht, war es nur Schein?

ADA
Durch meine Macht besiegt er jetzt den Feind!

ARINDAL
Was frag ich noch? Schon fasst mich Wahnsinn an!
Doch meiner Kinder Mord verdammet dich!

Auf das Zeichen kommen ihre beiden Kinder und stürzen sich in Arindals Arme.

ADA
Von ihrer Geburt gereinigt, nimm sie hin,
der Erde schönstes Los beglücke sie;
nur mich nimmt grenzenloses Elend auf!

ARINDAL
sinkt zu Adas Füssen zusammen
Nun denn, Verzweiflung, dir gehör ich an!

CHOR DER KRIEGER
hinter der Bühne
Triumph! Wir sind befreit,
erschlagen ist der Feind!

Morald kommt mit den Kriegern.

MORALD
Ich bringe Sieg und Freude,
vernichtet ist der Feind!

ALLE
Was hör ich! Wir sind befreit!

CHOR, DROLLA, GUNTHER, GERNOT
Ertönet, Jubelklänge
zum Himmel hoch empor,
des Sieges Hochgesänge
erschallen jetzt allein!

LORA und MORALD
Ich drücke dich als Sieger
an meine frohe Brust!
Welch unnennbare Freude,
von dir befreit zu sein!
(Dich Holde zu befrein!)

ZEMINA und FARZANA
So ist sie denn gerettet,
zurückgegeben uns.
Nach der Verbannung Leiden
wird sie unsterblich sein!

ADA
Hinweg von mir, Verräter!
Ich stosse dich von mir!
Noch eh der Tag sich endet,
umschliesset mich der Stein!
Arindal windet sich zu Adas Füssen.

ARINDAL
Ach Ada, hab Erbarmen,
stoss mich nicht ganz von dir!
Verzweiflung muss mich fassen,
Wahnsinn mein Ende sein!

Die Bühne verfinstert sich, Ada versinkt mit Zemina und Farzana unter Donner und Blitz. Dann fällt der Vorhang schnell.

DRITTER AKT

Festliche Halle. Morald und Lora auf dem Thron, Drolla, Gernot und Gunther neben ihnen. Chor von Männern und Jungfrauen, festlich geschmückt. Siegesreigen.

CHOR
Heil sei dem holden Frieden
im sanften Himmelsglanz!
Heil sei dem hohen Siege,
der uns den Frieden gab!
Der du zum Siege uns geführt,
sei uns als König jetzt gegrüsst!
Die du im Leiden unser Trost,
sei jetzt als Königin gegrüsst!
Heil, siegesreicher Morald dir!
Heil, tugendreiche Lora dir!
Heil sei euch!

MORALD
Genug, o endet dieser Feste Jubel!
Vor Freude nicht, vor Wehmut bebt mein Herz!
Noch gilt eu'r froher Königsgruss nicht mir!
Denn der mir seine Würde übertrug,
ist dem unseligsten Geschick verfallen.
Des Wahnsinns graue Nacht umhüllet ihn,
und hält die leidenvolle Seel umfangen.
Wenn auch sein Wille mich zum König machte,
so ehrt doch nur so lange mich als Herrscher,
als Arindal dem düstren Wahn erliegt!

LORA
Ach Bruder! Welch beklagenswert Geschick!
Jetzt, da die Freude jeden Busen schwellt,
muss ich dein fürchterliches Los beweinen!

CHOR
Wir ehren euren Schmerz!
Die Freude halte ein!

LORA und MORALD
Allmächtiger,
in deine Himmel
send ich mein brünstig Flehn hinauf!
Lass weichen aus des
(Bruders) (Freundes) (Königs) Sinnen
des Wahnes schreckenvolle Macht!
Ein Strahl aus deinem Glanz
erleuchte seiner Seele Nacht!

ARINDAL
Hallo! Lasst alle Hunde los!
Dort, dort! Die Hirschin! Seht!
Herbei!
Ihr Jäger herbei!
Du, Waidmann, wandre voran!
Juche, es schmettert das Horn!
O seht, schon müde wird das Tier!
Packt an! Ich sende den Pfeil!
Seht wie er fliegt! Ich zielte gut!
Haha! Das traf in's Herz!
O seht, das Tier kann weinen!
Die Träne glänzt in seinem Aug'!
O, wie's gebrochen nach mir schaut!
Wie schön sie ist!
Entsetzen! Ha, es ist kein Tier,
seht her! Es ist mein Weib!
Ich seh den Himmel dort sich öffnen,
die lichten Tore springen auf!
O welcher Duft, o welcher Glanz!
Bin ich ein Gott, dies zu empfinden?
Beschwingt hebt sich mein Geist empor!
Ha, wie der Staub nach unten sinkt!
Es reicht sich eine Hand mir dar,
voll Liebe führt sie mich hinauf,
ich atme milde Götterluft!
Was soll's? Noch bin ich Mensch!
Du seist verflucht!
Haha! So ist's vollbracht!
Jetzt bin ich wieder Staub!
Leg dich zur Ruhe, Staub,
die Erde birgt dich gern!
Ha, wie es um dich dämmert!
Es ist die milde Nacht.
O schaurig, süsse Luft,
befängst du meine Seele?
Ich lag in deinem Arme,
so sanft war meine Ruhe,
ich kann dich nicht umfangen,
du bist so fern, so fern!
Und dennoch nahst du mir,
ja, ja, ich sehe dich!
Warum den tiefen Schmerz
im tränenvollen Blick?

ADA
Mein Gatte Arindal,
was hast du mir getan?
Es schliesst ein kalter Stein
die heisse Liebe ein.
Die Träne nur erweicht
der rauhen Hülle Zwang,
durch alle Schranken dringt
die Liebe noch zu dir,
und hörest du die Klage,
so eile her zu mir!

GROMA
Auf, Arindal, was zauderst du?
Sieh, jenen Schild und jenes Schwert
kann dich dem Sieg, doch jene Leier
noch grösser'm Glück entgegenführen.
Bist du von Mut und Lieb' erfüllt,
so wirst das Höchste du erreichen!

FARZANA
So wäre unsre Ada denn gerettet,
und der Unsterblichkeit zurückgegeben!
Wohlan, vollenden wir das letzte Werk,
damit kein Rückschritt je zu denken sei:
den Sterblichen dem sichern Tod zu weihn!

ZEMINA
Fürwahr, mich jammert Arindals Geschick;
schon büsst er durch des Wahnsinns Schrecken
den Meineid schwer.

FARZANA
O nicht der Meineid bloss, seine Vermessenheit
weiht ihn dem Tod!
Soll ungestraft ein kühner Sterblicher
des Feenreiches Stolz uns rauben wollen?
Wir führen auf den Weg zu Ada ihn;
sie zu befrein, sei er von uns ermuntert.

ZEMINA
Was willst du tun? Ihn auf den Weg geleiten,
auf dem er wirklich sie erlösen kann?

FARZANA
Was fürchtest, Törin, du? Da er als Mensch
zu siegen nicht vermocht, wie sollt er da
bewähren sich, wo Feenkraft nur siegt?
Im Kampfe wird er sicher unterliegen!

ZEMINA und FARZANA
Auf! Erwache, Arindal!

ARINDAL
Wer ruft mich? Ha, wohin
hat mich ein wilder Wahn getragen?
Ich hörte meine Gattin rufen!
O Gott, wie ist die düst're Nacht
durch ihren Ruf zum Tage mir erhellt!

ZEMINA und FARZANA
Nun, Arindal, erkennst du uns?

ARINDAL
Euch seh ich wieder, teure Feen,
die ihr um meine Gattin wart.
Ach, meine Gattin, wo ist sie?

ZEMINA und FARZANA
Hast du den Mut, sie zu befrein?

ARINDAL
Was höre ich? Sie zu befrein
durch meinen Mut könnt es gelingen?

FARZANA
Was prahlest du von deinem Mute?
Ist sie nicht deiner Feigheit Opfer?

ARINDAL
O wende deine Hohn von mir!
Sagt mir, ist sie noch zu befrein?

ZEMINA
Im kalten Steine eingeschlossen
verzweifelt sie an ihrer Rettung.

ARINDAL
Ihr foltert mich! Ich habe Mut!
Wer leitet mich zu ihr dahin?

ZEMINA und FARZANA
Nun denn, wir führen dich zu ihr!

ARINDAL
O Gott, wie fass ich es, zu ihr!
Ach sie, die Gattin zu befrein,
wie füllt es mich mit Freudenglut!
O leitet mich dahin zu ihr,
ihr opf'r ich all mein heisses Blut!

ZEMINA und FARZANA
Ha, diese rasche Freudenglut
wird ihn den sich'ren Tode weihn.
Wir leiten gern ihn hin zu ihr,
denn uns erfreut sein Untergang!

Verwandlung.
Furchtbare Kluft des unterirdischen Reiches. Erdgeister mit scheusslichen Larven durchwogen geschäftig den Ort.

CHOR DER GEISTER
Ihr Geister, auf, bewachet treu
die dunkle Schreckenspforte,
die diese Kluft umschliesst!
Dem Ungeweihten wehrt den Weg!
Er führt zum höchsten Heiligtum!
Ihr Geister auf! Bewachet treu!

ARINDAL
Wo führt ihr hin! Hier schmachtet meine Gattin?

CHOR
Wer naht sich dort?

FARZANA
Ein Sterblicher begehrt von euch den Eintritt!

CHOR
Wehe ihm!

ZEMINA
Nun, Arindal! Bekämpfe jene!

ARINDAL
O diese schreckenvolle Überzahl!

FARZANA
Kleinmütiger, dir bangt?

ARINDAL
Die Liebe siegt!
Weh mir, ich unterliege schon!

GROMA
Den Schild!

ZEMINA und FARZANA
Entsetzlich, ha, er hat gesiegt!
Durch fremde Macht bezwang er sie,
doch siegen soll er nimmermehr!

ARINDAL
O welches Glück, der Sieg ist mein!
Dank sei, Groma, deiner hohen Macht!

GUNTHER und GERNOT
Heil Arindal, und fasse Mut,
zum Siege schreitest du voran!

Die Bühne ist in einen anderen Teil des unterirdischen Reiches verwandelt. Chor von ehernen Männern: fest aneinendergereiht

CHOR DER EHERNEN MÄNNER
Schliesst fest euch an, und haltet stark,
den Eingang wehren wir
zum höchsten Heiligtum!

CHOR
Was will der Fremdling hier?

ZEMINA
Er trotzet eurer Kraft
und fordert euch zum Kampf!

CHOR
Wehe ihm!

ARINDAL
Mich schreckt nicht eure Erzes Schirm,
vernichten soll euch meine Macht!
Weh mir, den Schild verlässt die Kraft!

GROMA
Das Schwert!

ZEMINA und FARZANA
Ha, wehe uns, der Sieg ist sein!
Statt des Vermessenen Verderben
bezwecken wir sein höchstes Glück!

CHOR VON GROMAS UNSICHTBAREN GEISTERN
Heil, Arindal, und fasse Mut,
zum Siege schreitest du voran!

FARZANA
Doch jetzt erlahme seine Kraft!

ARINDAL
Doch sagt! Wo find ich meine Gattin?

FARZANA
Wohlan! Jetzt sollst du sie befrein!

ZEMINA
Sieh, Arindal, dort schmachtet deine Gattin!

ARINDAL
Allmächtiger, wie trag ich diesen Anblick?
Wie nenn ich das Gefühl, das mich durchbebt?
Ist's Wonne, die mir wird durch ihre Nähe?
Ist es Entsetzen, so sie zu erblicken?
Ah, welche Wehmut füllt mein armes Herz.
O Ada! Wie vernichte ich den Fluch?

ZEMINA
Was ziemt's zu klagen hier? Sie zu befrein
kamst du hierher!

ARINDAL
O sagt, wie ich's vollende?

FARZANA
Entzaubre diesen Stein, und sie ist frei!

ARINDAL
Weh mir! Kann Menschenkraft dies je vollbringen?

FARZANA
Versuch's, doch wisse erst, was dich bedroht!
Du bist mit kühn vermess'ner Kraft
gedrungen bis hierher
in der Feen Heiligtum, und kannst du jetzt
dein Werk nicht ganz vollenden,
so büssest du das frevelnde Begehren
mit ewiger Verwandelung in Stein!

ARINDAL
Ha, furchtbar! Dies ist denn mein Los!
Weh mir, es unterliegt mein Mut
und mein Verlangen ist gelähmt.
Vollenden kann ich nicht mein Werk
und lange Qualen sind ihr Los!

FARZANA und ZEMINA
Ha, endlich unterliegt sein Mut
und sein Verlangen ist gelähmt.
Vollendet er jetzt nicht sein Werk,
so ist ein ew'ger Tod sein Los.

CHOR
Mut, Arindal, und sei getrost,
du kannst die Gattin noch befrein!

GROMA
Ergreif die Leier!

ARINDAL
O Gott, was höre ich?
Ja, ich besitze Götterkraft!
Ich kenne ja der holden Töne Macht
der Gotheit, die der Sterbliche besitzt!
Du, heisse Liebe, Sehnsucht und Verlangen
entzaubert denn in Tönen diesen Stein!

ZEMINA und FARZANA
Weh, das ist Gromas Werk!

ARINDAL
O ihr, des Busens Hochgefühle,
die hold in Liebe sich umfah'n!
Und du Verlangen, heisses Sehnen,
mit deinem wonnesüssen Schmerz!
Euch ruf ich auf, aus meinem Busen,
aus meiner Seele schwingt euch auf!
Zusammen fliesse all Empfinden
in holder Töne Zaubermacht,
und flehet an den kalten Stein:
gib meine Gattin mir zurück!

ADA
Jetzt kann mich keine Macht dir rauben!

Die Szene verwandlet sich in einen herrlichen Feenpalast, von Wolken umgeben. Auf einem Thron der Feenkönig, um ihn der Chor der Feen und Geister.

FEENKÖNIG
Du Sterblicher drangst ein in unser Reich,
und die unendliche Gewalt der Liebe
verlieh dir jene hohe Kraft, die nur
Unsterblichen zu eigen ist verliehn!
So wisse denn: durch deine Schuld als Mensch
bleibt Ada jetzt unsterblich, wie sie war;
doch, der sie uns mit Götterkraft entwunden,
ist mehr als Mensch, unsterblich sei, wie sie!

CHOR
Gegrüsst sei Arindal im hohen Feenreiche,
dir ist Unsterblichkeit nach deiner Kraft verliehn!

ADA
Entsage deinem Erdenreich,
mein Feenland beherrsche jetzt!

ARINDAL
Noch fühl ich sterblich mich genug
und kann vor Wonne mich nicht fassen!

ZEMINA und FARZANA
Entzücken kehret wieder ein,
da beide jetzt gewonnen sind!

ARINDAL
Euch beiden geb ich jetzt mein Erdenland,
ein höh'res Reich ist Seligem mir verliehn!
Seid glücklich stets, denn ich beschütze euch!

CHOR
Ein hohes Los hat er errungen,
dem Erdenstaub ist er entrückt!
Drum sei's in Ewigkeit besungen,
wie hoch die Liebe ihn beglückt!

Richard Wagner. Rienzi, der letzte der Tribunen. Libretto

Rienzi, der letzte der Tribunen

Libretto
Richard Wagner

Besetzung

COLA RIENZI, päpstlicher Notar (Tenor)
IRENE, seine Schwester (Sopran)
STEFANO COLONNA, Haupt der Familie Colonna (Bass)
ADRIANO, sein Sohn (Mezzosopran)
PAOLO ORSINI, Haupt der Familie Orsini (Bariton)
RAIMONDO, päpstlicher Legat (Bass)
BARONCELLI, römischer Bürger (Tenor)
CECCO DEL VECCHIO, römischer Bürger (Bass)
EIN HEROLD (Tenor)
EIN FRIEDENSBOTE (Sopran)

ERSTER AKT

Nr. 1 - Introduktion

Eine Strasse Roms, welche im Hintergrunde durch die Lateran-Kirche begrenzt wird; im Vordergrunde rechts das Haus Rienzis. Es ist Nacht.

Orsini mit 6-8 seiner Anhänger vor dem Hause des Rienzi.

ORSINI
Hier ist's, hier ist's! Frisch auf, ihr Freunde.
Zum Fenster legt die Leiter ein!
Zwei Nobili legen eine Leiter an das Haus und steigen durch das geöffnete Fenster ein.
Das schönste Mädchen Roms sei mein;
ihr sollt mich loben, ich versteh's.

Die beiden Nobili bringen Irene aus dem Hause.

IRENE
Zu Hilfe! Zu Hilfe! O Gott!

DIE ORSINI
Ha, welche lustige Entführung
aus des Plebejers Haus!

IRENE
Barbaren! Wagt ihr solche Schmach?

DIE ORSINI
Nur nicht gesperrt, du hübsches Kind,
du siehst, der Freier sind sehr viel!

ORSINI
So komm doch, Närrchen, sei nicht bös,
dein Schad' ist's nicht, kennst du mich erst.

IRENE
Wer rettet mich?

ORSINI, DIE ORSINI
Haha, sie ist schön! Nur fort ins Gemach!

Sie schleppen Irene fort. Colonna mit 8 seiner Anhänger tritt ihnen entgegen und treibt sie zurück.

COLONNA
Orsini ist's! - Zieht für Colonna!

ORSINI
Ha, die Colonna! - Zieht für Orsini!

DIE COLONNA
Colonna hoch!

DIE ORSINI
Orsini hoch!

COLONNA
Nehmt euch das Mädchen!

ORSINI
Haltet sie fest!

Sie kämpfen. Adriano kommt mit Gewaffneten.

ADRIANO
Was für ein Streit? - Auf, für Colonna!
Neuer Kampf.
Was seh' ich? Gott! Das ist Irene!
Lasst los! Ich schütze dieses Weib!

Er bricht sich Bahn zu Irene und befreit sie.

COLONNA
Ha brav, mein Sohn! Sie sei für dich!

ADRIANO
Rührt sie nicht an! Mein Blut für sie!

ORSINI
Er spielt fürwahr den Narren gut!
Doch diesmal ist sie noch für mich!

Er greift Adriano an.

COLONNA
zu den Seinigen
Nun, seht nicht zu! Schlagt los!

DIE COLONNA
Colonna!

Neuer Kampf. Der Lärm hat allmählich eine starke Anzahl Volkes versammelt.

VOLK
Ha, welcher Lärm! Lasst ab vom Kampf!

ORSINI
Das fehlte noch!

COLONNA
Schlagt alles nieder!

Das Volk greift zu Steinen und Stöcken.

VOLK
Nieder mit Colonna! Nieder mit Orsini!

Allgemeiner Streit. Der Kardinal kommt mit Gefolge.

KARDINAL
Verwegne! Lasset ab vom Streit!
Zur Ruhe ruf' ich, der Legat.

COLONNA
Herr Kardinal, geht in die Kirche,
und lasst die Strasse nun für uns!

KARDINAL
Ha, welche Frechheit!

ORSINI
Lest die Messe!
Macht Euch von hinnen!

KARDINAL
Unverschämte!
Ich, der Legat des Heil'gen Vaters!

COLONNA
Fort, heil'ger Rotrock!

VOLK
Hört die Lästrer!

NOBILI
Drauflos! Macht Platz, Herr Kardinal!

Erneut heftiger Kampf. Der Kardinal kommt ins Gedränge, das Volk beschützt ihn.
Rienzi kommt mit Baroncelli und Cecco.

RIENZI
Zur Ruhe! -
zum Volke
Und ihr, habt ihr
vergessen, was ihr mir geschworen? -
Das Volk, das den Kardinal gerettet hat, lässt sogleich bei Rienzis Erscheinen vom Streite ab. Die Nobili sind durch Erstaunen über Rienzis gebieterisches Auftreten und dessen augenscheinliche Gewalt über das Volk sprachlos gefesselt.
zu den Nobili
Ist dies die Achtung vor der Kirche,
die eurem Schutze anvertraut?
Irene eilt auf Rienzi zu und verbirgt ihr Gesicht an seiner Brust. Rienzi erblickt die Leiter am offenen Fenster und scheint sogleich zu verstehen, was vorgefallen ist. Er wirft den Nobili einen tödlichen Blick zu.
Dies ist eu'r Handwerk, daran erkenn' ich euch!
Als zarte Knaben würgt ihr unsre Brüder,
und unsre Schwestern möchtet ihr entehren!
Was bleibt zu den Verbrechen auch noch übrig?
Das alte Rom, die Königin der Welt,
macht ihr zur Räuberhöhle, schändet selbst
die Kirche; Petri Stuhl muss flüchten
zum fernen Avignon; kein Pilger wagt's,
nach Rom zu ziehn zum frommen Völkerfeste,
denn ihr belagert, Räubern gleich, die Wege.
Verödet, arm, versiecht das stolze Rom,
und was dem Ärmsten blieb, das raubt ihr ihm,
brecht, Dieben gleich, in seine Läden ein,
erschlagt die Männer, entehrt die Weiber: -
blickt um euch denn, und seht, wo ihr dies treibt!
Seht, jene Tempel, jene Säulen sagen euch:
es ist das alte, freie, grosse Rom,
das einst die Welt beherrschte, dessen Bürger
Könige der Könige sich nannten!
Verbrecher, sagt mir, gibt es noch Römer?

VOLK
Ha, Rienzi! Rienzi! Hoch Rienzi!

NOBILI
Ha, welche Frechheit! Hört ihr ihn?

ORSINI
Und wir? Reisst ihm die Zunge aus!

COLONNA
O lasst ihn schwatzen! Dummes Zeug!

