1. Erste Szene ("Золото Рейна", либретто Рихарда Вагнера, первая сцена)

ERSTE SZENE

Woglinde, Wellgunde, Flosshilde, Alberich

Auf dem Grunde des Rheines.

Grünliche Dämmerung, nach oben zu lichter, nach unten zu dunkler. Die Höhe ist von wogendem Gewässer erfüllt, das rastlos von rechts nach links zu strömt. Nach der Tiefe zu lösen die Fluten sich in einen immer feineren feuchten Nebel auf, so dass der Raum in Manneshöhe vom Boden auf gänzlich frei vom Wasser zu sein scheint, welches wie in Wolkenzügen über den nächtlichen Grund dahinfliesst. Überall ragen schroffe Felsenriffe aus der Tiefe auf und grenzen den Raum der Bühne ab; der ganze Boden ist in ein wildes Zackengewirr zerspalten, so dass er nirgends vollkommen eben ist und nach allen Seiten hin in dichtester Finsternis tiefere Schlüfte annehmen lässt.

Um ein Riff in der Mitte der Bühne, welches mit seiner schlanken Spitze bis in die dichtere, heller dämmernde Wasserflut hinaufragt, kreist in anmutig schwimmender Bewegung eine der Rheintöchter.

WOGLINDE
Weia! Waga! Woge, du Welle,
walle zur Wiege! Wagalaweia!
Wallala, weiala weia!

WELLGUNDE
Stimme von oben
Woglinde, wachst du allein?

WOGLINDE
Mit Wellgunde wär' ich zu zwei.

WELLGUNDE
taucht aus der Flut zum Riff herab
Lass sehn, wie du wachst!
sie sucht Woglinde zu erhaschen

WOGLINDE
entweicht ihr schwimmend
Sicher vor dir!

Sie necken sich und suchen sich spielend zu fangen

FLOSSHILDE
Stimme von oben
Heiaha weia! Wildes Geschwister!

WELLGUNDE
Flosshilde, schwimm'! Woglinde flieht:
hilf mir die Fliessende fangen!

FLOSSHILDE
taucht herab und fährt zwischen die Spielenden
Des Goldes Schlaf hütet ihr schlecht!
Besser bewacht des schlummernden Bett,
sonst büsst ihr beide das Spiel!

Mit muntrem Gekreisch fahren die beiden auseinander. Flosshilde sucht bald die eine, bald die andere zu erhaschen; sie entschlüpfen ihr und vereinigen sich endlich, um gemeinschaftlich auf Flosshilde Jagd zu machen. So schnellen sie gleich Fischen von Riff zu Riff, scherzend und lachend.

Aus einer finstern Schluft ist währenddem Alberich, an einem Riffe klimmend, dem Abgrunde entstiegen. Er hält, noch vom Dunkel umgeben, an und schaut dem Spiele der Rheintöchter mit steigendem Wohlgefallen zu.

ALBERICH
Hehe