ORSINI
Plebejer!

COLONNA
Komm morgen in mein Schloss,
Signor Notar, und hol dir Geld
für deine schön studierte Rede!

NOBILI
Haha! Den Narren, lacht ihn aus!

ORSINI
Lacht ihn aus!

COLONNA
Lacht ihn aus!

ORSINI
Er stammt gewiss aus edlem Haus.

COLONNA
Ganz gewiss!

NOBILI
Verehret ja den grossen Herrn,
er kann zwar nicht, doch möcht er gern!

BARONCELLI, CECCO, VOLK
Hört ihr den Spott der Frechen an?
Mit einem Streiche sei's getan!

RIENZI
Zurück, ihr Freunde, haltet ein!
Nicht fern wird die Vergeltung sein!
Zurück! Gedenket eures Schwures!

ORSINI
Nun denn, so macht dem Spass ein End'!
Der Streit ist halb, wir fechten aus.

COLONNA
Nicht in den Strassen vor Plebejern,
am Tagesanbruch vor den Toren.

ORSINI
Ich stelle mich mit voller Schar.

COLONNA
Die Lanzen vor, Mann gegen Mann!
Zum Kampfe für Colonna!

ORSINI
Zum Kampfe für Orsini!

DIE NOBILI
Zum Kampfe für Colonna/Orsini!

ORSINI, COLONNA, DIE NOBILI
Hinaus, gerüstet zum Kampfe,
mit Speer und Lanze zu Pferd!
In Frührots nebligem Dampfe
zieht für Orsini/Colonna das Schwert!

BARONCELLI, CECCO, VOLK
Zum Kampfe ziehn die Frechen
das übermüt'ge Schwert.
Wann wirst die Schmach du rächen
und schützen unsren Herd?

DIE COLONNA
Für Colonna!

DIE ORSINI
Für Orsini!

Die Nobili entfernen sich unter grossem Getümmel.

RIENZI
der bisher in nachsinnendes Schweigen versunken war
Für Rom!
Das Volk drängt sich näher an Rienzi.
Sie ziehen aus den Toren;
nun denn, ich will sie euch verschliessen!

KARDINAL
Wann endlich machst du Ernst, Rienzi,
und brichst der Übermüt'gen Macht?

BARONCELLI
Rienzi, wann erscheint der Tag,
den du verheissen und gelobt?

CECCO
Wann kommt der Friede, das Gesetz,
der Schutz vor jedem Übermut?

VOLK
Rienzi, sieh, wir halten Treu!
O Römer, wann machst du uns frei?

RIENZI
Den Kardinal beiseit' nehmend
Herr Kardinal, bedenkt, was Ihr verlangt!
Kann stets ich auf die heil'ge Kirche baun?

KARDINAL
Halt fest im Aug' das Ziel, und jedes Mittel,
erreichst du jenes sicher, sei geheiligt!

RIENZI
Wohlan, so mag es sein! Die Nobili
verlassen bald die Stadt: die Zeit ist da!
Ihr Freunde, ruhig geht in eure Häuser,
und rüstet euch, zu beten für die Freiheit!
Doch höret ihr der Trompete Ruf
in langgehaltnem Klang ertönen,
dann wachet auf, eilet all herbei,
Freiheit verkünd' ich Romas Söhnen!
Doch würdig, ohne Raserei,
zeig' jeder, dass er Römer sei!

Willkommen nennet so den Tag,
er räche euch und eure Schmach!

KARDINAL
Dem hohen Werke steh' ich bei,
dass segensvoll und heilsam es sei!
Willkommen sei der nahe Tag,
er räche unsre Schmach!

BARONCELLI, CECCO, VOLK
Wir schwören dir Gehorsam treu,
und bald sei Roma wieder frei!
Willkommen sei der hohe Tag,
er räche uns und unsre Schmach!

Nr. 2 - Terzett
Rienzi, Adriano, Irene
Rienzi, Adriano und Irene bleiben zurück. Adriano hat bisher in Staunen und stummes Hinbrüten versunken beiseite gestanden. Rienzi umfasst Irene mit heftiger Aufwallung.

RIENZI
O Schwester, sprich, was dir geschah,
welch Leid dir Ärmsten angetan?

IRENE
Ich bin gerettet: Jener war's,
der mich aus ihrer Hand befreit.

RIENZI
Adriano, du! Wie, ein Colonna
beschützt ein Mädchen vor Entehrung?

ADRIANO
Mein Blut, mein Leben für die Unschuld!
Rienzi, wie? Kennst du mich nicht?
Wer nannte je mich einen Räuber?

RIENZI
Du weilst, Adriano? Ziehst nicht
hinaus zum Kampfe für Colonna?

ADRIANO
Weh mir, dass ich dein Wort versteh',
erkenne, was du in dir birgst,
dass ich es ahne, wer du bist,
und doch dein Feind nicht werden kann!

RIENZI
Ich kannte stets nur edel dich,
du bist kein Greuel dem Gerechten.
Adriano! Darf ich Freund dich nennen?

ADRIANO
Rienzi, ha, was hast du vor?
Gewaltig seh' ich dich, sag an,
wozu gebrauchst du die Gewalt?

RIENZI
Nun denn! Rom mach' ich gross und frei,
aus seinem Schlaf weck' ich es auf;
und jeden, den im Staub du siehst,
mach' ich zum freien Bürger Roms.

ADRIANO
Entsetzlicher, durch unser Blut!
Rienzi, wir haben nichts gemein!...
Er will gehen; sein Blick fällt auf Irene.
Und kann ich gehn? Kann ich
bezwingen dieses Herz!
Weh mir, dass mich Entsetzen treibt,
und doch ich nie sie fliehen kann!

RIENZI
Adriano! Hör mich, noch ein Wort!
Nicht zum Verderben deines Standes
ersann mein Geist den kühnen Plan;
nur das Gesetz will ich erschaffen,
dem Volk wie Edle untertan.
Kannst du mich tadeln, wenn aus Räubern
zu wahrhaft Edlen ich euch mache,
zu Schützern und zu festen Säulen
des Staates und der guten Sache?

ADRIANO
Ich bin der Erste, das Gesetz
getreu zu üben und zu schirmen,
doch an das Ziel der stolzen Wünsche
gelangst du nur durch blut'ge Bahn,
durch eines feigen Pöbels Wut,
durch meiner Brüder, meines Vaters Blut!

RIENZI

Unseliger! Blut! Blut! Mahne mich nicht an Blut!
Ich sah es fliessen - noch ist es nicht gerächt!
Wer war es, der einst meinen armen Bruder,
den holden Knaben, als am Tiberstrande
voll Unschuld er Irenen Kränze wand,
wer war's, der ihn aus rohem Missverstand
erschlug? Wer war es, den ich für diesen Mord
vergebens um Gerechtigkeit anrief?

ADRIANO

Ha, Schande! Es war ein Colonna!

RIENZI
Ha, ein Colonna! Was tat der arme Knabe
dem edlen, dem patrizischen Colonna?
Blut? Ja, Adriano di Colonna,
ich tauchte diese Hand tief in das Blut,
das aus dem Herzen meines Bruders quoll,
und schwur einen Eid! Weh dem,
der ein verwandtes Blut zu rächen hat!

ADRIANO
Rienzi, du bist fürchterlich!
Was kann ich tun, die Schmach zu sühnen?

RIENZI
Adriano, sei mein, sei ein Römer!

ADRIANO
begeistert
Ein Römer? Lass mich ein Römer sein!

Noch schlägt in dieser Brust
ein freies Römerherz.
Es fühlt der Grösse Lust,
der Schmach gewalt'gen Schmerz;
zu sühnen alle Schande,
weih' ich dies Leben dir,
im freien Römerlande
winkt Glück und Freude mir!

IRENE
Noch schlägt in seiner Brust
ein freies Römerherz.
Vor solcher Wonne Lust
verschwindet jeder Schmerz!
Mit hoher Liebe Bande
zieht mich mein Herz zu dir,
im freien Römerlande
winkt Glück und Freude mir!

RIENZI
Noch schlägt in seiner Brust
ein freies Römerherz.
Es fühlt der Grösse Lust,
der Schmach gewalt'gen Schmerz!
Wer trüge länger Schande?
Das Volk erheben wir!
Wenn frei der Römer Lande,
lohnt Glück und Grösse dir!

RIENZI
Die Stunde naht, mich ruft mein hohes Amt.
Adriano, dir vertraue ich die Schwester.
Du rettetest vor Schmach und Schande sie,
so schütze sie noch jetzt! Dies ein Beweis,
dass ich für edel, frei und gross dich halte!
Bald seht ihr mich, das Werk naht der Vollendung!

Er geht nach dem Hintergrunde ab.

Nr. 3 - Duett
Adriano und Irene bleiben zurück.

ADRIANO
Er geht und lässt dich meinem Schutz;
o Holde, sprich, vertraust du mir?

IRENE
Held meiner Ehre, meines Lebens,
mein höchstes Gut vertrau' ich dir!

ADRIANO
Wohl weisst du, dass ich ein Colonna,
und fliehst mich nicht, des ganzer Stamm
ein Greuel dir und deinem Bruder?

IRENE
O, warum nennst du dein Geschlecht?
Mir graut vor dir, vor meinem Retter,
gedenke jener Stolzen ich,
die nie verzeihn, dass du vor Schande
ein Bürgermädchen rettetest.

ADRIANO
Ach, mahne jetzt nicht an den Jammer,
der uns, der Rom bedroht!
Dein Bruder, welch ein Geist! Doch ach!
Ich sehe ihn zugrunde gehn!
Der Pöbel selbst wird ihn verraten,
ihn zücht'gen wird der Nobili,
und du, Irene, was dein Los?
Doch, ha, dein Unglück sei mir Losung!
Und jede Bande schwindet hin!
Für dich mein Leben und mein Gut!

IRENE
Und wenn ich glücklich bin?

ADRIANO
O schweige!
Vor deinem Glücke zittre ich!
Es komme Nacht und Tod,
und dein bin ich für ewig!

ADRIANO
Ja, eine Welt voll Leiden
versüsst dein holder Blick;
von ihr mit dir zu scheiden
ist göttliches Geschick.
Bräch' auch die Welt zusammen,
riss' jeder Hoffnung Band,
der Liebe Regionen
beu'n uns ein neues Vaterland.

IRENE
Ja, eine Welt voll Leiden
versüsst der Liebe Glück;
von ihr mit dir zu scheiden
ist göttliches Geschick.
Bräch' auch die Welt zusammen,
riss' jeder Hoffnung Band,
der Liebe Regionen
beu'n uns ein neues Vaterland.

Trompeten hinter der Szene.

IRENE
Ihr Heil'gen! Welche Schreckenstöne!

ADRIANO
Mir wohlbekannt: Colonnas Scharen!

Unter grossem Getümmel ziehen die Colonna gerüstet und teils zu Pferde über die Strasse. Voran Trompeter.

IRENE
nach dem Hause zu fliehend
Weh mir! Sie suchen Beute!

ADRIANO
O bleib! Ich stehe dir zur Seite!

Trompeten der Orsini, welche ebenfalls gerüstet und zu Pferde geräuschvoll über die Strasse ziehen.

ADRIANO
Das sind Orsinis Räuberscharen;
die Übermüt'gen, sie ziehn zum Kampfe!
Sie kennen Mord und Schandtat nur!
Ich schaudre! Welche Schreckensahnung!
Welch düstres Grau'n durchbebt die Brust!
Doch seid willkommen, Schreck und Tod!
Sie heissen meine Liebe mich bewähren!

ADRIANO UND IRENE
Bräch' auch die Welt zusammen,
riss' jeder Hoffnung Band;
der Liebe Regionen
beu'n uns ein neues Vaterland!

Sie bleiben in stummer Umarmung.
Man hört aus der Ferne den lang gehaltenen Ton einer Trompete.
Etwas näher.

IRENE
aus der Umarmung auffahrend
Was für ein Klang?

ADRIANO
Wie schauerlich!
Trompete noch näher.
Was hat das zu bedeuten?
Das ist kein Kriegsruf der Colonna.

Nr. 4 - Finale

Ein Herold betritt die Bühne, ein Trompeter an seiner Seite bläst einen lang gehaltenen Ton. Adriano und Irene sind auf die Seite getreten. Aus allen Häusern brechen wie in einem Moment die Einwohner hervor, so dass der ganze Platz bis zum Lateran hin plötzlich mit einer grossen Volksmasse bedeckt ist, die ihn mit dem freudigsten Tumult erfüllt.

VOLK
in wildem Enthusiasmus
Gegrüsst, gegrüsst sei, hoher Tag!
Die Stunde naht! Vorbei die Schmach!

Aus dem Lateran, dessen Fenster jetzt im rötesten Frührot strahlen, hört man die Orgel beginnen; bei ihrem Klange legt sich augenblicklich das Toben des Volkes; die ganze Strasse bis zum Lateran ist mit Knienden bedeckt.

CHOR IM LATERAN
Erwacht, ihr Schläfer nah und fern,
und hört die frohe Botschaft an:
dass Romas schmacherloschner Stern
vom Himmel neues Licht gewann!
Seht, wie er strahlt und sonnengleich
in ferne Nachwelt siegend bricht!
Zur Nacht sinkt Schmach, so totenbleich,
zum Wonnetag steigt Freiheitslicht!

Die Menge liegt noch atemlos auf den Knien, als während der letzten Takte des Kirchengesanges, wo die Orgel wieder eintritt, die Pforten des Laterans sich weit öffnen. Man erblickt die Kirche mit Priestern und Geistlichen aller Orden erfüllt. Auf die grosse Treppe heraus schreitet Rienzi, ihm zur Seite der Kardinal; Baroncelli und Cecco del Vecchio folgen. Rienzi ist in einer vollständigen Rüstung, nur sein Haupt ist entblösst. Bei seinem Erscheinen erhebt sich das Volk augenblicklich von den Knien und jubelt ihm enthusiastisch entgegen.

VOLK
Rienzi! Ha, Rienzi hoch!
Der Retter naht, vorbei die Schmach!

RIENZI
feierlich
Erstehe, hohe Roma, neu!
Sei frei, sei jeder Römer frei!

VOLK
Frei Roma! Jeder Römer frei!

RIENZI
Die Freiheit Roms sei das Gesetz,
ihm untertan sei jeder Römer;
bestraft sei streng Gewalt und Raub,
und jeder Räuber Romas Feind!
Verschlossen sei, wie jetzt es ist,
den Übermüt'gen Romas Tor;
willkommen sei, wer Frieden bringt,
wer dem Gesetz Gehorsam schwört.
Die Feinde treffe euer Grimm,
vernichtet sei der Frevler Schar,
dass froh und frei der Pilger zieh',
geschützt der Hirt der Herde folg'! -
So schwört, zu schirmen das Gesetz,
schwört freier Römer heil'gen Schwur!

VOLK
Befreier, Retter, hoher Held!
Rienzi, höre unsern Schwur!
Wir schwören dir, so gross und frei
soll Roma sein, wie Roma war.
Vor Niedrigkeit und Tyrannei
sie unser letztes Blut bewahr!
Tod und Verderben schwören wir
dem Frevler an der Römer Ehr'!
Ein neues Volk erstehe dir,
wie seine Ahnen gross und hehr!

Cecco del Vecchio tritt vor, unter das Volk.

CECCO
Ihr Römer, sprecht! Nun, da wir frei,
wer war's, der uns dazu gemacht?
Wer war's, der jeden unter uns belehrte,
was Rom sei und was es war?
Geschaffen hat er uns zum Volk,
drum hört mich an und stimmt mir bei:
es sei sein Volk und König er!

VOLK
in wildem Enthusiasmus
Rienzi Heil! Der Römer König Heil!

ADRIANO
für sich
Unglücklicher! Wie, sollt' er's wagen?

Es herrscht grosse Aufregung, die sich, sobald Rienzi beginnt, augenblicklich legt.

RIENZI
Nicht also! Frei wollt' ich euch haben!
Die heil'ge Kirche herrsche hier,
Gesetze gebe ein Senat.
Doch wählet ihr zum Schützer mich
der Rechte, die dem Volk erkannt,
so blickt auf eure Ahnen
und nennt mich euren Volkstribun.

VOLK, BARONCELLI, CECCO
Rienzi, Heil dir, dir Volkstribunen,
Hort unsrer Freiheit!

Rienzi kniet vor dem Kardinal.

KARDINAL
Des Heil'gen Vaters Segen ruht
auf dir, Tribun und Friedensheld!

IRENE
Heil dir, Rienzi, glorreicher Bruder!

ADRIANO
hingerissen
Und aller Segen folge dir!

RIENZI
erhebt sich von den Knien
Ihr Römer! Nun, so schwöre ich,
zu schützen euch und euer Recht!
Lang blühe Romas neu Geschlecht!

VOLK
Befreier, Retter, hoher Held;
dir huldigt freier Römer Schwur!

VOLK, IRENE, ADRIANO, BARONCELLI, CECCO
Wir schwören dir, so gross und frei
soll Roma sein, wie Roma war.
Vor Niedrigkeit und Tyrannei
sie unser letztes Blut bewahr'!
Schmach und Verderben schwören wir
dem Frevler an der Römer Ehr'!
Ein neues Volk erstehe dir,
wie seine Ahnen gross und hehr!

Der Vorhang fällt.

ZWEITER AKT

Nr. 5 - Introduktion

Chor der Friedensboten, Rienzi, Baroncelli, Cecco, Senatoren

CHOR DER FRIEDENSBOTEN
auf dem Theater, sehr entfernt
Jauchzet, ihr Täler!
Frohlockt, ihr Berge!
Frei prangt die Flur,
erfüllt von Segensspur!
Jauchzet, ihr Berge!
Frohlockt, ihr Täler!

Der Vorhang geht auf.

Die Bühne bleibt noch eine Zeitlang leer. Den folgenden Gesang der Friedensboten hört man wie aus den Strassen näherkommend, bis diese selbst mit dem ersten Friedensboten an der Spitze gegen die Mitte des Gesanges durch das grosse Portal in einem langsamen Zuge auftreten. Sie sind festlich antik in Weiss gekleidet und tragen silberne Stäbe.

CHOR DER FRIEDENSBOTEN
Ihr Römer, hört die Kunde
des holden Friedens an:
Auf Romas heil'gem Grunde
wallt freudig jede Bahn!
In düstrer Felsen Schluchten
drang goldner Sonne Schein;
in Meeres sichren Buchten
zieht froh die Segel ein!
Denn Friede ist gekommen,
der Freiheit Licht gewonnen!
Jauchzet, ihr Täler!
Frohlockt, ihr Berge!

Rienzi tritt auf mit Cecco, Baroncelli und den Senatoren.

RIENZI
Du, Friedensbote, sage an,
hast deine Sendung du vollbracht?
Zogst du durchs ganze Römerland
und bringest Frieden du und Segen uns?

ERSTER FRIEDENSBOTE
Ich sah die Städte, sah das Land,
ich zog entlang des Meeres Strand;
so weit das Land der Römer reicht,
trug mich mein Fuss beschwingt und leicht.
Und Frieden fand ich überall,
froh tönt des Jubels Widerhall.
Frei treibt der Hirt die Herde hin,
reich prangt der Felder Fruchtgewinn.
Der Burgen Wälle stürzen ein,
denn frei will jeder Römer sein.

CHOR DER FRIEDENSBOTEN, ERSTER FRIEDENSBOTE
So weit das Land der Römer reicht,
trug uns der Fuss beschwingt und leicht,
und Frieden fand ich überall,
froh tönt des Jubels Widerhall.
Frei treibt der Hirt die Herde hin,
reich prangt der Felder Fruchtgewinn.
Der Burgen Wälle stürzen ein,
denn frei will jeder Römer sein.

RIENZI
Dir Preis und deiner hohen Macht!
Durch dich, mein Gott, hab' ich's vollbracht!

BARONCELLI, CECCO, SENATOREN
Dir alles Glück verdanken wir,
dem grössten Römer, Ehre dir!

RIENZI
Geht, Friedensboten, ziehet denn
durch alle Strassen Romas hin,
bringt jedem Römer eure Kunde!

Die Friedensboten verlassen unter Anstimmung der Hymne langsam durch das Portal die Bühne. Der Gesang verhallt zum Schluss in den Strassen.

CHOR DER FRIEDENSBOTEN
Ihr Römer, hört die Kunde
des holden Friedens an:
Auf Romas heil'gem Grunde
wallt freudig jede Bahn!
In düstrer Felsen Schluchten
drang goldner Sonne Schein;
in Meeres sichren Buchten
zieht froh die Segel ein!
Denn Friede ist gekommen!
Der Freiheit Licht gewonnen!
Jauchzet, ihr Täler!
Frohlockt, ihr Berge!

Rienzi ist in stummes Gebet versunken.

Steffano Colonna, Orsini und die Nobili, alle in Friedensgewändern, treten auf und grüssen Rienzi mit stolzer Unterwürfigkeit.

COLONNA
Rienzi, nimm des Friedens Gruss!

RIENZI
Heil euch! - Was fehlt noch Rom zu seinem Glücke,
da seine mächt'gen, stolzen Feinde jetzt
zurückgekehrt und Treue ihm geschworen!

COLONNA
Rienzi, ich bewundre dich;
zwar sucht' ich diese Grösse nie in dir,
doch sei's darum! Ich will sie anerkennen!

RIENZI
Des Friedens, des Gesetzes Grösse nur,
nicht meine, sollt ihr anerkennen!
Vergesst es nie, dass dieser Preis es war,
um den wir kämpften; - dass diese Tore sich
euch öffneten, nur da ihr Treu' ihm schwurt,
dass ihr ihm untertan sein sollt
wie der geringste der Plebejer!
Die Mauern eurer Schlösser saht ihr fallen,
durch die ihr Rom zum Räuberlager machtet.
Weh euch, wenn ihr drum Groll noch nährt,
wenn euer Herz der neue Tag noch nicht
erwärmt! Weh euch beim kleinsten Übertritt!
Denn ich vor allem schütze das Gesetz,
ich, der Tribun.
Mit freundlicher Herablassung.
Ihr Herrn und Edlen, ich
erwarte euch zum Feste in diesen Sälen!

Er geht ab mit Cecco, Baroncelli und den Senatoren.

Nr. 6 - Szene, Terzett und Chor

Orsini, Colonna, Nobili. Später Adriano.

ORSINI
Colonna, hörtest du das freche Wort?
Sind wir verflucht, zu dulden solche Schmach?

COLONNA
Ha, wie ich knirsche! Der Plebejer, er,
den ich zum Spott an meiner Tafel hielt!

ORSINI
Was ist zu tun? Wir sind besiegt.
Und dieser Pöbel, den mit Füssen wir
getreten, wie verwandelte er sich!
Die Masse ist bewaffnet, Mut und Begeisterung
in jedem der Plebejer.

COLONNA
Der Pöbel - ha!
Rienzi ist's, der ihn zu Rittern macht.
Nimm ihm Rienzi, und er ist, was er war.

Die Nobili schliessen einen engeren Kreis um Orsini und Colonna. Adriano tritt ungesehen auf, beobachtet die Gruppe und mischt sich unbemerkt unter sie.

ORSINI
So wäre denn auf ihn allein
der Streich zu führen, der uns frommt?

COLONNA
Er ist der Götze dieses Volks,
das er durch Trug verzaubert hält.

ORSINI
Doch für Gewalt und offne Tat
sind wir zu schwach, vermögen nichts.

COLONNA
Was bleibt uns übrig? Tötet ihn
inmitten dieser Narrenbrut,
hin ist die Pracht und uns der Preis!

ORSINI
Ha, du sprichst wahr! Und diesen Stoss,
wer führt ihn sichrer wohl als ich?
Heut ist das Fest in diesen Sälen,
schliesst euch um mich, ich fehle nie!

COLONNA
Vierhundert Lanzen, denen er
die Stadt verschloss, bring' ich herein,
besetze schnell das Kapitol,
und Rom gehört von neuem uns.

ORSINI, NOBILI
wild auffahrend
So sei's!

ADRIANO
tritt hervor und steht vor Orsini und Colonna
Ha, Meuchelmörder! Sprecht,
was habt ihr vor? Was brütet ihr?

ORSINI
Colonna, sprich, sind wir verraten?

COLONNA
misst Adriano mit scharfem Blicke
Wer bist du? Sag, bist du mein Sohn?
Ha, oder bist du mein Verräter?

ADRIANO
Des ritterlichen Vaters Sohn,
der Ehre bis ins Alter liebte,
der fremd war jeder Bubentat,
Orsinis Feind und seiner Rotte.

ORSINI
Verräter, frecher Knabe du!

COLONNA
Lehrt solches Wort dich der Tribun?
Weh dir, erkenne ich für wahr,
wie ich sie ahne, deine Schmach!

ADRIANO
Bist du noch immer blind, mein Vater?

COLONNA
Ha, schweig! Du bist in seinen Händen,
und zum Verräter am eignen Vater
benutzt dich der Tribun! Fluch ihm!
Erschienen sei sein letzter Tag!

ADRIANO
O Gott, so hört' ich wirklich recht?
Ihr brütet finstern Meuchelmord?
Lasst euch beschwören, o beschimpft
nicht so die Namen, schon genug
befleckt durch Raubtat und Gewalt!

ORSINI
Hört den Treulosen! - Wie, Colonna,
du züchtigst deinen Knaben nicht?

COLONNA
hart an Adriano
So wisse! Heut, in diesen Sälen,
stirbt der Tribun von unsrer Hand.
Du weisst's, Verworfner! Geh denn hin,
verrate ihm mich, deinen Vater!

ADRIANO
Entsetzlich! Ha, mein Schreckenslos!
Sieh meine Angst, erhör mein Flehen!

COLONNA
Verräter bist du, nicht mein Sohn!

ORSINI
Komm fort, nicht sicher sind wir hier!

ADRIANO
Mein Vater, bleib und hör mich an!

COLONNA
Vergebens, Bube, ich bin fest!

ADRIANO
Sei gnädig und erbarm dich mein!
Mein Vater!

DIE NOBILI
Hör ihn nicht an! Auf, folge uns!

ADRIANO
auf den Knien
Zu deinen Füssen fleht dein Sohn!
Du bringst Verzweiflung auf sein Haupt!

COLONNA
Rienzi stirbt von unsrer Hand,
du weisst's, geh hin, verrate mich!

ADRIANO
O hör der Ehre Hochgebot!
Hör deines Sohnes Jammer an!
Sieh mich in meiner Todesnot;
Verzweiflung fasst mich Ärmsten an!

ORSINI, NOBILI
So sei's! Geschworen ist ihm Tod!
Für unsre Schmach sei's jetzt getan! -
In diesen Hallen, blutigrot,
soll enden des Plebejers Bahn!

COLONNA
So sei's! Geschworen ist ihm Tod;
für unsre Schmach sei's jetzt getan! -
Flieh meinen Fluch, der dich bedroht,
den Vatermörder trifft er an!

Colonna stösst Adriano von sich zu Boden. Alle ausser Adriano entfernen sich unter drohenden Gebärden.

ADRIANO
richtet sich leichenblass vom Boden auf.
Ich will denn ein Verräter sein:
Irenens Bruder, Rienzi, lebe!
Er will abgehen, plötzlich schaudert er aber zurück.
Verräter! Ha, was willst du tun?
Mein Vater...er?...sein graues Haupt
dem Henkerbeil? Ha, nimmermehr!
in Verzweiflung
Ihr Heil'gen, schützt vor Wahnsinn mich!

Er geht ab.

Nr. 7 - Finale

Der Zug der römischen Bürgerschaften naht sich durch das grosse Portal. Voran die Senatoren, ihnen folgen die Nobili und das Volk. Alle sind festlich geschmückt.

VOLK
Erschallet Feierklänge!
Stimmt Jubellieder an!
Ihn ehren die Gesänge,
der Freiheit uns gewann!

Rienzi tritt auf; mit ihm Irene, Baroncelli und Cecco del Vecchio. - Allgemeine Begrüssungen.

RIENZI
Seid mir gegrüsst, ihr Römer all!
Ha, welch ein Anblick beut sich mir dar,
vereint, geschmückt zum Friedensfest! -
Der Friede hoch! Lang blühe Rom!

VOLK
Der Friede hoch! Lang blühe Rom!

BARONCELLI
Es nahen die Gesandten sich,
die Nah und Fern dir zugesandt!

Der Gesandte Mailands tritt auf mit einem glänzenden Gefolge.

DER GESANDTE MAILANDS
Heil dir, und ewiges Gedeihn
wünscht Mailand dem erstandnen Rom!

Die Gesandten der Lombardei mit Gefolge.

DIE GESANDTEN DER LOMBARDEI
Gruss jeder Stadt der Lombardei
entbieten wir dem Schützer Roms.

Der Gesandte Neapels mit Gefolge.

DER GESANDTE NEAPELS
Ruhm dir, und hohe Ehre Rom
bezeigt Neapels Königin!

Die Gesandten Böhmens und Bayerns mit Gefolge.

DIE GESANDTEN BÖHMENS UND BAYERNS
Von Deutschland her kommt dir der Gruss:
Gedeihen dir und Ehre Rom!

RIENZI
Im Namen Roms nehmt vollen Dank!
Nie ende Neid den schönen Bund! -
in wachsender Begeisterung
Ja, Gott, der Wunder schuf durch mich,
verlangt, nicht jetzt schon stillzustehn.
So wisst, nicht Rom allein sei frei -
nein, ganz Italien sei frei!
Heil dem ital'schen Bunde!

VOLK, BARONCELLI, CECCO, DIE GESANDTEN ITALIENS
Heil dem ital'schen Bunde!

RIENZI
Und weiter noch treibt Gott mich an! -
Im Namen dieses Volks von Rom
und kraft der mir verliehnen Macht
lad ich die Fürsten Deutschlands vor,
bevor ein Kaiser sei gewählt,
sein Recht den Römern darzutun,
mit dem er König Roms sich nennt.
Auch Rom erwähle ihn so fort
denn Rom sei frei und blühe lang!

Ausserordentliche Sensation; betroffene Bewegung der Gesandten Böhmens und Bayerns.

ORSINI
heimlich zu Colonna
Der Übermüt'ge! Ist er toll?

COLONNA
Ha, fast erspart er dir den Stoss!

RIENZI
Herold, beginnen mag das Fest!

Vorbereitungen zur Pantomime.

ADRIANO
unbemerkt und heimlich zu Rienzi
Rienzi, sei auf deiner Hut!

RIENZI
Droht mir Verrat?

ADRIANO
Schütz dich! Nichts weiter!

RIENZI
Verrat? Von wem als diesen Edlen?

ADRIANO
Nur meine Ahnung!

RIENZI
Fürchte nichts!
Ein Panzerhemd deckt meine Brust!

Er entfernt Baroncelli mit einem heimlichen Auftrage.

Nachdem alles zur Pantomime geordnet ist, tritt der Herold vor.

DER HEROLD
Ihr Römer, es beginnt das Fest.
Ein hohes Schauspiel stellt sich dar.
Erfahret, wie einst Lucretias Tod,
durch Brutus' Heldentat gerächt,
Tarquinius' Tyrannei vertrieb
und Romas Söhnen Freiheit gab.

Pantomime

Lucretia gefolgt von ihren Frauen; Collatinus, ihr Gatte, und mehrere angesehene Römer, unter ihnen Brutus. Collatinus: er müsse sie verlassen, der Tyrann Tarquinius habe ihn zu einem Feste geladen, zu dem ihn seine Freunde begleiten würden. Lucretia: - er solle sie nicht verlassen, ihr sei so bang in seiner Abwesenheit. Collatinus: er müsse der Einladung Folge leisten, damit er den Tyrannen einlulle, um ihn desto sicherer zu verderben! Lucretia: Sie beschwöre ihn von neuem, sie nur heute nicht zu verlassen; sie quälten die fürchterlichsten Ahnungen, zu denen sie grässliche Träume der vorigen Nacht trieben. Collatinus: sie sei wohl krank? Er befiehlt Virginia und den Jungfrauen, während seiner Abwesenheit Lucretia treu zu bewachen und ihre Augen durch muntere Spiele zu erfreuen. Er nimmt zärtlich Abschied von Lucretia. Sie umarmt ihn heftig; - er geht mit seinen Freunden. Lucretia sinkt auf ein Ruhebett und verbleibt in schwermütiges Hinbrüten versunken zurück. Virginia naht sich Lucretia mit Teilnahme und richtet an sie die Frage, ob sie nicht erlauben wolle, dass die Jungfrauen sie mit Spiel und Tanz aufzuheitern suchen dürften? Lucretia willigt ein. Einige der Jungfrauen ergreifen Harfen, die anderen ordnen sich zu einem Tanze.
Ballett.
Tarquinius hat sie belauscht. Auf sein Geheiss brechen seine Trabanten hervor und bemächtigen sich nach einigem Kampfe der Jungfrauen, die sie mit sich fortführen. -
Lucretia ist vor Schreck bewusstlos hingesunken. Tarquinius ist mit ihr allein; er betrachtet sie voll ungestümen Verlangens und sucht sich der Hingesunkenen zu bemächtigen; Lucretia erwacht aus ihrer Betäubung. Sie begreift schnell das Schreckliche ihrer Lage. Sie entsetzt sich und sucht zu entfliehen. Tarquinius hält sie zurück; - sie sucht ihn abzuwehren. Sie ringen eine Zeitlang. Oft macht sie sich los und sucht nach verschiedenen Seiten hin zu entfliehen; - überallhin folgt er ihr und hält sie zurück; - sie sucht ihn bald durch bittende, bald durch drohende Gebärden von sich abzuhalten. - In der Verzweiflung senkt sie sich auf die Knie; - und beschwört ihn, ihre Ehre zu schonen. Tarquinius hebt sie auf und kniet selbst vor ihr, indem er sie bittet, seinem Verlangen nicht zuwider zu sein; ihre Schönheit flösse ihm eine zu grosse Glut ein, als dass er sie nicht gelöscht sehen solle. Sie solle bedenken, dass er der Beherrscher der Römer sei, der über alle, auch über sie unumschränkt zu gebieten habe. Sie stösst ihn mit grimmiger Verachtung von sich; - dies reizt seine Wut; mit roher Gewalt sucht er sich jetzt ihrer zu bemächtigen; sie wehrt sich nochmals auf das Verzweifeltste; ihre Kräfte scheinen endlich zu sinken - er erfasst sie und schleppt sie nach dem Ruhebette - plötzlich stösst sie ihn aufs neue gewaltsam von sich; sie hat ihm das Schwert entrissen und droht ihm, sich zu durchbohren, wenn er nicht von ihr ablasse; er dringt demohngeachtet auf sie zu und sucht ihr das Schwert zu entreissen, sie wehrt ihn glücklich ab und stösst sich das Schwert in die Brust. Sie sinkt tot nieder. Tarquinius ist auf das Äusserste bestürzt. Seine Trabanten nahen sich mit der Nachricht, dass Collatinus mit vielen Begleitern zurückkehre. - Tarquinius entflieht mit ihnen. -
Collatinus, Brutus, Virginia und eine Anzahl junger Römer treten auf: Virginia hatte sich den Trabanten entrissen, war zu Collatinus geeilt und hat ihn von allem benachrichtigt, was in seiner Abwesenheit vorgefallen. - Sie erblicken die Leiche. Collatinus stürzt sich mit heftigem Schmerz über sie hin; - alle stehen von tiefem Entsetzen ergriffen. Brutus ermannt sich zuerst, erhebt Collatinus und zieht das Schwert aus Lucretias Brust. Mit heroischem Pathos, über den die anderen erstaunen, hebt Brutus mit beiden Händen das Schwert zum Himmel und schwört Untergang der Tyrannei. Er hält den übrigen das Schwert hin und fordert sie auf, denselben Schwur zu leisten. Alle sind durch Brutus hingerissen. Sie schwören auf das Schwert Bestrafung und Vertreibung der Tyrannei. Brutus fordert sie zum schnellen Vollzug des Schwures auf; sie sind entschlossen, sogleich alles zu wagen. Sie entblössen ihre Schwerter, heben Lucretias Leiche auf und eilen davon.
Tarquinius kommt mit seinen Trabanten. Er ist auf der Flucht, sein Schritt ist matt und schwankend. Voll Entsetzen und Wut blickt er hinter sich; seine Begleiter fordern ihn auf zu fliehen. Seine Freunde bewegen ihn endlich, ihnen zu folgen. Er blickt noch einmal zurück, mit einer Gebärde, als ob nun alles verloren sei, wirft er sein Diadem von sich und entflieht.
Brutus, Collatinus und die Scharen der römischen Jugend, alle in Waffen, gelangen, Tarquinius verfolgend, auf die Bühne. Brutus hält sie von der weiteren Verfolgung zurück; der Sieg sei entschieden, der Schwur erfüllt, der Tyrann vernichtet und Rom frei. Er fordert sie auf, die Waffen von sich zu legen und sich mit friedlichen Oliven zu schmücken, denn Friede und Freiheit solle nun herrschen, nur die
Waffen sollten sie stets in Bereitschaft halten, Frieden und Freiheit gegen jeden Tyrannen zu schützen; er fordert sie auf, dies zu beschwören. Alle, in der einen Hand das Schwert, in der anderen den Kranz, beschwören, mit jenem diesen zu verteidigen. Festlicher Tanz mit Festhaltung der Allegorie.
Trompeten ertönen. Ein Zug Ritter in mittelalterlichen Kostümen erscheint. Die Römer, die ihre Waffen bereits abgelegt, werden von Brutus ermahnt, sich gegen neue Tyrannen zu verteidigen. Sie werden von den Rittern herausgefordert, ergreifen die Waffen und beginnen den Kampf.
Kampf.
Die alten Römer bilden mit ihren Schilden eine Testudo, auf welche ihre Anführer, Brutus voran, steigen und von da herab die Ritter siegreich bekämpfen.
Der Sieg ist entschieden, die Ritter unterliegen.
Der Friede erscheint, ihm folgen Jungfrauen, in gemischt antikem und mittelalterlichem Kostüm. Der Frieden versöhnt die alten mit den neuen Römern. Auf sein Geheiss schmücken die mittelalterlich gekleideten Jungfrauen die alten, die antik gekleideten die neuen Römer mit Friedens-Kränzen und gesellen sich zu ihnen.
Festliche Tänze, die Vereinigung des alten und neuen Roms versinnlichend.
Die neuen Römischen Fahnen werden entfaltet; die Fahnen werden von den Zuschauern enthusiastisch begrüsst.

Orsini hat sich während des Schlusses der Tänze immer dichter an Rienzi gedrängt und führt jetzt einen Dolchstoss nach dessen Brust. Adriano, der ihn fest beobachtet hat, fährt dazwischen, ohne jedoch den Stoss zurückhalten zu können. Die Säle sind plötzlich durch Rienzis Trabanten besetzt und die Nobili in einem Moment überwältigt.

VOLK
Rienzi! Auf! Schützt den Tribun!

RIENZI
zu den Nobili
Ihr staunt? Begreift nicht das Misslingen
der wohlberechnet schönen Tat?
Er entblösst das Gewand auf seiner Brust, die mit einem hellen Panzer bedeckt ist.
So seht denn, wie ich mich gewahrt
vor eurer Liebe! Meuchelmord!
Er galt nicht mir, nein, er galt Rom,
galt seiner Freiheit, seinem Gesetz!
Sie ekelte dies hohe Fest,
das Roms Erstehung feierte!
Viel edler ist ein Meuchelmord
an dem, der Roma neu erschuf!
Zu End, ihr Römer, sind die Feste,
und das Gericht beginnet!

Erschüttert und schweigend entfernt sich alles; nur Rienzi, die Senatoren, Cecco, Baroncelli und sämtliche Nobili, von den Trabanten bewacht, bleiben zurück.

RIENZI
zu den Senatoren
Ihr saht, Signori, das Verbrechen,
vor euren Augen ward's verübt.

BARONCELLI
Noch mehr! Colonnas Lanzenvolk
durchbrach das Tor und suchte jetzt
in Eil' das Kapitol zu nehmen,
das deine Vorsicht schon besetzt.

RIENZI
Ihr Edlen, leugnet ihr?

COLONNA
Wer leugnet?
Zeig deinen Mut, nimm uns das Haupt:
auch deine Stunde ist nicht fern!

RIENZI
erschüttert
Was willst du, düstre Mahnung, mir?
Er ermannt sich schnell.
So richtet sie nach dem Gesetz!

CECCO
Und das Gesetz spricht:

CECCO, SENATOREN
Tod durchs Beil!

RIENZI
Nun denn, bereitet sie zum Tod!

Die Nobili werden von den Senatoren und den Trabanten in den hinteren Saal geführt, vor welchem ein roter Vorhang herabgelassen wird. Man hört das dumpfe Geläute der Kapitol-Glocke.
Rienzi allein.

Mein armer Bruder, nicht durch mich,
durch Roma selbst wirst du gerächt!

Adriano und Irene stürzen herein.

ADRIANO
Den Heil'gen Dank! Er ist allein...
Rienzi! Gib mir meinen Vater!

IRENE
Sein Vater! Sprich, was ist sein Los?

RIENZI
Des Hochverräters Los, der Tod!

ADRIANO
Ha, nimmermehr! Bedenk, Tribun,
ich warnte dich, verriet den Vater!
Machst du zu seinem Mörder mich?

RIENZI
Bedenke, dass du Römer bist
und nicht des Hochverräters Sohn!

ADRIANO
Willst du die Bande der Natur
aufopfern deiner Freiheit Prunk?
Oh, Fluch dann ihr, Fluch dir, Tribun!

RIENZI
Betörter! Ward nicht die Natur,
ja, Gott selbst freventlich verletzt!
Meineid und Mord! Colonna stirbt!

ADRIANO
Ha, wag es, blut'ger Freiheitsknecht!
mit Bedeutung
Gib mir verwandtes Blut zu rächen,
und dein Blut ist's, was mir verfällt!

RIENZI
Unsel'ger! Woran mahnst du mich?

Man hört aus dem verhängten Saale den dumpfen Gesang der Mönche, welche die Nobili zum Tode vorbereiten.

DIE MÖNCHE
hinter der Szene
Misereat Dominum
vestrorum peccatorum!

ADRIANO
Entsetzlich! Welche dumpfe Töne!
Errege Mordlust nicht in mir.

IRENE
O blick zu Gott, sei gnädig, Bruder,
und schone, o schone, seines Vaters Haupt!

Vom grossen Portal her hört man das Volk.

VOLK
Tod der Verräterbrut!

RIENZI
Hört diesen Ruf! Er spricht zu mir!
Ach, meine Gnade wird zum Verbrechen!

Irene und Adriano beschwören Rienzi auf den Knien.

ADRIANO, IRENE
Zu deinen Füssen flehen wir:
sei gnädig, rette meinen/seinen Vater!

RIENZI
Wohlan! Vernehmt denn Rienzis Entschluss!

Auf Rienzis Zeichen hebt sich der Vorhang. Man sieht die Nobili in Todesangst beten, vor jedem steht ein Mönch. Der Ruf des Volkes schallt von aussen durch das grosse Portal her. Die Nobili werden in den Vordergrund geführt.

VOLK
von aussen
Tod den Nobili!
Tod den Verrätern!
Die Masse des Volkes bricht durch das Portal herein.
Tod treffe sie! Tod treffe die Verräter!
Die Verräter sterben! Sie sterben!

RIENZI
dem Volke entgegentretend
Höret mich! Verschworen hatten sich
die Nobili zum Mord an mir...

VOLK
Sie sterben drum!

RIENZI
Hört, Römer, mich!
Begnadigt seien sie durch euch!

CECCO
Tribun, du rasest!

VOLK
Nie, Rienzi!
Tod treffe die Verräter! Tod treffe sie!
Die Verräter sterben! Sie sterben!

RIENZI
Muss ich euch
um Gnade flehn für meine Mörder?
Wohlan! So fleh' ich euch denn an:
wenn ihr mich liebt, begnadigt sie!

BARONCELLI
Er raset! Hört ihn nicht an!

RIENZI
Ihr Römer!
Ich macht' euch gross und frei; den Frieden,
oh, erhaltet ihn! Vermeidet Blut!
Seid gnädig, flehe ich, der Tribun!

VOLK
Dich, unsren Retter, unsren Befreier,
bedrohte Tod von ihrer Hand!

RIENZI
Begnadigt sie und lasst von neuem
sie das Gesetz beschwören;
nie können je sie's wieder brechen!
Ihr Nobili, könnt ihr dies schwören?

COLONNA, ORSINI, NOBILI
in Zerknirschung
Wir schwören!

CECCO
Du wirst's bereun!

RIENZI
O lasst der Gnade Himmelslicht
noch einmal dringen in das Herz!
Wer euch, begnadigt, Treu verspricht,
fühlt auch der Reue bittren Schmerz!
Doch dreifach Wehe treffe sie,
verletzen sie auch diesen Eid!
Den Frevlern dann verzeihet nie,
verflucht sei'n sie in Ewigkeit!

ADRIANO, IRENE
Wie Sonne schön durch Wolken bricht,
löst diese Gnade jeden Schmerz;
ja, seiner Milde Himmelslicht
dringt segnend in ihr reuig Herz.

BARONCELLI, CECCO
Unzeit'ge Gnade, die er übt!
Bereun wird er der Straf' Erlass.
Wer diesen Stolzen je vergibt,
erweckt aufs neue ihren Hass!

COLONNA, ORSINI
Ha, stolze Gnade, die er übt!
Erniedrigung und Straferlass!
Die Schmach der Edle nie vergibt,
bis in den Tod trifft dich sein Hass!

VOLK
In deine Hände, o Tribun,
sei der Verbrecher Los vertraut!
Du darfst nach deinem Willen tun,
da fest auf dich der Römer baut.

RIENZI
Euch Edlen dieses Volk verzeiht,
seid frei, die besten Bürger Roms!

ADRIANO, IRENE
Rienzi zu Füssen fallend.
Rienzi, dir sei Preis,
dein Name hochgeehrt;
dich schmücke Lorbeerreis,
gesegnet sei dein Herd!
So lang als Roma steht,
ans Ende aller Welt,
dein Name nie vergeht,
du hoher Friedensheld!

BARONCELLI, CECCO
Bald schwört Verrat aufs neu
die stolze Räuberbrut,
wer baut auf ihre Treu?
Uns frommt allein ihr Blut!

COLONNA, ORSINI, NOBILI
Ha, dieser Gnade Schmach
erdrückt mein stolzes Herz!
Es räche bald ein Tag
der Schande blut'gen Schmerz!

VOLK
Rienzi, dir sei Preis,
dein Name hochgeehrt;
dich schmücke Lorbeerreis,
gesegnet sei dein Herd!
So lang als Roma steht,
ans Ende aller Welt,
dein Name nie vergeht,
du hoher Friedensheld!

DRITTER AKT

Nr. 8 - Introduktion

Männer. Dann Baroncelli. Später Cecco. Zuletzt Rienzi.

Der Vorhang geht auf. - Die Szene stellt den grossen Platz des alten Forums, mit Ruinen von Säulen und Statuen, dar. Im Beginn der Nummer hört man von fern und in unregelmässigen Pausen die grosse Kapitolsglocke - in Des - läuten. Wild aufgeregte Volkshaufen erfüllen die Szene.

VOLK
Vernahmt ihr all die Kunde schon?
Schliesst eure Häuser, wahrt eu'r Gut!
Die Nobili sind nachts geflohn,
bald fliesst in Rom der Bürger Blut!
Rienzi, Rienzi! Sucht den Tribun!

BARONCELLI
auftretend
Ihr Römer, hört's, wie wir betrogen!
Des Friedens Geiseln sind entflohn.

VOLK
Wo ist Rienzi?

BARONCELLI
Der Rasende!
Schon gibt sie ihr Verrat uns preis,
mit einem Schlag sind sie vertilgt -
da gibt er Gnade, lässt sie frei!
O Tor, wer zählt auf ihre Treu!

VOLK
Rienzi, Rienzi! Sucht den Tribun!

CECCO
tritt auf
Ha, 's ist zum Rasen! Alles hin!
Gerüstet sind die Nobili
und nahen drohend sich der Stadt!
Ha, wie zur Unzeit war die Milde!
Wir büssen sie mit unserm Blut.

VOLK
Schreit nach Rienzi! Ruft ihn her!
Rienzi! Rienzi! Rienzi!

RIENZI
tritt auf
Ich kenne euren Ruf! Seht mich,
gleich euch, von Zorn und Wut entflammt!
Weh denen, die ihr mit Gnade überladen,
die dennoch Eid und Treue brachen!
Ha! Dreifach Wehe treffe sie!

BARONCELLI, CECCO, VOLK
Tribun, du sündigtest an uns,
da Gnade du vor Recht geübt!

RIENZI
Ja, ich versteh' euch, tadl' euch nicht.
Fortan sei mein Herz gestählt,
und eisern walte das Gesetz!
Blut fliesse, wenn kein Tropfen selbst
Patrizierblutes übrig blieb'!
Weh ihnen, wenn sie Roma nahn!

CECCO
Was willst du tun?

VOLK
Was hast du vor?

RIENZI
Die Freiheit Roms verteidigen
und niederschmettern die Verräter.

BARONCELLI
Das stand bei dir, das konntest du,
als unser Blut der Preis nicht war.

VOLK
Durch unser Blut bestrafst du sie nun!

RIENZI
Ein vollres Recht nun haben wir,
strafbarer macht die Gnade sie,
vernichten wir die Buben jetzt,
nennt uns die ganze Welt gerecht.

VOLK
Ha, furchtbar treffe unser Grimm
die Frevler, die treulose Brut!
Rienzi, sprich, was hast du vor?
Wir sind bereit und folgen dir!

RIENZI
Ihr Römer, auf! Greift zu den Waffen,
zum Kampfe eile jeder Mann!
Der Gott, der Roma neu erschaffen,
führt euch durch seinen Streiter an!
Lasst eure neuen Fahnen wallen
und kämpfet froh für ihre Ehre!
Den Schlachtruf lasset laut erschallen:
Santo spirito cavaliere!

RIENZI, BARONCELLI, CECCO, VOLK
Ihr Römer, auf! Greift zu den Waffen,
zum Kampfe eile jeder Mann!
Der Gott, der Roma neu geschaffen,
führt euch durch seinen Streiter an!
Lasst eure neuen Fahnen wallen
und kämpfet froh für ihre Ehr'!
Die stolzen Feinde seh' sie fallen
und siegen freier Römer Speer.

Alle zerstreuen sich unter grossem Tumult nach verschiedenen Seiten.

VOLK
Zu den Waffen!

Nr. 9 - Szene und Arie

ADRIANO
tritt auf
Gerechter Gott, so ist's entschieden schon!
Nach Waffen schreit das Volk; kein Traum ist's mehr!
O Erde, nimm mich Jammervollen auf!
Wo gibt's ein Schicksal, das dem meinen gleicht?
Wer liess mich dir verfallen, finstre Macht?
Rienzi, Unheilvoller, welch ein Los
beschwurst du auf dies unglücksel'ge Haupt!
Wohin wend' ich die irren Schritte?
Wohin das Schwert, des Ritters Zier?
Wend' ich's auf dich, Irenens Bruder?
Zieh' ich's auf meines Vaters Haupt?

Er lässt sich erschöpft am Fuss einer umgestürzten Säule nieder.

In seiner Blüte bleicht mein Leben,
dahin ist all mein Rittertum;
der Taten Hoffnung ist verloren,
mein Haupt krönt nimmer Glück und Ruhm.
Mit trübem Flor umhüllet sich
mein Stern im ersten Jugendglanz;
durch düstre Gluten dringet selbst
der schönsten Liebe Strahl ins Herz.

Wo war ich? Ha, wo bin ich jetzt?
Die Glocke, Gott, es wird zu spät!
Was nun beginnen? - Ha, nur eins!
Hinaus zum Vater will ich fliehn!
Versöhnung glückt vielleicht dem Sohne!
Er muss mich hören, denn sein Knie
umfassend sterbe willig ich!
Auch der Tribun wird milde sein;
in Frieden wandl' ich glühnden Hass!
auf die Knie sinkend
Du Gnadengott, zu dir fleh' ich,
der Lieb' in jeder Brust entflammt!
Mit Kraft und Segen waffne mich,
Versöhnung sei mein heilig Amt!

Er eilt ab.

Nr. 10 - Finale

Kriegerische Signale hinter der Szene. - Die waffenfähigen Bürger Roms ziehen kampfgerüstet mit kriegerischer Haltung auf. - Der Zug der Gewaffneten wird durch den Zug der Priester und Mönche unterbrochen. - Frauen und Jungfrauen geleiten den Zug. - Auftritt der hohen Geistlichkeit. - Nun beginnen wieder die Züge der Bewaffneten. - Es erscheinen Rienzi und die Senatoren, geharnischt und zu Pferde; Irene und die römischen Frauen.

Rienzi steigt vom Pferde.

RIENZI
Der Tag ist da, die Stunde naht
zur Sühne hundertjähr'ger Schmach!
Er schaue der Barbaren Fall
und freier Römer hohen Sieg!
So stimmt denn an den Schlachtgesang,
er soll der Feinde Schrecken sein!
Santo spirito cavaliere!

Schlachthymne

ALLGEMEINER CHOR

Auf, Römer, auf, für Herd' und für Altäre!
Fluch dem Verräter an der Römer Ehre!
Nie sei auf Erden ihm die Schmach verziehn,
Tod seiner Seel', es lebt kein Gott für ihn!
Trompeten schmettert, Trommeln wirbelt drein,
es soll der Sieg der Römer Anteil sein;
ihr Rosse stampfet, Schwerter klirret laut,
heut ist der Tag, der eure Siege schaut!
Paniere weht, blinkt hell, ihr Speere!

RIENZI, PRIESTER, MÖNCHE, ALLE ANDEREN
Santo spirito cavaliere!

Der Zug setzt sich in Bewegung. Als Rienzi das Pferd wieder besteigen will, tritt Adriano auf.

ADRIANO
wie atemlos
Zurück, zurück, halt ein, Tribun!
Lass ab vom Kampfe, höre mich!

RIENZI
Du Ärmster, ich beklage dich!
Verfluchen musst du dein Geschlecht!

ADRIANO
Lass ab, noch einmal fleh' ich dich!
Versuche Milde, sende mich!
Schon eilt' ich ohne dein Geheiss,
zu tun, was hohe Pflicht gebeut.
Doch ach, verschlossen jedes Tor...
Drum sieh mich hier und höre mich!
Zu meinem Vater lass mich sprechen,
und fliessen soll dann kein Tropfen Bluts!

RIENZI
Unsel'ger Jüngling, warst nicht du's,
der mich gestimmt zu jener Milde,
die römisch Blut jetzt fliessen macht?
Ha, schweig! Fremd ist den Buben Treu!

ADRIANO
Tribun, bedenke, was du tust!
Noch schone Blut, o sende mich!
Zum Pfand setz' ich mein Leben ein
für ew'ger Treue neuen Bund!

RIENZI
Ihr Römer, auf! Hört ihn nicht an!
Sie fordern Kampf - wohlan: - zum Kampf!

ADRIANO
Auf meinen Knien beschwör' ich dich!
Noch ist es Zeit, du wirst bereun!

RIENZI
Eh' du von neuem mich bewegst,
soll alle Welt zugrunde gehn!

ADRIANO
Rienzi, sieh, hier liege ich:
willst Rache du, so nimm mein Haupt!

RIENZI
Du rasest, Knabe! Stehe auf
und lass dem Schicksal seinen Lauf!

Rienzi besteigt das Pferd und gibt das Zeichen zum Aufbruch.

ADRIANO
sich aufrichtend, mit schmerzlichem Grimm
Nun denn, nimm, Schicksal, deinen Lauf!

Der ganze Kriegszug verlässt unter Absingung des zweiten Verses der Hymne die Bühne, jedoch so, dass der erste Teil derselben noch auf der Szene gesungen wird.

ALLGEMEINER CHOR
Auf, Römer, auf, für Freiheit und Gesetze,
sei Zeug', o Erd', für unsre höchsten Schätze!
Ihr Heil'gen all und Gottes Engelschar,
steht uns im Kampfe bei und in Gefahr!
Trompeten schmettert, Trommeln wirbelt drein!
Es soll der Sieg der Römer Anteil sein;
ihr Rosse stampfet, Schwerter klirret laut,
heut ist der Tag, der eure Siege schaut!
Paniere weht, blinkt hell, ihr Speere!
Santo spirito cavaliere!

Die Priester und Mönche haben den Kriegszug begleitet. Irene, Adriano und die Frauen bleiben zurück. - Adriano, der wie betäubt gestanden, umfasst nach einem heftigen stummen Kampfe mit seinen Gefühlen leidenschaftlich Irene.

ADRIANO
Leb wohl, Irene! Ich muss hinaus.
Barmherzig ist des Vaters Schwert!

IRENE
ihn heftig haltend
Unseliger, bleib hier zurück!
Nicht mächtig bist du deiner Sinne.

ADRIANO
Lass mich fliehn! Mich ruft der Tod!
Irene, ach, dein Umarmen selbst,
ich muss es fliehn, mich ruft der Tod!

IRENE
Treuloser, hast du kein Erbarmen
mit deiner, mit Irenens Not?
Ich lass dich nicht aus meinen Armen,
Gott selbst gebeut mir diese Pflicht!

Wie von Windstössen getragen, hört man das Kriegsgewühl aus der Ferne.

ADRIANO
Hörst du? Das ist das Mordgewühl!
Rienzi würgt mein ganz Geschlecht.

Die Frauen senken sich auf die Knie.

FRAUEN
Schütz, Heil'ge Jungfrau, Romas Söhne!
Steh ihnen bei in Kampfesnot!
Lass sie uns schaun in Sieges Schöne,
und ihren Feinden sende Tod!
Maria, sieh im Staub uns flehn!
O, blick auf uns aus Himmelshöhn!

Hier macht Adriano, der sich bis jetzt von Irene loszuwinden suchte, eine heftige Bewegung zum Fliehen.

IRENE
Unsel'ger! Sieh; es ist zu spät!
Willst sinnlos du dem Tod dich weihn?

ADRIANO
Allmächt'ger! Ja! Es wird zu spät!
Ach, meine Sinne schwinden mir!

IRENE
Sieh, deinen Hals umschlinge ich;
mit meinem Leben weich' ich nur!

ADRIANO
Zwiefacher Tod und Liebespein!
O Himmel, ende meine Qual!

Irene zieht Adriano zu sich auf die Knie.

IRENE, ADRIANO
O heil'ge Jungfrau, hab Erbarmen!
Bring Hilfe mir in dieser Not!
Umfange ihn mit Segensarmen,
beschütze ihn vor Schmach und Tod!
Maria, sieh im Staub mich flehn!
O blick auf mich aus Himmelshöhn!

FRAUEN
Schütz, heil'ge Jungfrau, Romas Söhne,
steh ihnen bei in Kampfesnot!
Lass sie uns schaun in Sieges Schöne,
und ihren Feinden sende Tod!
Maria, sieh im Staub uns flehn!
O blick herab aus Himmelshöhn!

Der Sturm hat sich gelegt; man hört deutlich die Musik der Schlachthymne sich nähern.

MÄNNERCHOR
hinter der Szene
Fluch dem Verräter an der Römer Ehre!
Nie sei auf Erden ihm die Schmach verziehn,
Tod seiner Seel', es lebt kein Gott für ihn!

IRENE
Schon schweigt der Sturm: hört den Gesang!

FRAUEN
Das ist der Römer Siegeslied!

MÄNNERCHOR
hinter der Szene
Trompeten schmettert, Trommeln wirbelt drein!
Es muss der Sieg der Römer Anteil sein!
Ihr Rosse stampfet, Schwerter klirret laut!
Heut ist der Tag, der eure Siege schaut!
Paniere weht, blinkt hell, ihr Speere!
Santo spirito cavaliere!

ADRIANO
Ha, grosser Gott! So ist's entschieden!

IRENE
Sie nahen schon!

FRAUEN
Sieg! Sieg!

IRENE
Mein Bruder hoch vor ihnen her!

Hier betritt der zurückkehrende Kriegszug die Bühne, die Musik zuerst; die Priester und Mönche geleiten ihn auf die Szene.

FRAUEN, PRIESTER UND MÖNCHE
Heil! Heil dir, du stolzes Siegesheer!

Willkommen, Romas siegreiche Söhne!
Heil euch und euren Waffen Ruhm!
Auf, streuet Blumen! Jubel ertöne;
er gelte euch und eurem Heldentum!
Ehrt, preist das schönste Heldentum!

Der ganze Kriegszug ist wieder auf der Bühne.

RIENZI
Heil, Roma, dir! Du hast gesiegt,
zerschmettert liegt der Feinde Heer.
Man trägt die Leichen Colonnas und Orsinis auf die Bühne.
Wer sagt nun noch, Rom sei nicht frei?
Colonna und Orsini sind nicht mehr.

ALLGEMEINER CHOR
in halb freudiger, halb schaudernder Empfindung
Ha, kein Colonna, kein Orsini mehr!

Adriano hat die Leiche seines Vaters erkannt und ist mit einem Schrei über sie hingesunken. Im Hintergrunde werden in einzelnen stillen Zügen Tote und Verwundete über die Bühne getragen.

BARONCELLI
Ach, blutig ist die Strafe erkauft!
Auch uns traf furchtbarer Verlust.
Wieviele unter diesen Frauen
sehn nie den Mann, den Bruder mehr!

ADRIANO
sich totenbleich von der Leiche aufrichtend, mit Bedeutung zu Rienzi
Weh dem, der mir verwandtes Blut
vergossen hat! Blut'ger Tribun,
blick hierher! Sieh! Das ist dein Werk!
Auf Rienzis Zeichen wird die Leiche Colonnas entfernt.
Fluchwürdiger, der du von dir
mich stiessest, da den Frieden ich
mit meinem Leben dir verbürgte!
Geschieden sind wir denn fortan,
nur Rache haben wir gemein!
Die deine stilltest du, so zittre
vor meiner, du verfielest ihr!

Er geht ab.

RIENZI
Hört nicht den Rasenden! Den er so wild
beklagt, war Romas ärgrer Feind als einst
Tarquinius selbst; Tod, ewiger Tod sei ihm!
Nie werd' ihm Ruh' in geweihter Erde!
Doch ihr, freut euch! Lasst alle Glocken läuten!
Trompeter blast! Der Sieg, den wir erkämpft,
ist schlechter nicht als Brutus' Heldentat.
Auf, im Triumph zum Kapitol!
Lasst uns die Stirn mit Lorbeer schmücken!

VOLK
Auf! Im Triumph zum Kapitol!

Friedensboten mit Lorbeerzweigen treten auf und geleiten einen antiken Triumphwagen Rienzi entgegen. Rienzi steigt vom Pferd und betritt den Triumphwagen, nachdem ihm von den Friedensboten der Helm abgenommen und dafür ein Lorbeerkranz auf das Haupt gesetzt worden ist. Irene, welche bei Adrianos Abgang erblassend in die Arme der Frauen gesunken war, wird von diesen zu Rienzi geleitet, welcher sie zu sich auf den Wagen heraufzieht, wo sie, sich matt an ihres Bruders Schultern anlehnend, an seiner Seite stehenbleibt. Trophäen, bestehend aus Rüstungen und Feldzeichen der Nobili, werden im Triumph vor Rienzi vorübergetragen, die Bewaffneten ordnen sich zum Zuge, dem sich endlich auch Rienzi im Triumphwagen anschliesst.

Ertönet Freudenlieder,
und ehrt die Sieger hoch.
Die Freiheit kehret wieder,
zu Ende ist Sklavenjoch!

VIERTER AKT

Nr. 11 - Introduktion, Terzett und Chor

Der Vorhang geht auf. Platz vor dem Lateran, dessen Pforten sich rechts an der Seite befinden. Nacht. Baroncelli mit einer Anzahl von Bürgern; alle verhüllt.

BARONCELLI
Wer war's, der euch hierher beschied?

VOLK
Er war verhüllt, unkenntlich uns.

BARONCELLI
Wisst ihr, dass Deutschlands Abgesandte
für immer Rom verlassen?

VOLK
Ha! So zürnt der neue Kaiser Rom?

Cecco kommt, begleitet von Bürgern.

CECCO
Euch treff' ich hier? - So seid auch ihr
hierher beschieden?

BARONCELLI
Cecco auch?
Kennst du die schlimme Neuigkeit?

CECCO
Dass die Gesandten Rom verlassen?
Das danken wir dem Übermut,
mit dem Rienzi Deutschlands Fürsten
die römische Kaiserwahl bestritt.

BARONCELLI
Wir werden's büssen; - mit dem Papst
versteht der neue Kaiser sich.

VOLK
Wer bleibt dann noch zu unsrem Schutz?

CECCO
Wisst noch, was mir nicht recht gefällt:
der Kardinal ist abgereist.

VOLK
Was sagst du? Auch der Kardinal?

BARONCELLI
Wohl weiss ich, dass bei seiner Flucht
Colonna an den Papst sich wandte.

VOLK
Sprich lauter!

BARONCELLI
Und ihm versprach, der Kirche Schutz
durch seine Macht zu übernehmen.

CECCO
Und was sagt nun der Papst zu seinem Tod?

BARONCELLI
Dies das Geringste! Doch was sagt ihr
zum Tode eurer Brüder?

VOLK
Entsetzlich blutiger Verlust!

BARONCELLI
Glaubt ihr, Rienzis Milde war's,
die zu der Gnade ihn bewog?
Klar sehe ich, es war Verräterei!

VOLK
Verräterei? Womit beweisen?

BARONCELLI
Verbindung sucht' er mit den Nobili,
ihr wisst, Irene liebt Colonnas Sohn.
Nun! Um den Preis dieser Begnadigung
hofft' er zum Bunde Colonna zu bewegen.

VOLK
Und darum strömte unser Blut?
Wehe ihm, wenn das sich wahr erweist!
Stell uns Zeugen, Baroncelli!
Auf, stell uns Zeugen!

Adriano war verhüllt unter die Bürger getreten und schreitet jetzt hervor.

ADRIANO
Ich bin ein Zeuge, er sprach wahr.

CECCO, VOLK
Und wer bist du?

ADRIANO
enthüllt sich
Colonnas Sohn!
Colonna! Ach, darf ich ihn nennen,
der aus dem Grab mir fluchend droht?
starr vor sich hinsehend

Lass dich versöhnen, blut'ger Schatten,
wend ab von mir den düstern Blick!
Nicht eher soll dieser Arm ermatten,
bis er gerächet dein Geschick!
Wie schnell erwachend.
Ihr Männer, ja! Ich bin Colonnas Sohn!
Er tritt unter die Bürger.
Höret mich! Unwürdig seiner Macht
ist der Tribun, der euch verriet.
Ihr Römer, seid auf eurer Hut!
Der Kaiser droht, die Kirche zürnt.

BARONCELLI, CECCO, VOLK
Ha, der Verräter! Er, dem wir dienten,
der seinem Ehrgeiz preisgab unser Blut,
in das Verderben stürzte er uns!
Ha, Rache ihm!

ADRIANO
Ja, Rache ihm!
Ich sei es selbst, der sie vollzieht!

ADRIANO
Des Vaters blut'ge Schmach zu rächen,
treibt mich ein heiliges Gebot;
zum Himmel auf schreit sein Verbrechen,
der Frevler büss' es mit dem Tod!

BARONCELLI, CECCO, VOLK
Des Hochverräters Schmach zu rächen,
treibt Ehre uns und herbe Not;
zum Himmel auf schreit sein Verbrechen,
der Frevler büss' es mit dem Tod!

Der Tag bricht an.

CECCO
Doch seht, die Nacht ist schon gewichen!
Sagt, brechen wir in offener Empörung los?

BARONCELLI
Durch Festes Pomp sucht der Tribun
zu übertäuben unsre Not!
Ein feierlich Te Deum soll
heut danken für den blut'gen Sieg.

ADRIANO
So macht's zum Fest und straft ihn heut!

BARONCELLI, CECCO, VOLK
Vor aller Augen sei's getan!

Der Kardinal mit Gefolge von Priestern und Trabanten begibt sich in einem lautlosen Zuge über den Platz in die Lateran-Kirche. Bei seinem Anblick halten die Verschworenen an.

BARONCELLI
Seht, welch ein Zug!

VOLK
Der Kardinal!

CECCO
Ha, wie! Er ist zurückgekehrt?

BARONCELLI
Und das Te Deum hält er selbst?

VOLK
Die Kirche für Rienzi!

CECCO
Nichts vermögen wir;
die Kirche schützt allmächtig ihn!

ADRIANO
So schnell erlischt,
Elende, eu'r gerechter Zorn?
Sei's an den Stufen des Altars,
verfallen ist er meinem Arm.

CECCO
Es naht der Zug, schliesst euch an mich!
Erwarten still wir, wie sich's fügt!

Nr. 12 - Finale

Es naht ein feierlicher Zug, der sich dem Eingang des Lateran zuwendet; die Verschworenen halten die Treppe der Kirche besetzt. - Der Zug hat sich vor der Kirche gruppiert; Rienzi und Irene, in Friedensgewändern, langen auf der Szene an. - Als Rienzi der Treppe der Kirche naht, hält er beim Anblick der Verschworenen still, welche ihm weniger durch Gebärden als durch ihre eingenommene Stellung den Eintritt streitig zu machen scheinen.

RIENZI
ernst zu den Verschworenen
Ihr nicht beim Feste? Achtet ihr
so gering den Sieg, nicht Dankes wert?

ADRIANO
unter den Verschworenen in seinen Mantel gehüllt
O Gott! Irene an seiner Seite!
Ihn schützt ein Engel; wie vollend' ich's?

RIENZI
Wie, oder ist der Mut dahin,
da ihr die Brüder fallen saht?
Sind dafür jene nicht vernichtet,
die sonst, als ihr noch friedlich waret,
euch Väter, Söhne kalt erschlugen
und eure Weiber schändeten?
O, für wie weit geringre Not
weiht' einst der Römer sich dem Tod!
Doch ihr schlugt euch für Ehr und Ruhm,
für eurer Freiheit Heiligtum!

Die Verschworenen sind wie geschlagen; keiner wagt die Augen zu erheben.

Ihr habt gesiegt, o lasst mich nimmer glauben,
dass ihr den Sieg, der Ruhm euch gab, verwünschet!
Baut fest auf mich, den Tribunen!
Haltet getreu an meiner Seite!
Gott, der bis hier mich führte,
Gott steht mir bei, verlässt mich nie.

Die Verschworenen teilen sich ehrfurchtsvoll unter dem Ruf:

CHOR DER VERSCHWORENEN
Lang lebe der Tribun!

ADRIANO
für sich
Ha, feige Sklaven!
Soll ich allein? Soll vor Irenen selbst?

Rienzi und der Zug lassen sich an, die Treppe der Kirche zu besteigen; Adriano tut einen zweifelhaften Griff nach dem Dolche; da hört man aus dem Innern des Lateran den Gesang der Mönche; von Schauer ergriffen halten Rienzi und der Zug plötzlich an.

PRIESTER, MÖNCHE IM LATERAN
Vae, vae tibi maledicto!
Jam te justus ense stricto
vindex manet angelus.

RIENZI
Wie schauerlich! Welch ein Te Deum?

PRIESTER, MÖNCHE IM LATERAN
Vae, spem nullam maledictus
foveat, Gehennae rictus
jamjam hiscit flammeus!

VOLK
Uns fasst ein Grauen, welche Töne!

Rienzi ermannt sich und gibt ein Zeichen, worauf sich der Zug schnell wieder ordnet und nach der Treppe zu in Bewegung setzt. Als Rienzi auf der Hälfte der Treppe angelangt ist, erscheint am grossen Portale der Kardinal, umgeben von Priestern.

KARDINAL UND DIE PRIESTER
Zurück, dem Reinen nur
erschliesst die Kirche sich!
Du aber bist verflucht,
im Bann ist, wer dir treu!

VOLK
Fliehet ihn! Er ist verflucht!

Alles flieht entsetzt von der Bühne. - Der Kardinal und die Priester haben sich sogleich in die Kirche zurückgezogen. Die Kirchenpforten sind schnell geschlossen worden; an ihnen angeheftet erblickt man die Bannbulle; unmittelbar unter derselben steht Adriano. - Rienzi ist entsetzt bis in die Mitte der Szene zurückgewankt, wo er bis zum Schluss des Auftrittes bewegungslos, wie in dumpfer Betäubung stehen bleibt. Irene ist bewusstlos an seiner Seite zusammengesunken. Lange Pause auf der Bühne. Wie aus dem tiefen Inneren der Kirche wird der Gesang der Mönche gehört:

MÖNCHE IN DER KIRCHE
Vae, vae tibi maledicto!
Jam te justus ense stricto
vindex manet angelus.
Vae, spem nullam maledictus
foveat, Gehennae rictus
jamjam hiscit flammeus!

Adriano, der die Bühne nicht verlassen hat, die in einem Augenblicke leer geworden ist, verlässt seine Stelle und naht unsicher wankenden Schrittes Irene.

ADRIANO
zu der am Boden hingestreckten Irene sich herabbeugend
Irene! Komm, flieh diesen Ort -
Zu mir! Ich bin dein Adriano!

IRENE
sich langsam aufrichtend
Du hier? Was willst du? Was geschah?

ADRIANO
Der Boden brennt zu deinen Füssen!
Auf, eile, flieh! Dein Freund bin ich,
sieh her, ich bin's, dein Geliebter!

IRENE
Mein Bruder? Sag, wo ist mein Bruder?

ADRIANO
Der ist verflucht und ausgestossen
vom Heile des Himmels und der Erden;
verflucht ist mit ihm, wer ihm zur Seite;
drum rette dich, flieh seine Nähe!

IRENE
Mein Bruder! - Ha, hinweg, Unsel'ger!
Sich an Rienzis Brust werfend.
Rienzi! Rienzi! O mein Bruder!

ADRIANO
wütend
Wahnsinnige! Verdirb mit ihm!

Er stürzt ab.

RIENZI
aus seiner Betäubung erwachend, fühlt Irene an seiner Brust, richtet sie auf und blickt ihr gerührt in die Augen
Irene, du? Noch gibt's ein Rom!

Sie verweilen in einer langen Umarmung.

MÖNCHE IM LATERAN
Vae, vae tibi maledicto!
Jam te justus ense stricto
vindex manet angelus.

Während des Gesanges der Mönche in der Kirche sinkt der Vorhang langsam herab.

FÜNFTER AKT

Nr. 13 - Introduktion und Gebet

Der Vorhang geht auf. Ein Saal im Kapitol. Rienzi allein vor einem kleinen Hausaltar kniend.

RIENZI
Allmächt'ger Vater, blick herab!
Hör mich im Staube zu dir flehn!
Die Macht, die mir dein Wunder gab,
lass jetzt noch nicht zugrunde gehn!
Du stärktest mich, du gabst mir hohe Kraft,
du liehest mir erhabne Eigenschaft:
zu hellen den, der niedrig denkt,
zu heben, was im Staub versenkt.
Du wandeltest des Volkes Schmach
zu Hoheit, Glanz und Majestät!
O Gott, vernichte nicht das Werk,
das dir zum Preis errichtet steht!
Ach, löse, Herr, die tiefe Nacht,
die noch der Menschen Seelen deckt!
Schenk uns den Abglanz deiner Macht,
die sich in Ewigkeit erstreckt!
Mein Herr und Vater, o blicke herab!
Senke dein Auge aus deinen Höhn!
Die Kraft, die mir dein Wunder gab,
lass jetzt noch nicht zugrunde gehn!
Allmächt'ger Vater, blick herab!
Hör mich im Staube zu dir flehn!
Mein Gott, der hohe Kraft mir gab,
erhöre mein tiefinbrünstig Flehn!

Er beugt das Haupt tief zur Erde und verbleibt in stummem Gebete.

Nr. 14 - Duo

Irene tritt auf. Rienzi hat sich erhoben und sie erblickt. Sie umarmen sich heftig.

RIENZI
Verlässt die Kirche mich, zu deren Preis
mein Werk begann, verlässt mich auch das Volk,
das ich zu diesem Namen erst erhob,
verlässt mich jeder Freund, den mir das Glück
erschuf, bleibt zweies doch mir ewig treu:
der Himmel selbst und meine Schwester!

IRENE
Mein Bruder, ja, noch kenne ich die Lehren,
in denen du mich schwaches Weib erzogst:
du machtest mich zu einer Römerin!
Sieh denn, ob ich die Lehre treu befolgt!
Den letzten Römer lass ich nie, sei auch
der Preis das Glück des Lebens und der Liebe!
Rienzi, sag: hab' ich mich stark bewährt?

RIENZI
Irene, meine Heldenschwester!

IRENE
Und weisst du auch, was einer Lieb entsagen heisst?
O nein, du hast ja nie geliebt!

RIENZI
Wohl liebt' auch ich! - O Irene,
kennst du nicht mehr meine Liebe?
Ich liebte glühend meine hohe Braut,
seit ich zum Denken, zum Fühlen erwacht,
seit mir, was einstens ihre Grösse war,
erzählte der alten Ruinen Pracht.
Ich liebte schmerzlich meine hohe Braut,
da ich sie tief erniedrigt sah,
schmählich misshandelt, grau'nvoll entstellt,
geschmäht, entehret, geschändet und verhöhnt!
Ha, wie ihr Anblick meine Wut entflammte!
Ach, wie ihr Jammer Macht gab meiner Liebe!
Mein Leben weihte ich einzig nur ihr,
ihr meine Jugend, meine Manneskraft;
denn sehen wollt' ich sie, die hohe Braut,
gekrönet als Königin der Welt -
denn wisse: Roma heisst meine Braut!

IRENE
Treuloses Weib, Verachtung dir!

RIENZI
Ermiss denn meinen Schmerz,
da dieser Liebe ich entsagen soll!

IRENE
Rienzi, o mein grosser Bruder,
blick in mein tränenloses Auge,
sieh auf der Wange tiefen Gram,
empfinde, was dies Herz bezwang,
und sag: ist Roma untreu dir?

RIENZI
Irene, ach, selbst deine Treue
bricht mir das Herz. Was willst du tun?
Im Bann bin ich; verflucht auch du
an meiner Seite, und mein Werk,
ich ahn' es, ist vollendet bald!
Ich sei das Opfer, warum du?
Gedenkst du Adrianos nicht?
Er hasst nur mich und ist versöhnt,
wenn ich gefallen. Bleibe sein.

IRENE
Rienzi! Ha, was höre ich?
Zu deiner Schwester sprichst du so?

RIENZI
Kein Rom gibt's mehr, sei denn ein Weib!

IRENE
Ich sei die letzte Römerin!

RIENZI
Ach, mehre so nicht meinen Gram!

IRENE
Rienzis Schwester trotzt dem Tod!

RIENZI
Ach, mehre so nicht meinen Gram!

IRENE
Ermorde mich - ich lass dich nie!

RIENZI
überwältigt
Komm, stolze Jungfrau, an mein Herz!

BEIDE
In unsrem treuen Bunde,
in dieser keuschen Brust
lebt Roma noch zur Stunde,
der Grösse sich bewusst.
Blickt uns ins feste Auge
und sagt, ob Roma fiel?
Mit unsrem letzten Hauche
setzt Gott ihr erst ein Ziel!

RIENZI
Es sei! Noch einmal will ich mich denn rüsten,
noch einmal tönen soll der Ruf,
zu wecken Rom aus seinem Schlaf.

Er geht ab. Irene wendet sich nach einer andern Seite hin ebenfalls zum Abgang.

Nr. 15 - Szene und Duo

Irene, Adriano.

Von Adrianos Auftritt an wird es immer finsterer, so dass die Szene in völliger Nacht endet; bald wachsendes, bald abnehmendes, im Ganzen aber immer näher kommendes Volksgetümmel wird von aussen her vernommen: der grelle Schein von Feuerbränden erhellt blitzartig das Dunkel der Szene durch die Fenster, deren Scheiben durch Steinwürfe zerschlagen werden: diese Steigerung des Aufruhrs muss jedoch erst gegen das Ende der Szene eintreten.

Adriano, tief in seinen Mantel gehüllt und bis zum Wahnsinn aufgeregt, tritt unter der Türe Irenen entgegen.

ADRIANO
Du hier, Irene? Treff' ich dich
noch in des Fluchbeladnen Haus?

IRENE
Entsetzlicher, du wagst es noch,
des Reinen Schwelle zu übertreten?
Entflieh!

ADRIANO
Wahnsinnige, noch Trotz?
Ach, du kennst dein Verderben nicht!
Doch rett' ich dich. - Flieh, komm mit mir!

IRENE
Hier, bei dem Letzten, den der Name
des Römers ziert, ist mein Asyl!
Ihr seid Treulose, Schändliche!
Geh, es gibt keine Liebe mehr!

ADRIANO
Ha, meine Liebe, ja, ich fühl' es,
ist Liebe nicht, ist Raserei!
Irene, Irene, sieh mich knien!
Du schwurest einst mir ew'ge Treue,
versünd'ge nicht durch Meineid dich!
Wohl kenne ich noch meinen Schwur;
ich schwur: Tod und Verderben solle
mir Losung sein, um jedes Band
und jede Schranke zu zertrümmern!
Dies war mein Schwur, ich halt' ihn jetzt:
Tod und Verderben, es ist da!
Dein Bruder ward von Gott verflucht,
verflucht von mir und aller Welt;
das Volk, es rast, kennt den Verrat.
Dies Kapitol, bald steht's nicht mehr,
schon wird der Feuerbrand genährt;
wer hier betroffen, ist verflucht,
sein Tod dem Mörder ein Verdienst;
in meiner Hand zuckt selbst der Stahl:
dein Bruder fällt, er fällt durch mich!
Tod und Verderben, sieh, ist da.
Nun bist du mein! Sag, bin ich treu?
Zu deinen Füssen lieg' ich hier;
sieh meine Liebe, sieh meine Treu'!

IRENE
ihn abwehrend
Verruchter! Die Hölle rast in dir!
Nichts hab' ich mehr mit dir gemein!
Hier stehe ich, eine Römerin!
Nur meine Leiche nennst du dein!

Man hört verworrenes, anwachsendes Getümmel von aussen.

ADRIANO
Sie kommen, ha! Die Flamme glüht!
Entsetzen! Wahnsinn! Auf, Irene!

IRENE
Lass mich, ich fühle Riesenkraft;
Gott hilft mir, dir zu widerstehn.

ADRIANO
Nein, du darfst nicht sterben, dein Tod trifft mich!
Komm mit, ich reisse dich hinweg!

Er sucht sich Irenens gewaltsam zu bemächtigen.

IRENE
Vergeh, Wahnsinniger! Frei bin ich!

Sie hat mit wütender Gewalt Adriano von sich geschleudert und entflieht. Adriano ist zu Boden gesunken.

ADRIANO
rafft sich starren Blickes auf.
O, du bist mein! Durch Flammen selbst
find ich den Weg!
ab.

Die Szene verwandelt sich.

Nr. 16 - Finale

Grosser Platz vor dem Kapitol, das sich im Hintergrunde befindet. Volkshaufen in der wütendsten Aufregung. - Das Volk strömt von allen Seiten dem Platze zu.

VOLK
Herbei! Herbei! Auf, eilt zu uns!
Bringt Steine her! Bringt Feuerbrand!
Er ist verflucht, er ist gebannt!
Verderben treffe ihn und Tod!
Auf, ehrt der Kirche Hochgebot!

Rienzi in voller Rüstung, doch entblössten Hauptes, erscheint mit Irene auf dem hohen Balkon des Kapitols.

Er ist's! Seht, der Fluchbeladne trotzt!
Auf, steinigt ihn!

RIENZI
Kennt ihr mich noch?
Es fordert Ruhe der Tribun.

BARONCELLI
Hört ihn nicht an!

VOLK
Hört ihn nicht an!

RIENZI
Entartete! Sagt, zeigt ihr so den Römerstolz?

CECCO
Bringt Steine her!

VOLK
Auf, steinigt ihn!

RIENZI
Bedenkt, wer macht' euch gross und frei?
Gedenkt ihr nicht des Jubels mehr,
mit dem ihr damals mich begrüsst,
als Freiheit ich und Frieden gab?
Um euretwillen fleh' ich euch:
gedenket eures Römerschwurs!

BARONCELLI
Hört ihn nicht an! Er bezaubert euch!

VOLK
Fangt an! Auf, bringt Feuerbrand!
Werft Feuer in das Kapitol!

Von allen Seiten werden brennende Pechkränze geworfen.

RIENZI
Wahnsinnig Volk! Wen greift ihr an?
Wie glaubet mich ihr zu vernichten?
So hört von mir das letzte Wort:
so lang die sieben Hügel Romas stehn,
so lang die ew'ge Stadt nicht soll vergehn,
sollt ihr Rienzi wiederkehren sehn!

VOLK
Bald fasst ihn schon der Feuerbrand!
Er ist verflucht, er ist gebannt!
Verderben treffe ihn und Tod!
Auf, ehrt der Kirche Hochgebot!

Das Kapitol steht in vollem Brande; man erblickt Rienzi und Irene, sich umschlungen haltend und von Flammen umgeben, auf dem Balkon; das Volk wirft mit Steinen nach ihnen.

Adriano erreicht atemlos die Bühne an der Spitze der zurückkehrenden Nobili, welche teils zu Pferde, teils zu Fuss einen heftigen Angriff auf das Volk ausführen.

ADRIANO
Irene erblickend
Irene! Irene! Auf, durch die Flammen! Ah!

Als Adriano dem Kapitol zueilt, stürzt der Turm, wo Rienzi und Irene sich befinden, mit furchtbarem Krach zusammen. Adriano sinkt mit einem Schrei leblos zu Boden und wird mit Rienzi und Irene unter den Trümmern begraben.

Р. Вагнер. Запрет любви. Синопсис.

ДЕЙСТВУЮЩИЕ ЛИЦА:
Фридрих, немец, в отсутствии Короля – наместник Сицилии (бас-баритон)
Люцио, молодой дворянин (тенор)
Клаудио, молодой дворянин (тенор)
Антонио, их друг (тенор)
Анжело, их друг (баритон)
Изабелла, сестра Клаудио, послушница в монастыре Св. Елизаветы (сопрано)
Мариана, послушница в монастыре (сопрано)
Бригелла, шеф сыщиков (баритон)
Даниэль, хозяин винного ресторана (бас)
Дорелла, бывшая камеристка Изабеллы, служащая у Даниэля (сопрано)
Понтий Пилат, слуга Даниэля (тенор)

Члены суда. Сыщики. Жители разных сословий Палермо. Народ. Маски. Музыканты.

Место действия: Сицилия, Палермо, XVI в.

КРАТКОЕ СОДЕРЖАНИЕ

(развёрнутое и дополненное пользователем Modus)

Акт 1

Солдаты во главе с Бригеллой громят винный ресторан и арестовывают его сотрудников Понтия и Дореллу. По требованию народа Бригелла зачитывает приказ наместника Фридриха о запрете карнавала, вина и свободной любви - наказанием за эти преступления будет смерть. Сперва все смеются, но тут арестовывают молодого дворянина Клаудио, девушка которого ждёт ребёнка. За внебрачную связь он приговорён к смерти. Клаудио просит своего друга Люцио срочно отправиться в монастырь, где служит послушницей его сестра, которая могла бы выпросить для него милость у набожного Фридриха.

В монастыре послушницы Марианна и Изабелла обрели покой от мирских страстей и наслаждаются этим. В прошлом Марианна была любовницей Фридриха, но он её бросил, когда король назначил его своим наместником в Сицилии. Появляется Люцио и умоляет Изабеллу покинуть монастырь, чтобы спасти брата. Во время разговора он влюбляется в прекрасную послушницу.

В отсутствие Фридриха Бригелла допрашивает арестованных Понтия и Дореллу. Понтия он приговаривает к изгнанию за то, что он заключил брак на один час. Но когда подходит очередь Дореллы, Бригелла влюбляется в игривую арестантку и теряет над собой контроль. Её допрос затягивается, перерастая в любовное признание. Толпа за дверью устала ждать и выбивает дверь. В разгар беспорядка появляется Фридрих. К нему обращается Антонио с прошением о разрешении карнавала, весь народ его поддерживает. Фридрих рвёт прошение и начинает допрашивать Клаудио. Во время допроса появляется Изабелла и просит оставить её наедине с Фридрихом. Она умоляет наместника помиловать её брата, используя всё своё красноречие. Эффект от этого получается довольно неожиданный: Фридрих соглашается помиловать Клаудио, если Изабелла станет его любовницей. Изабелла возмущена его лицемерием и созывает народ, чтобы прилюдно разоблачить наместника. Однако Фридрих доходчиво объясняет, что ей никто не поверит: его считают холодным властолюбцем, не способным на чувства. Тогда Изабелла притворно соглашается, сообразив, что можно послать на свидание вместо себя Мариану. Народ же не получает никакого объяснения от скликавшей его Изабеллы, но верит её словам, что она всё уладит.

Акт 2

Изабелла рассказывает Клаудио о сделке, которую предложил ей Фридрих. Клаудио сначала возмущается, потом просит сестру пусть даже таким путём спасти его, потому что он не хочет горя своей возлюбленной, чем возмущается уже Изабелла. Клаудио отказывается от своих слов и решает, что лучше умереть.

Изабелла обсуждает с Дореллой признание Люцио в любви, состоявшееся в монастыре. Дорелла, влюблённая в Люцио, говорит Изабелле, что Люцио бегает за всеми женщинами в Палермо. Однако увидев реакцию Люцио на информацию о предложении Фридриха, Изабелла понимает, что он действительно любит её.

По просьбе Дореллы Бригелла помиловал Понтия и сделал его тюремщиком. Изабелла подкупает Понтия, чтобы он перехватил для неё приказ Фридриха о помиловании Клаудио. Люцио издевается над продажностью новоиспечённого представителя власти и в конце концов избивает его. Понтий зовёт на помощь, но тщетно: как раньше, когда он работал в ресторане, его регулярно били, так и теперь, его новый статус никак его не защищает.

Фридриха же терзают угрызения совести - пойти на свидание после того, как сам запретил свободную любовь! И всё же он так ждёт этой встречи! Что ж, пусть его потом тоже казнят, но он всё равно пойдёт - решает высокий чиновник. В последний момент он решает, что Клаудио должен умереть вместе с ним.

Несмотря на запрет, начинается карнавал. Люцио поёт карнавальную песню, содержащую призывы покарать тех, кто не веселится вместе со всеми. Народ заводится, и назревающий бунт прерывает Бригелла. Народ готов уже схватить Бригеллу, но Люцио успокаивает людей: ещё не время. Появляются Изабелла и Мариана в одинаковых карнавальных костюмах. Мариана несказанно рада тому, что снова встретится с Фридрихом. Тем временем Люцио преследует наместника в карнавальном костюме. Чтобы его излишняя инициатива не сорвала план Изабеллы, Дорелла пытается его задержать.

Тем временем Биргелла вступает в сговор с Понтием: тюремщик должен подержурить за него, пока Бригелла встречается с Дореллой. Понтий соглашается и передаёт Изабелле приказ наместника. Однако в нём вместо обещанного помилования она находит смертный приговор. Изабелла, уже не стесняясь, рассказывает всем о коварстве Фридриха, а Понтий обнаржувает Фридриха наедине с женщиной, которая к тому же оказывается его покинутой возлюбленной Марианой. Прилюдно разоблачённый, наместник просит, чтобы его казнили по его же собственному закону. Вместо этого жители острова рвут на части кодексы с законами Фридриха и освобождают осуждённых по этим законам, включая Клаудио.

Изабелла признаётся Люцио, что его чувства взаимны, и ради него она готова уйти из монастыря, если только Дорелла не возражает. Дорелла решает остаться с Бригеллой и отпускает Люцию. Прибывшего в Палермо короля приветствует праздничная процессия, в которой по требованию Люцио принимает участие Фридрих с Марианой.

Р. Вагнер. Риенци, последний трибун. Перевод Г. Лишина

Р И Е Н Ц И
ПОСЛЕДНИЙ ТРИБУН

ПЕРЕВОД, ПРИСПОСОБЛЕННЫЙ ДЛЯ ПЕНИЯ,
Г. А. ЛИШИНА
1878г.

ДЕЙСТВУЮЩИЕ ЛИЦА:

Кола Риенци – папский нотариус.
Ирина – сестра его.
Стефано Коллона – глава партии Коллоны.
Адриано – его сын.
Паоло Орсини – глава партии Орсини.
Раймондо – папский легат.
Барончелли,
Чекко-дель-Веккио – римские граждане.
Посланник.
Герольд.

Послы из Ломбардии, Неаполя, Баварии, Богемии и т.д.; римские нобили, граждане, гражданки, мирные послы, священники, монахи всех орденов. Римские драбанты.

Действие происходит в Риме в половине XIV столетия.

Риенци. Последний трибун. Акт I

АКТ ПЕРВЫЙ


Улица, оканчивающаяся в глубине Латеранскою церковью; - на авансцене справа дом Риенци. – Ночь.

Явление 1-е.

(Орсини со многими нобили входят)

Орсини
Вот здесь. Сюда! Друзья, смелее!
Давайте лестницу к окну!

(Двое нобилей приставляют лестницу к дому Риенци и входят в него через открытое окно.)

Должна красотка быть моею!
Так добыл я уж не одну.

(Нобили вытаскивают Ирину из дома на улицу.)

Ирина
На помощь! Спасите! Мой Бог!

Нобили
Вот так забавно похищенье –
Плебей не будет рад!

Ирина
Ужели жалости в вас нет?

Нобили
Не вздумай ты шуметь начать!
Зачем? ведь некому спасать.

Орсини
Красотка, полно, не тужи;
Узнав меня, будь рада ты.

Ирина
Кто б мог спасти?

Нобили и Орсини
Ах, как мила! С добычей в путь!

(Уже хотят увести Ирину, как навстречу им показывается Коллона с некоторыми своими.)

Коллона
Орсини здесь! Вперёд, Коллона!

Орсини
А, здесь Коллона! Вперёд, Орсини!

Приверженцы Коллоны
Коллоне честь!

Приверженцы Орсини
Орсини честь!

Коллона
Отнять красотку!

Орсини
Не так легко!

(Сражаются. Входит Адриано с несколькими вооружёнными спутниками и вмешивается в бой.)

Адриано
Что тут за бой! – Гей, за Коллону!
Что вижу? Боже, то Ирина!
Пустить! Защитником ей я.

(Пробивает дорогу к Ирине и освобождает её.)

Коллона
Хвалю, мой сын! Она твоя!

Адриано
Не подходить! Ей жизнь отдам.

Орсини
(со смехом)
Каков герой, смутил всех нас.
Но погоди на этот раз!

(Нападает на Адриано, защищающего Ирину.)

Коллона (к своим)
Ну, не робеть! Вперёд!

Приверженцы Коллоны.
Коллона!

(Сражение возобновляется. Большая толпа народа собирается вокруг сражающихся, стараясь остановить их.)

Народ
Что тут за шум? Оружье прочь!

Орсини
Что слушать их!

Коллона
Руби, что можешь!

Народ
Прочь, Коллоны звери! Прочь Орсини!

(Хватают камни, палки, молотки, что попало и стараются силой разнять нобилей. Раймондо с приближёнными входит.)

Раймондо
Безумцы! прекратите бой!
Взываю к миру – я, легат!

Коллона
Слыхали мы! С добром идите,
Оставьте нас в покое здесь.

Раймондо
О, что за дерзость!

Орсини
Ну, убирайтесь!

Раймондо
Нечестивый!
Я послан к вам Отцом Святейшим.

Коллона
Прочь! надоел уж!

Народ
Богохульцы!

Нобили
Вперёд! чего на них смотреть!

(Общая свалка. Раймондо тесним всё более и более. Входит Риенци, за ним Барончелли и Чекко-дель-Веккио. При его появлении народ мгновенно прекращает бой и почтительно очищает ему дорогу. Нобили соединились все на одной стороне.)

Риенци
К покою! (народу) Вот так-то вы
Блюдёте клятву, данную пред Богом?
(к нобилям) Вот так-то защищаете вы церковь,
Что смело вашей вверилась защите!

(Взор его падает на лестницу, ещё не отнятую от его дома. Ирина быстро бросилась к нему на грудь, но он видимо понял, что случилось; в высшей степени возбуждённый, продолжает он, обратившись к нобилям.)

Вот ваше дело! По нём вас узнаю!
Вам нипочём смерть братьев ваших юных,
Сестёр плебеев жаждете бесчестья...
Каких ещё ждать будем злодеяний?
Хотите Рим, главу вселенной всей,
Гнездом разбоя сделать?
И то уж папский трон
Перенесли отцы святые
В далёкий Авиньон; –Теперь идти
На праздник в Рим уж странник не дерзает:
Вы все дороги заняли своими
Разбойничьими шайками – и рады!
Пустынен, слаб, ничтожен гордый Рим.

Народ
Да, прав Риенци!

Нобили
Как! Что за дерзость!

Орсини
А мы, – мы рот ему зажмём!

Коллона
(успокаивая нобилей)
Пускай болтает! Всё ведь вздор.

Орсини
Плебей ты!

Коллона

В мой замок заверни,
Синьор нотариус, дам денег:
Речь подучил свою исправно.
Коллона, Орсини, нобили
Ха, ха! приятель, не простым,
Должно быть, ты на свет родился!

Риенци
Назад! Смотрите, близок час,
Когда судьба рассудит нас.

Барончелли, Чекко, народ
Сносить их дерзость – стыд и срам?!
Покончить сразу должно нам.

Риенци
(удерживая народ)
Назад! Иль клятву вы забыли?

Орсини
Пора комедию покончить, –
За бой опять, и чья возьмёт!

Коллона
Не пред плебеями ж сражаться!
С рассветом будьте за вратами.

Орсини
Со мною все мои придут.

Коллона
Мои со мной! Оружье – меч.

Орсини
На битву за Орсини!

Коллона
На битву за Коллону!

Нобили
Вперёд! с рассветом сойдёмся,
С копьём на добром коне
За честь Коллоны [Орсини] побьёмся.
Мщеньем всё дышит во мне!

Народ
Толпою нечестивой
Сбираются на бой, –
Когда же справедливой
Настанет кары день!

(Коллона, Орсини, а также нобили, при воинственных криках “за Коллону”, “за Орсини” со страшным шумом покидают сцену)

Риенци
(выходя из задумчивости)
За Рим! Вы из ворот спешите –
Для вас закрыть я их обязан.

Раймондо
Когда ж очнёшься ты, Риенци,
И сломишь гибельную власть.

Барончелли
Риенци, скоро ль день придёт
Что ждём давно, – спасенья день?

Чекко
Мы жаждем мира – пусть закон
Права и честь нам охранит.

Народ
Риенци, видишь, мы верны
Когда же нас освободишь?!

Риенци
(в сторону Раймондо)
О, кардинал!
Когда б мог знать,
Что церковь за меня,
Смелей решился б я!

Раймондо
Стремись к цели ты, заране средства
Могу благословить я всей душою.

Риенци
Все нобили из города уйдут –
Наш пробил час – пора пришла.
Спокойно, по домам вы разойдитесь,
Теперь, друзья, молитесь о свободе.
Когда же долгий звук трубы
Раздастся звонко и могуче,
На зов свободы – чудный зов
Сюда сбирайтесь грозной тучей!
Но помните – силён наш враг,
Обдумать надо каждый шаг.
И верю я, что день блеснёт,
Что нам свободы весть несёт.

Раймондо
Твой подвиг дивный и святой
Благословен да будет мной.

Барончелли, Чекко, народ
Тебе во след душа летит,
Звезда свободы заблестит –
Тебе покорны, мы пойдём
И клятву свято соблюдём.

(Расходятся в разные стороны)

Явление 2-е

РИЕНЦИ, АДРИАНО, ИРИНА

Риенци
(прижимая Ирину к груди)
Друг милый, что случилось здесь?
Скажи, тебе грозило что?

Ирина
Всё миновало...

(указывая на Адриано)

Спас меня,
Благодарить его должна!

(Риенци вглядывается в Адриано, стоящего безмолвно в стороне.)

Риенци
Ты, Адриано! Сын Коллоны
Плебейку спас от похищенья!?

Адриано
И кровь, и жизнь отдать готов я!
Риенци, разве ты слыхал,
Чтоб был разбойником я назван?

Риенци
(с иронией)
Ты медлишь, Адриано, не идёшь
На славный бой за честь Коллоны?

Адриано
Увы, зачем напомнил ты...
Я знаю, что в душе таишь,
Чем сердце полно, что свершишь, –
И всё ж врагом не в силах быть.

Риенци
Я верю, и твоя душа
На голос правды отзовётся.
Адриано, другом быть мне хочешь?

Адриано
Риенци!... А! что мыслишь ты?
Я знаю, ты силён – скажи,
Как силу эту применишь?

Риенци
Изволь. Свободен и могуч
От сна воспрянуть должен Рим,
И каждый, кто теперь в пыли,
Восстанет бодрым и живым!

Адриано
Безумец ты! – Чрез нашу кровь...

(Хочет удалиться, взор его падает на Ирину – он останавливается.)

Риенци, тебя не знаю я.
Но как уйти? Могу ли сердцу приказать?
Увы, мне ужас грудь теснит...
И всё она – нет сил её бежать,
Остаться взор её велит!

Риенци
Адриано! Постой! мне внемли!
Не мысль безумная явилась –
Великий план замыслил я.
Чтоб под щитом закона слилась
Всех римлян мощная семья.
Что ж упрекаешь? Иль не видишь –
Мне дорога отчизны слава!
Разбой и зверство ненавидишь, –
Так защити ж закон и право!

Адриано
Я первый чтить готов закон
И защищать его всей силой,
Но той мечты осуществленья
Достигнешь кровью ты одной.
Уж вижу я – тебе в угоду,
Родная кровь течёт рекой!

Риенци
Несчастный! Кровь! О ней не говори!
Кровь пролилась уж – и не отомщена.
Скажи мне, кто несчастного страдальца,
Малютку брата, там, у берега Тибра,
Когда свивал беспечно он венки,
Копьём безжалостно сразил?
Кого напрасно звал к суду?
Сумел спастись от казни правой кто?

Адриано
О стыд! То был Коллона!

Риенци
Да, то Коллона был. Что сделал бедный мальчик
Могучему патрицию Коллоне?
Кровь? Да, Адриано ди Коллона,
В крови той свою руку обмакнув,
Над тёплым трупом брата моего
Промолвил я тогда: – о, горе тем,
Кто пролил мне родную кровь!

Адриано
Риенци, твой ужасен вид!
Что делать мне, чтоб смыть позор тот?

Риенци
(овладевая собою)
Моим будь, Адриано. Сыном Рима!

Адриано
Сын Рима! Да, им я быть хочу.
Душа ещё полна
Отваги, юных сил,
Он чувств забытых рой
Тем словом пробудил,
Его святому делу
Всю жизнь я посвящу,
Путём к спасенью смело
Я Рим вести хочу.

Ирина
Его святому делу
Себя он отдаёт,
В свободном Риме счастье
Его со мною ждёт!

Риенци
Уж близок час. Мой долг святой зовёт.
Адриано, я тебе её вручаю!
Её ты честь достойно защитил,
И впредь того же жду... Я доказал,
Что благородным я тебя считаю.
Я к вам вернусь. – К концу уж близко дело.

Явление 3-е

АДРИАНО, ИРИНА

Адриано
Тебя доверил мне вполне,
Но ты, скажи, – ты веришь мне?

Ирина
О, мой защитник, мой спаситель,
Тебе я верю всей душой!

Адриано
Ты знаешь, близ тебя Коллона –
И не бежишь? ведь, весь наш род
Тебе и брату ненавистен?

Ирина
Зачем ты это мне сказал?
Невольный страх... и перед кем же?
Пред тем, кто спас меня. Увы,
Они простить тебе не в силах,
Что ты меня спас от стыда.

Адриано
О, замолчи о тех, чьи ковы
И нам, и родине грозят:
Риенци – смелый ум! Увы,
Его погибель вижу я! –
Самим народом будет предан,
Не ждать тогда пощады.
Но ты, Ирина? Твой удел?
Тебя несчастья ожидают
Но обо всём забуду я,
Чтоб вечно охранять тебя.

Ирина
Но если счастлива?

Адриано
Замолкни!
Дрожу при мысли я о том.
Пусть смерть грозит, ей не смущён –
Твоим навеки буду.

Д у э т

Адриано
Когда в небесном взоре
Страдание блеснёт,
Я счастлив, – это горе
Отраду в сердце льёт.
Я верю, утешенье
Со мною ты найдёшь,
Навстречу упоенью
Ты радостно пойдёшь.

Ирина
Когда в печальном взоре
Страдание блеснёт,
Узнаешь ты, что горя
На сердце тяжкий гнёт.
Я верю, утешенье
Найду с одним тобой,
В небесном упоеньи –
И жизнь, и край родной.

(Трубы. – Коллона с приверженцами, вооружённые, проходят сцену.)

Ирина
О, Боже! Страшный звук раздался!

Адриано
Он мне знаком. – Призыв Коллоны!

Ирина
(убегая в дом)
Бежать! Добычи ищут снова.

Адриано
Со мной страшиться не должна ты.

(Орсини тоже вооружённые проходят)

Вот и Орсини алчных шайка
Идут, бесплодной тешась битвой.
Их жизнь – убийство и грабёж;
Мне больно. Светлый луч не блещет,
Всё мрачно в сердца глубине,
Нет, уж ничто не страшно мне
Душа любовью лишь трепещет.

(Страстно обнявшись, остаются неподвижно. – Светает. Вдали слышится продолжительный звук трубы. После некоторого молчания тот же звук повторяется немного ближе.)

Ирина
(освобождаясь от объятий)
Ты слышал звук?
Как страшен он!

(Звуки трубы ещё ближе.)

Адриано
Но что он означает?
То не военный зов Коллоны.

(Отходят в сторону.)

Явление 4-е.

(Трубач входит на сцену и издаёт протяжный звук. Из всех улиц и домов собирается народ в радостном возбуждении.)

Хор
Привет, привет! великий день!
Наш пробил час! Долой позор!

(Становится совершенно светло. – Латеранский храм освещён утренней зарёй. – Раздаются звуки органа; народ, услыхав их, тотчас же стихает и становится на колена, так что всё пространство до церкви занято коленопреклоненной толпой. – Из церкви, двери которой ещё заперты, слышится следующее пение: )

Пение из церкви
Проснись, о мирном сне забудь
И вести радостной внемли:
Вступает Рим на славы путь,
Которым свято предки шли;
Бежит пред солнцем мрак ночной,
Лучом палящим он гоним;
Позор свой сбросив вековой,
Зарёй свободы блещет Рим.

(Все без движения лежат ниц.)
(Двери Латерана отворяются. – Церковь наполнена церковнослужителями и монахами всех орденов. – Риенци показывается в полном облачении с непокрытой главой. – Рядом с ним Раймондо и представители народа в парадных костюмах. – Народ, увидев Риенци, поднимается с колен и приветствует его с неудержимым восторгом.)

Народ
Риенци, век живи!
Он нас спасёт, он стыд сотрёт!

Риенци (на ступенях)
Восстань, о Рим, и обновись!
Свободой, римлянин, гордись!

Народ
Свободен римлянин и Рим!

Риенци
Свобода высший нам закон,
Ему должны все покоряться,
Насилье должен он карать, –
Кто грабит, тот отчизне враг,
Тем навсегда, как и теперь,
В свободы град закрыта дверь.
Привет тому, кто мир несёт,
Законы свято кто блюдёт.
Врагов пусть меч карает ваш,
Злодеев шайки истребит,
Чтоб богомолец к Риму шёл,
И мирный пастырь стадо вёл.
Клянитесь чтить закон такой
Свободной клятвой и святой.

Народ
Спаситель, мощный наш герой,
Риенци, клятвою святой
Клянёмся мы, душой хотим
Свободным, славным видеть Рим!
От униженья и стыда
Хранить клянёмся навсегда!
Позором будет тот покрыт,
Кто позабудет свой закон.
Рим вечной славой заблестит,
Лучом свободы озарён.

(Чекко, Барончелли некоторыми другими выступают из толпы и переговаривают между собою. – Чекко уполномочен говорить.)

Чекко (народу)
Ответьте мне! Свободны мы?
Но кто свободу эту дал?
И кто сумел нам указать разумно:
Что Рим теперь и что он был?
Он нас в одно, в народ сплотил.
Внемлите ж мне и воззовём:
Мы твой народ! Будь нам царём!

Народ
(в диком восторге)
Риенци честь! Царь римлян, век живи!

Адриано
(в сторону на авансцене)
Несчастный! Как, ужель решился?

(Всеобщее напряжённое состояние, успокаивающееся тотчас после начала следующей речи.)

Риенци
(решительно вступая в толпу)
Нет, други! Вам хотел свободы,
Вселенной достоянье Рим;
Законы пусть даёт Сенат –
Меня ж защитником своим
И прав всех, чем богат народ,
Возьмите. Чтя пример отцов,
Трибуном вашим быть готов.

Народ (тронутый)
Риенци честь!
Слава, наш трибун
Герой свободы!

(Риенци опускается на колени перед Раймондо.)

Раймондо
Благословенье над тобой
Навек, трибун наш и герой!

Ирина
Хвала, Риенци! О, брат мой славный!

Адриано
Пусть Бог его нам сохранит!

Риенци
Римляне! Я клянусь вам
Права все свято соблюсти
И к славе вечной Рим вести.

Народ
Спаситель, вождь наш, наш герой!
Клянёмся подвиг помнить твой.

Общий хор
Желаньем пламенным горим
Свободным славным видеть Рим,
От униженья и стыда
Хранить клянёмся навсегда.
и т.д.

З а н а в е с

КОНЕЦ 1-го ДЕЙСТВИЯ

Риенци. Последний трибун. Акт II

Акт II.

Большой зал в Капитолие. – В глубине широкий открытый портал, к которому ведёт широкая лестница. – Через него открывается вид на возвышеннейшие места Рима. – При поднятии занавеса слышится приближающееся издали пение послов мира. – К концу его они входят через портал. – Послы мира избраны из лучших римских семейств; они в полуантичных белых шёлковых одеяниях. – В руках у них серебряные жезлы.

Явление 1-е.

Пение мирных послов.
Внимайте чудной вести,
Что Риму мы несём;
Путём добра и чести
В град вечный мы идём,
Сиянием свободы
Мрак гор уж озарён,
В гостеприимны воды
Есть доступ кораблям.
Настал час избавленья –
Горы, долины,
С нами ликуйте!

(Риенци входит в фантастическом роскошном одеянии трибуна. – За ним сенаторы, между которыми Барончелли и Чекко.)

Риенци
Посланник мира, мне скажи,
Свершил ли то, что поручил тебе я:
Повсюду ль с вестью ты спешил?
Принёс ли мира нам ответ?

Посланник
Я видел сёла, города –
По брегу моря я пошёл,
Встречал радушье я всегда,
Восторг и радость лишь нашёл!
Ликуют родины сыны
Той вестью радостной полны,
Счастлив и пахарь, и пастух,
Звук песен дев пленяет слух –
Повсюду слышишь зов один:
“Свободной родины я сын”.

Риенци
(тронутый, опускается на колени)
Тебе хвала! Всесильный Бог,
Ты подвиг тот свершить помог.

Сенаторы
За всё тебя благодарим,
В тебе героя все мы чтим!

Риенци
Вы удалитесь, ждёт вас Рим,
Желаньем пламенным томим;
Ему несите весть святую.

Посланники
Внимайте чудной вести, и т.д.

(Во время исполнения хора покидают сцену, уходя через большой портал. – Пение смолкает вдали. – Риенци остаётся в положении молящегося. – Сенаторы смотрят на него, глубоко тронутые. – Входят Коллона, Орсини и нобили и кланяются Риенци с горделивой покорностью.)

Коллона
Риенци, наш прими привет!

Риенци
Я рад! Для счастья Рима нет преград;
Сбылись желанья, гордые враги
Вернулись к нам с священной клятвой мира.

Коллона
Риенци, всех ты поразил!
Не верил я величью твоему,
Но вот теперь – сознать его я должен!

Риенци
Величье мира и законов чти,
Лишь в нём залог отчизны процветанья,
Не позабудь, что все мы за него
Боролись честно; Рим открыл врата вам,
К себе призвал, как преданных сынов;
Склонитесь пред законом вы
С последним наравне плебеем;
Уж пали гордых замков ваших стены,
Приюта нет крамоле и разврату.
Когда ещё есть злоба в вас
И не согрел вас новой жизни луч
Святой – бегите прочь:
Я в чистоте закон взялся хранить.
Я ваш трибун. – Вас всех сегодня я
Прошу к себе на праздник в этих залах.

(Дружески, непринуждённо кланяется нобилям и удаляется, сопровождаемый сенаторами.)


Явление 2-е.

ОРСИНИ, КОЛЛОНА, НОБИЛИ

Орсини
Коллона, слово дерзкое слыхал?
Ужель должны сносить такой позор?

Коллона
Подумать страшно. Дерзок стал плебей...
Кого к столу, для смеха, приглашали!

Орсини
Что ж желать нам? Побеждены.
И ведь народ весь, что у наших ног
Валялся, точно вовсе стал другим:
Толпа с оружьем вся, отвага, сила
Их всех одушевила.

Коллона (презрительно)
Плебеи, что!
Риенци, вот кто силу им даёт:
Его возьмите и – погиб народ.
(Нобили образуют тесный круг около Орсини и Коллоны).

Орсини (таинственно)
Так, значит, надо на него
Удар направить; прав ли я?

Коллона
Народ его боготворит –
Хитро их в сети изловил.

Орсини
Чтобы открыто нападать;
У нас нет сил... С чего начать?

Коллона
Одно осталось: – порешить
Скорей с ним надо, да при всех...
И обаянье пропадёт.

Орсини
Да, прав вполне... И тот удар
Никто, как я, не нанесёт.
Сегодня праздник, в этом зале –
Сберитесь все вокруг меня.

Коллона
Отряд мой верный, что впустить
Он не хотел, я в Рим введу
И Капитолий с ним займу,
И город наш, сомненья нет.

Нобили (быстро)
Будь так!

(Адриано войдя незаметно, смешался с толпою нобилей; теперь он выступает вперёд.)

Адриано
А, кровопийцы! Что вам снова
На ум взбрело?...
Опять раздор, опять борьба!

Орсини (в ужасе)
Коллона, что он? нам изменили?

Коллона
(строго взглянув на Адриано)
Но кто ты? Мне родной ли сын,
Или изменник недостойный?

Адриано
Горжуся доблестным отцом,
Ему всего дороже слово;
Он с делом низким незнаком,
Орсини враг и всех подобных.

Орсини
Мальчишка дерзкий! как ты смел?

Коллона
Трибун речам таким учил?
Страшись, отец чтоб не узнал,
Что ты род славный запятнал.

Адриано
(с грустью)
Всё также ослеплён, отец мой?

Коллона
Молчи! в руках ты у трибуна;
Он заставляет, чтоб отца ты
Губил безбожно! – Проклят он, –
Ему настал последний день.

Адриано
Мой Бог! так не ошибся я?
Замыслили убийство – вы?
О умоляю, не клади
Пятна на имя, для чего
Позору предавать его.

Орсини
Что его слушать? Как, Коллона,
Не можешь сына усмирить?

Коллона
(решительно резко)
Так знай же! Нынче, в этой зале,
От наших рук трибун умрёт!
Узнал ты тайну! – Так иди,
Губи отца, пошли на плаху!

Адриано
О ужас! – Горькая судьба!
На голос чести отзовись
И сына ты внемли мольбе:
От мести страшной откажись!
В слезах взываю я к тебе.

Орсини и нобили
Его погибель решена,
И казни он не избежит,
Обида будет отмщена,
Отплатим мы за скорбь и стыд.

Коллона
Его спасай, отца губя;
Спеши сносить позор и стыд,
Ты нас предай, но и тебя
Отца проклятие сразит!

(Отталкивает от себя Адриано и удаляется с прочими нобилями.)

Адриано
(после некоторого молчания)
Могу ль ему я изменить?
Ирины брат он! Риенци, будешь жить!

(Хочет уйти и вдруг в ужасе останавливается.)

Изменник! Что задумал ты?
Отец мой... Он!... На плаху я
Его веду. – Нет, никогда!
О, Боже, вразуми меня!

(Убегает)

Явление 3-е.

Через портал входит торжественное шествие римских граждан и нобилей.

Хор
Весть счастья разносите!
Гимн радости звучи;
Свободы засияли
Священные лучи.

(Риенци входит с Ириной и сенаторами. – Перед ним идут ликторы. – Общий поклон.)

Риенци
О, римляне, привет вам всем!
Отраден миг! Любви полны,
Стеклись свободные сыны;
Пусть мир царит! Будь славен Рим!

Хор
Пусть мир царит! Будь славен Рим!

Барончелли
(с жезлом претора)
Идут посланники сюда
Из близких мест, из дальних стран.

(Вводит посланных из Ломбардии, Неаполя, Богемии, Баварии и Венгрии, сопровождаемых герольдами. – Они подают поодиночке Риенци свёртки.)

Риенци
Рим чрез меня привет вам шлёт,
Союз наш вечно пусть цветёт!
Да, чудо было свершено
Творцом. Но кончено ль оно?
О, нет! свободна и славна
Вся быть Италия должна!...
Союзу мира слава!

Общий хор (восторженно)
Союзу мира слава!

Риенци
(всё с возрастающим одушевлением)
Но я не всё ещё свершил
Во имя римлян, властью той,
Что всем народом мне дана,
К князьям германским я взываю
Пред тем, что Император будет избран,
Свои права все сохраняя,
Рим, как свободная земля
Пусть сам назначит короля.

(Общее волнение. – Заметное движение между богемскими и баварскими послами.)

Орсини
(тихо Коллоне)
Себя он губит! Как он мог?

Коллона (с усмешкой)
Что ж, этим только нам помог.

Риенци
Герольд! Откройте праздник наш!

(Герольд выступает вперёд и делает распоряжение к представлению пантомимы. – Адриано незаметно приближается к Риенци.)

Адриано
(тихо Риенци)
Риенци, осторожней будь!

Риенци (тоже)
Измены ждать?

Адриано
Себя храни ты!

Риенци
Но кто ж? Кого бояться должен?

Адриано
Сказал довольно!

Риенци
Не страшись, –
Покрыта панцирем вся грудь.

(Делает Барончелли условный знак, тот удаляется.)

Герольд
Римляне, праздник наш открыт!

Танцы
(Во время танцев Орсини с некоторыми из нобилей подвигаются всё ближе и ближе к Риенци; в то время, когда взоры всех устремлены на группу танцующих, он поражает его ударом меча. – Барончелли со стражей Риенци в одно мгновение занимают зал. – Все нобили обезоружены.)

Хор
Риенци! Горе! Трибун убит!

Риенци (к нобилям)
И так не можете понять вы,
Как не удался подвиг ваш!?

(Открывает одежды на груди и показывает на неё панцирь.)

Смотрите ж, как себя берёг
От вашей дружбы! – О, позор!
Не на меня, нет, на весь Рим,
Свободе, праву был ваш удар.
Вам ненавистен праздник наш
В честь Рима возрожденья;
Отрадней вам того убить,
Кем Рим ко славе призван вновь.
О, други, окончился наш праздник,
И суд теперь начнётся.

(Народ расходится в мрачном молчании. – Нобили окружены стражей. – На сцене остаются Риенци, Барончелли, Чекко и ликторы.)

Риенци
При вас свершилось преступленье,
Синьоры, видели вы все...

Барончелли
Не все... Коллона ввёл тайком
Отряд своих; он их хотел
На Капитолий весть сейчас же,
Да только, к счастью, не успел!

Риенци
Синьоры, ваш ответ...

Коллона
Зачем он?
Виновны мы, – казни же нас;
Но помни – не далёк твой час!

Риенци (отворачиваясь)
Зачем тем словом я смущён?
(оправляясь)
Пусть покарает их закон. –

Чекко
“На плахе смерть им”, он гласит.

Риенци
Пускай их к смерти приготовят!

(Нобили ведутся стражей, сенаторами и ликторами в заднюю часть залы, которая отделяется красной занавесью, так что Риенци остаётся на авансцене один.)

Риенци
О, брат несчастный! Ты не мной,
А Римом будешь отомщён. –

(Адриано и Ирина вбегают в волнении.)

Адриано
Хвала Творцу! Он здесь один, –
Риенци, возврати отца мне!

Риенци
Изменники пойдут на смерть.

Адриано
О, никогда! Подумай ты,
Ведь я сказал, отца я предал!
Его убийцей стану я!

Риенци
Подумай, что родной страны,
А не изменника ты сын.

Адриано
Природы голос загасить
Свободы призраку нельзя!...
Проклятье ей... тебе, трибун!

Риенци
Безумец! И природе он,
И Богу – всем он изменил!
Позор и стыд! Пойдёт на казнь!

Адриано
Осмелься только, и клянусь,
За кровь родную отомщу я, –
Да, на тебе я отомщу.

Риенци
Несчастный! Что напомнил мне?

(Из глубины доносится мрачное пение монахов.)

Пение монахов
Misereat dominum
Vestrorum peccatorum!

Адриано
О, ужас! Страшны эти звуки;
Меня к убийству не зови!

Ирина
Тебя молю! Риенци, милый,
Его отца ты пощади.

(Из глубины, со стороны большего портала, слышен зов народа.)

Хор
На смерть изменников!

Риенци
Ты слышишь зов, – вот приговор;
Ах, милосердие проступком будет!

Адриано и Ирина
(бросаясь к его ногам)
Смотри, ведь мы у ног твоих,
Мы молим, жизнь ему оставь ты!

Риенци
Узнайте все решенье!

(По его знаку красная занавесь отдёргивается: видны нобили, молящиеся на коленях; перед каждым монах. – Их отводят на одну сторону авансцены, – другая же сторона, равно как и большая часть сцены занимается народом, который отодвинут стражей у портала с волнением прорывается вперёд.)

Хор народа
Смерть им за измену,
Казнь должна свершиться.

Риенци
(идя навстречу народу)
Внимайте! Их заговор открыт:
Меня решили умертвить.

Народ
За то умрут!

Риенци
Внимайте мне,
Должны вы дать прощенье им!

Чекко
В уме ли ты?

Народ
Нет, Риенци!
На смерть их, на смерть их!

Риенци
Иль я сам
Просить вас должен о пощаде?
Так что ж, решаюсь и на то:
Любя меня, простите их!

Барончелли
Безумный, бредит он!

Риенци
О, други!
Я вам свободу дал – и к миру
Вас призвал. Для чего нам кровь?
Простите! просит вас трибун.

Народ
(немного спокойнее)
Но на тебя ведь, наш защитник,
Злодеи руку занесли!...

Риенци
Простите их, пусть вновь клянутся
Законам покориться,
Ничем его не преступать.
Согласны ль вы в том клятву дать?

Нобили
Клянёмся!

Чекко
Он губит всё!

Риенци
Отрада милости святой,
Я осенён твоим лучом!
Даю спасенье я, с мольбой
Не знать раскаяния с том,
Но казнь им страшная грозит,
Коль клятве изменят своей;
Тогда безжалостно сразит
Проклятье неба и людей.

Адриано и Ирина
Отрада милости святой,
Он осенён твоим лучом!
Молю Творца, чтобы герой
Не знал раскаяния в том!

Коллона, Орсини, нобили.
А, той пощады новый стыд
Позора век нам не стереть;
Покуда в жилах кровь кипит,
Ко мщенью буду я лететь.

Барончелли, Чекко
Их пощадив, он губит всё;
Придёт раскаяния час,
Опять восстанут на него,
Жар мщенья в сердце не погас.

Народ
Судьбу злодеев отдаём
Тебе во власть, твори ты суд, –
Тебе доверимся во всём,
Пусть от тебя решенья ждут.

Риенци (нобилям)
Прощает римский вас народ,
Жизнь и свободу вам даёт!

Адриано и Ирина
Риенци, славен будь!
Пусть Бог тебя хранит!
Восторгом дышит грудь,
Слеза в глазах дрожит.
То имя не умрёт!
Века оно пройдёт, –
Защитником своим
Гордиться будет Рим!

Нобили
Пощады страшный стыд
Терзает сердце в нас,
Но скоро заблестит
Отмщенья грозный час!

Барончелли, Чекко
На милости призыв
Напрасно поспешил,
Врагов освободив
Себя он погубил.

Хор народа
Риенци, славен будь... и т.д.

КОНЕЦ 2-го ДЕЙСТВИЯ

Риенци. Последний трибун. Акт III

Акт III.

Большая площадь в Риме. – Там и сям опрокинутые колонны и развалины. – Ещё до поднятия занавеса слышен набат. – Толпа народа в диком волнении врывается на сцену.

Явление 1-е.

Народ
Слыхали ль страшную вы весть?
Дома заприте! взять мечи!
Все нобили бежали в ночь,
Уж скоро кровь здесь потечёт!
Риенци! Риенци! Где наш трибун?

Барончелли
Внимайте мне! Как мы ошиблись!
Заложники бежали все.

Народ
Но где ж Риенци?

Барончелли
Безумец!
Зачем изменников щадил?
Одним ударом всё б решил;
Щадить вдруг вздумал, волю дать –
Теперь мы все должны страдать.

Народ
Риенци! Где трибун?

Чекко (входя)
Га! весть проклятья! Гибнет всё!
Уж с войском нобили идут,
Уже они у наших стен!...
Ну, и платись за милосердье,
Изволь кровь даром проливать!

Народ
Сыскать Риенци! Звать сюда!
Риенци!

Риенци
Я слышу зов друзей... И я,
Как вы, ужасной местью полон.
Тем горе, кто, помилованный вами
На вас же меч свой обращает!

Народ, Барончелли, Чекко
Трибун! Пред нами виноват, –
Ты их щадил, забыв закон.

Риенци
Да, понял вас я, и клянусь
Впредь сердцем жалости не знать,
Закон один лишь соблюдать;
Пусть льётся злобная их кровь!
С лица земли сотрём врагов.
Погибель им у римских стен.

Народ
Что делать нам? Что мыслишь ты?

Риенци
Свободу Рима сохраню
Измену с корнем уничтожу.

Барончелли
Ведь было всё в твоих руках,
И не лилась бы наша кровь!

Народ
Карая их, кровь нашу проливаешь!

Риенци
Теперь мы вправе их казнить:
Мы их желали вразумить;
Теперь настал их страшный час.

Народ
Скажи, трибун, что делать нам?
Пойдём мы по твоим следам.

Риенци
Вперёд, друзья! Мечи возьмите,
Спешите все на грозный зов;
Того на помощь призовите,
Кто верный вождь своих сынов.
Ты, знамя, гордо развевайся
В охрану прав, свободы, веры!
Военный крик наш раздавайся:
“Santo spirito cavaliere!”

Хор (повторяет)

(С шумом и криками “к оружию!” все расходятся во все стороны. – Слышен барабан за сценой.)


Явление 2-е.

Адриано
Великий Бог! судьба уж решена,
К оружью все спешат, – уж то не сон.
О горе, для чего родился я?
Найти возможно ль горестней судьбу?
Каким-то страшным словом проклят я!
Риенци, ты виной страданий, ты сразил
Мой мощный дух! Я скорбью истомлён!
Куда шаги свои направить?
К кому?
Тебя ль сразить, Ирины брата?
Отца ль несчастного сгубить?

(Опускается на упавшую колонну.)

Бесплодно силы увядают,
Теряю рыцарскую честь,
Надежды счастью исчезают,
Пятно позора должен несть!
Печали, горести покров
Звезду скрывает юных дней,
Прошла пора отрадных снов
И счастье всё проходит с ней.

(Удары в набат, сигналы похода.)

Но где я? где я был теперь?
Звон страшный! О, я опоздал!
Что должен делать? А, решил:
К отцу туда я поспешу,
Он на мольбы мои склонится,
Добьюсь я мира на коленях,
Забыть о мести упрошу,
Трибуна сердце знаю я –
Мир водворится чрез меня.
Великий Бог, мольбе внемли,
Ты ближних нам велел любить,
Теперь молю, мне сил пошли
Великий подвиг совершить!

(поспешно уходит)


Явление 3-е.

Воинские сигналы раздаются всё ближе. – Все граждане, способные носить оружие, входят в полном вооружении; женщины, старики, монахи сопровождают шествие. – Риенци верхом на коне. – Ирина идёт за ним. – Сенаторы, Барончелли, Чекко, тоже вооружённые, замыкают шествие.

Риенци
Настал тот день, тот грозный час,
Что стыд столетний смоет с нас!
Увидит он злодеев казнь
И римской чести торжество!
На битву с гимном мы пойдём,
Сойдёмся храбро со врагом.
“Santo spirito cavaliere!”

Военный гимн

Народ
Все братья, все свободе на защиту!
Проклятье им! Измена не забыта
Ни на земле, ни в вечности! – Они
На казнь и стыд осуждены.
Звучат уж трубы, барабан гремит!
Наш правый гнев победу нам сулит,
И рвутся кони, и мечи звенят!
С победой мы вернёмся в Рим назад.
Друзья, на бой! Врагам на гибель!
“Santo spirito cavaliere!”

(Риенци даёт знак к выступлению; в тот самый момент Адриано вбегает, запыхавшись, и преграждает ему путь.)

Адриано
Назад, трибун! Остановись!
Куда спешишь ты? Мне внемли!

Риенци
Несчастный, как ты жалок мне!
Ты должен род свой проклинать.

Адриано
Постой, ещё раз я молю:
Меня пошли ты, мир храня;
Я, не спросив тебя, бежал
Свершить, что сердце мне велит;
Увы, все заперты врата!
Вернулся я к твоим ногам,
Дозволь лишь мне отца увидеть –
И не прольётся даром кровь.

Риенци
Мечтатель юный, ты меня
К пощаде раз склонил напрасной,
И за неё прольётся кровь;
Молчи, им верность незнакома.

Адриано
Трибун, опомнись! Я молю:
Щади ты кровь, пошли меня!
С восторгом жизнь отдам свою,
Коль мира не достигну я.

Риенци
За мною все, я вас зову
На правый бой, на бой святой.

Адриано
Я на коленях пред тобой!...
Придёт пора, ты будешь рад.

Риенци
Скорее свет погибнет весь,
Чем буду тронут я мольбой.

Адриано
Гляди, я повергаюсь в прах,
Мстить хочешь ты, иду на казнь!

Риенци
В уме ль ты, мальчик! Встань, ступай;
Судьбы веленьям не мешай!

Адриано (подымаясь)
Пред ней склониться я готов.

(По знаку Риенци шествие, имея его во главе, оставляет сцену при пении 2-й части гимна.)

Народ
Все братья, все, за честь и за законы!
Восстанет Рим, изменой возбуждённый!
За нас Господь и светлых сонм духов,
Нас охранят в бою, сразят врагов!
Звучат уж трубы, и т.д.

(Занавес опускается.)

КОНЕЦ 3-го ДЕЙСТВИЯ

Риенци. Последний трибун. Акт IV

Акт IV.

Широкая улица перед Латеранскою церковью, фасад которой на авансцене справа. – Ночь. – Барончелли с несколькими гражданами сходят на авансцену; все закутаны в плащи.

Явление 1-е.

Барончелли.
Кто вам собраться здесь велел?

Хор
Не знаем мы, лицо он скрыл.

Барончелли
Есть слух: германскими послами
Рим навсегда покинут.

Хор
А!
На Рим озлоблен император.

(Входит Чекко с несколькими гражданами.)

Чекко
Как, все вы здесь?
И вас сюда послали.

Барончелли
Чекко, ты?
Слыхал уж верно новость?

Чекко
Что Рим покинули послы?
Кого ж за всё благодарить,
Как не Риенци? Спорить с ними
О праве выбора посмел?

Барончелли
За всё заплатит! За одно
Ведь с папой новый император.

Хор
Но кто ж нас будет защищать?

Барончелли
Ещё не по сердцу совсем,
Что и Раймондо в Риме нет.

Хор
Ужели, как? Легата нет?

Барончелли
Слыхали, что когда бежал
Коллона, к папе обратился
И церковь защищать клялся,
Когда вернётся в Рим со славой.

Чекко
О нём знать папа тосковал?

Барончелли
Не то, чтоб очень! Ну, а вы
Забыли ль братьев смерть своих?

Хор
Забыть нельзя тот страшный день.

Барончелли
Риенци, думаете вы,
По доброте всех пощадил?
О нет, друзья – измену вижу в том.

Хор
Чем доказать? Как убедиться?

Барончелли
Что с ними он искал союза –
Понятно; ведь влюблён в Ирину
Коллоны сын. – Щадив бунтовщиков,
Он их привлечь надеялся к союзу.

Хор и Чекко
Так вот за что мы лили кровь?
Пускай страшится, если правда!
Но, Барончелли, кто свидетель?

Адриано
(входит закутанный в плащ)
Свидетель я, сказал он правду.

Чекко и хор
Но кто же ты?

Адриано
(открывая лицо)
Коллоны сын!
(Отступая назад, про себя.)
Звук имени того мне страшен,
Из гроба тень отца грозит...
О, успокойся тень святая!
Молю, смягчи свой гневный взор!
Клянусь не буду знать покоя
Пока за всё не отомщу!

(Быстро обращается к гражданам.)

Римляне! – да – Коллоны сын я
Внимайте мне! Той власти не достоин
Трибун, который изменил.
Страшитесь все вы за себя:
И император в гневе, и церковь угрожает.

Барончелли, Чекко и хор
Так мы изменнику служили!
Он нашей крови не щадил,
Чтоб только почестей добиться!
Он нас к погибели ведёт –
Пасть должен он!

Адриано
Пасть должен он!

(Заря занимается.)

Чекко
Но вот совсем уже светает, –
Что ж, мы восстанем ли открыто?

Барончелли
Задумал блеском, торжествами
Заставить нашу скорбь забыть,
Победу празднует свою
Торжественною службой нынче.

Адриано
Так что ж, пускай! Сегодня же и месть.

Все
И пусть при всех она свершится.

(Собираются уходить, когда навстречу им показывается шествие монахов с Раймондо во главе, направляющееся в церковь.)

Барончелли
Куда идут?

Хор
Сам кардинал!

Чекко
Но как успел вернуться он?

Барончелли
И сам служить сегодня будет?

Хор
Так церковь за Риенци?

Чекко
Да,
Бессильны мы – ей защищён
Всегда трибун.

Адриано
Так скоро вы забыли
Свой справедливый гнев?
Хотя при самом алтаре,
Но от моей руки падёт.

(Завернувшись в плащ, становится на ступени храма.)

Чекко
Подходит шествие, вокруг меня сомкнитесь
И в тишине исхода ожидайте!

(Риенци показывается в нарядном костюме, ведя за руку Ирину. – При виде заговорщиков, загораживающих ему дорогу в церковь, он останавливается.)

Риенци
(строго взглянув на заговорщиков)
На праздник наш вы не явились?
Так мало чтите ту победу,
Что одержал я?

Адриано
О, Боже! Ирина близ него –
Его хранитель! Что мне делать?

Риенци
Иль духом вы упали все
При виде павших братьев?
Зато смирил и уничтожил
Я тех, кто мир наш нарушали,
Отцов и братьев убивали,
Несли бесчестие сёстрам и жёнам,
В проступках меньших уличён
Шёл прежде римлянин на казнь,
А мною был раздор казнён.
Я Рим призвал
И к славе, и к свободе!

(Заговорщики видимо смущены. – Риенци, заметив произведённое им впечатление, продолжает с одушевлением.)

Да, верю я, что той победой
Гордитесь вы и счастливы, друзья!
Мне, как трибуну, доверьтесь,
Вы от меня не отступитесь:
Бог вёл меня доселе, –
Тех, кто со мной, он защитит!

Заговорщики
(почтительно сняв шляпы, преклоняются перед Риенци и дают ему дорогу)
Да здравствует трибун!

Адриано
Стыд вам, рабы!
Я сам свершу, хотя бы пред Ириной!

(Нерешительно хватается за меч. Риенци направляется уже к ступеням храма, останавливается, услыхав раздающееся в нём пение.)

Пение в церкви
Vae, vae tibi maledicto!
Jam de justus ense stricto
Vindex manet angelus.
Vae, spem nullam maledictus
Foveat, Gehennae rictus
Jamjam hiscit flammeus!

Риенци
(отступая несколько шагов)
Ужасный звук! Что там поют?

Хор
Какие звуки! – страх объял нас.

(Риенци, оправившись от смущения, даёт снова знак, и шествие направляется к церкви, но когда оно доходит до половины паперти, в портале показывается Раймондо, окружённый священниками и монахами.)

Раймондо
Назад! во храм войдёт
Лишь тот, кто чист душой!
Общение с тобой
Проклятье всем несёт!

Народ
(разбегаясь во все стороны)
Бежим скорей! Проклятье с ним!

(Церковные двери с шумом захлопываются; на них прикреплена “булла изгнания”. – Риенци, уничтоженный, отступает до середины сцены и остаётся погружённый в горе. – Ирина падает без чувств около него. Сцена в несколько мгновений опустела; один Адриано не покинул своего места, стоит у церковной двери. – Пение в церкви смолкает. – Адриано неверными шагами направляется к Ирине и, нагнувшись к ней, старается привести её в чувство.)

Адриано
Ирина, убежим со мной!
Взгляни, я здесь... твой Адриано!

Ирина
(понемногу приходя в себя)
Ты здесь? Что хочешь? Что случилось?

Адриано
Под нами здесь земля горит –
Бежим скорей! Ведь друг зовёт!...
Взгляни, с тобою я... твой милый!

Ирина
Но брат мой? где мой брат? скажи!

Адриано
Он предан церковью проклятью,
И нет душе его прощенья!
И проклят тот, к нему кто близок –
Беги со мной, ищи спасенья!

Ирина
Брат милый! Оставь, несчастный!
Риенци, брат мой милый!

(падает на грудь Риенци)

Адриано
(озлобленно)
Безумная! так гибни ж с ним!

(Быстро уходит.)

Риенци
(пробудившись от оцепенения, видит Ирину у своей груди, поднимает её и тронутый глядит ей в глаза).
Ирина, ты? – В тебе мой Рим!

(Обнявшись, остаются неподвижно. – Занавес медленно опускается при замирающих звуках пения в церкви.)

Пение в церкви
Vae, vae tibi maledicto! etc.

КОНЕЦ 4-го ДЕЙСТВИЯ

Риенци. Последний трибун. Акт V

Акт V.

Зал в Капитолие. – Риенци, один, в молитве.

Явление 1-е.

Риенци
Отец небесный, я к тебе
Взываю скорбною душой,
Склонись к смиренной ты мольбе
И сжалься над моей судьбой!
На подвиг ты меня призвал,
Меня возвысил, охранял.
Теперь я пред тобой в пыли;
Смиренью, горести внемли,
Луч вечной благости твоей
Заблудших осенит детей,
И к правде призванный народ
Путём величья вновь пойдёт!
Отец Небесный, я к тебе
Взываю скорбною душой,
Склонись к смиренной ты мольбе,
Твой раб во прахе пред тобой!

(Склонят голову и погружается в думу.)

Явление 2-е.

Ирина, войдя, тронутая смотрит на Риенци. – Риенци поднимается и горячо обнимает её.

Риенци
Покинут всеми я... Во славу церкви
Своё я начал дело – и покинут ею!
Народ достойным имени того
Я сделал – и меня бросает он.
Бегут друзья! – Остались верны мне
Лишь благость Неба, да Ирина.

Ирина
О дорогой! могу ли позабыть я,
Что чрез тебя познала цену жизни,
Что чрез тебя я римлянкою стала!
Взгляни – достойна ль я твоею быть сестрой?
Последний римлянин ты, и с тобою
Всё разделю, ничто нас не разлучит, –
Готова жертвовать я жизнью и любовью.

Риенци
Ирина, ангел мой хранитель!

Ирина
Но
Знаешь ты... легко ли позабыть
Свою любовь!?... Ты, впрочем, не любил!

Риенци
Любил и я! – О, Ирина,
Ведь знаешь ты, кого любил я страстно!
Любил свою невесту горячо,
От первых дней разумного сознанья!
С тех пор, как по руинам я
Судить сумел о прежнем процветаньи!
Я видел, как унижена она,
Стыдом покрыта и бесследно гибнет;
Один позор чело её венчает –
И в сердце вдруг страсть буйно закипела,
Решился я на вековое дело,
И ей одной себя я посвятил;
В её тоске отвагу находил,
Хотел её, невесту дорогую,
Возвысить; – чтоб над всей вселенной
Она царицей стала. – Знай же,
Невеста та – Отчизна дорогая!

Ирина
Одну измену в ней нашёл!

Риенци
Моя понятна скорбь: любви
Неразделённой тяжек гнёт.

Ирина
Риенци, о великий брат мой!
В моих очах иссякли слёзы,
Покрыла бледность мне лицо,
Поняв, как сердце исстрадалось...
Скажи: тебе ль я не верна?

Риенци
Ирина, друг! Мне эта верность
Томит всю душу. Что мыслишь ты?
Ведь, проклят я; и ты со мной
Невольно гибнешь; близок час,
Уж чую – скоро он придёт!
Пусть буду жертвой – но зачем
Ты забываешь о любви?
Он ненавидит лишь меня...
Когда погибну – будет твой.

Ирина
Риенци! – Ты ли говоришь?
Забыл, что я тебе сестра!

Риенци
Уж Рима нет, так будь женою!

Ирина
Последней римлянкой я буду.

Риенци
Удвоишь этим скорбь мою.

Ирина
Убей меня – иду с тобою!

Риенци (побеждённый)
Ирина, гордость ты моя!
Иду! Ещё раз пред народом
Раздастся пусть свободы зов!
Пробудит Рима он сынов.

(Уходит)

Явление 3-е.

Ирина хочет следовать за ним; в это время Адриано, возбуждённый в высшей степени, с обнажённым мечём заступает ей путь.

С приходом Адриано на сцене становится всё темнее, так что к концу явления ночь наступает вполне. – То тише, то громче, но в общем всё приближаясь, слышится говор и шум народа; к концу сцены сквозь стёкла окна, разбиваемого бросаемыми камнями, виден свет факелов.

АДРИАНО, ИРИНА

Адриано
Ты здесь, Ирина! Не бежишь
Того, кто проклят навсегда?

Ирина
Безумец ты! зачем собой
Приют страдальца оскверняешь?
Беги!

Адриано
Безумная, вины
Его не можешь ты понять.
Тебя спасу – беги со мной!

Ирина
Здесь, близ того, кто гордость Рима,
Найду последний свой приют!
Вы изменили, вы бесчестны –
На свете больше нет любви!

Адриано
(выпуская из рук меч)
Нет! я несчастный, я люблю
Тебя всей силою души!
Ирина, я у ног твоих!
Ты в вечной верности клялась –
Сдержи же клятву ты свою,
Как я свою не позабыл:
Падёт твой брат – его сгубил!
Смерть, разрушенье я несу –
И ты моя! Я клятву дал,
И вот, к ногам твоим бежал.
Поверь же ты любви моей!

Ирина
Безумец! Страх один в меня
Вселяешь! Прочь беги, скорей
Уйди! Свободной я останусь!

(Уходит)

Адриано
(как в беспамятстве)
Не уступлю! Сквозь пламя я
Пробьюся до тебя!

(убегает)

Явление 4-е.

Площадь перед Капитолием, занимающим глубину сцены. – Толпы народа с зажжёнными факелами сбегаются со всех сторон; Барончелли и Чекко между ними.

Хор
Сюда! сбирайтесь все скорей!
Несите факелов, камней!
Над ним проклятие небес –
Отвержен церковью святой.
Сказнится нашею рукой.

(Риенци показывается на балконе Капитолия.)

Риенци
Стыд и позор! Так вот он – Рим!
Вы жалки, Рима поношенье!
Последний римлянин клянёт
И вас, и ваш постыдный род!
Несчастные! Меня ли уничтожит
Ваш жалкий гнев? Нет, слушайте меня,
И помните мои последние слова:
Пока стоят священных семь холмов
И Вечный Град не рушился во прах
Риенци имя чтить отчизна будет.

(Огонь разгорается всё больше. Ирина показывается на балконе и обнимает Риенци.)

Хор
В огонь его! Скорей казним!
Смерть! Проклят небом он самим!

(Адриано во главе возвращающихся нобилей вбегает на сцену и, увидев Ирину рядом с Риенци, уже почти объятую пламенем, бросается к балкону.)

Адриано
Ирина! Ирина! К ней! Через пламя!

(Со страшным шумом рушится Капитолий и погребает его под своими развалинами, – нобили бросаются на народ.)

КОНЕЦ ОПЕРЫ

Ранние оперы: обсуждение темы

Р. Вагнер. Феи. Синопсис

ДЕЙСТВУЮЩИЕ ЛИЦА:

Король фей (бас)
Ада, фея (сопрано)
Цемина, Фарцана, феи (сопрано)
Ариндаль, король Трамонда (тенор)
Лора, его сестра (сопрано)
Моральд, ее возлюбленный (баритон)
Гернот, друг Ариндаля, на службе (бас)
Дролла, спутница Лоры (сопрано)
Гюнтер, придворный в Трамонде (тенор)
Харальд, полководец в армии Ариндаля (бас)
Грома, добрый волшебник (бас)
Вестник (тенор)
Двое детей Ариндаля и Ады

Хор фей
Хор спутников Моральда
Хор народа
Хор воинов
Хор земных духов
Хор железных мужчин
Хор невидимых духов Грома

КРАТКОЕ СОДЕРЖАНИЕ:

Акт 1

Феи Цемина и Фарцана переживают за свою подругу Аду, которая из-за любви к смертному мужчине решила отказаться от своего бессмертия. Они обращаются к другим феям, и те обещают помочь разлучить её со смертным мужчиной.

Этот мужчина – Ариндаль, король Трамонда. Когда-то на охоте он погнался за оленем, который превратился в прекрасную женщину. Напрасно Гернот, друг Ариндаля, отговаривал его от брака с Адой, они поженились и стали жить в уединении, забыв обо всём. Ада родила Ариндалю двоих детей. После восьми лет совместной жизни Ариндаль спросил у Ады, кто она такая и откуда, и тут же его супруга исчезла. Теперь безутешный король ищет Аду, забросив государственные дела. Тем временем Трамонд бедствует: враг практически опустошил страну. Чтобы король вспомнил о своих обязанностях, друзья Ариндаля Гернот и Моральд переодеваются в проповедника и духа покойного отца Ариндаля и рассказывают ему про страдания его народа. Это помогает: Ариндаль отправляется на помощь своей сестре, держащей оборону.

Ада является Ариндалю и его друзьям, чтобы предупредить короля о том, что его ждёт испытание. Вскоре они снова увидятся, и Ариндаль должен поклясться, что ни при каких условиях не проклянёт Аду. Цемина и Фарцана довольно потирают руки: они знают, какие испытания предстоят Ариндалю, и понимают, что ему не выполнить этой клятвы. Друзья Ариндаля подозревают, что эта клятва скрывает какую-то страшную тайну.

Акт 2

Лора из последних сил пытается руководить обороной города от вражеских войск. Наконец-то возвращается Ариндаль со своими друзьями, Лора ждёт их как спасения. Но король не ожидал, что в его стране дела так плохи, и пребывает в подавленном состоянии. Лишь двое сохраняют бодрость духа: друг Ариндаля Гернот и его возлюбленная служанка Лоры Дролла, они очень рады встрече после долгой разлуки.

Тем временем Ада мучается от выпавшего ей жребия: она сама должна наполнить Ариндаля ужасом, чтобы спровоцировать его на то, чтобы он её проклял. Если он это сделает, она на сто лет превратится в камень. За это время он умрёт, а она останется бессмертной, и больше они никогда не будут вместе. Но если он выдержит испытание, Ада станет смертной женщиной, и разделит с ним счастье. Вот она является перед Ариндалем и начинает наполнять его ужасом. Сначала она при всех сбрасывает в огненную пропасть их детей. Затем выясняется, что друг Ариндаля Моральд пал в бою, а подмога из соседней страны была побеждена каким-то войском женщин под предводительством Ады. Ариндаль не в состоянии выдержать позора и проклинает Аду. Она открывает ему смысл только что нарушенной им клятвы и рассказывает о том, что подмога, уничтоженная её войском, хотела переметнуться на сторону врага, его друг Моральд не погиб, а скоро придёт с победой; дети тоже возвращаются к Ариндалю живые и здоровые.

Акт 3

Народ славит Моральда, победившего врагов. За его заслуги ему пожалован королевский титул. Ариндаль тем временем без ума от горя. Ада, превращённая в камень, обращается к доброму волшебнику Громе, чтобы он помог ей вернуть любимого. Грома вручает Ариндалю три волшебных артефакта: щит, меч и лиру. Не зная об этом, Цемина и Фарцана решают провести Ариндаля через испытания к Аде, ожидая, что он потерпит поражение и погибнет. Но Грома помогает Ариндалю пройти испытания. Щит помогает отразить атаку земных духов, меч повергает железных мужчин, а звуки лиры снимают заклятие с камня, в который превращена Ада. Пройдя испытания, Ариндаль сам стал бессмертным, и Король Фей благословляет их союз с Адой.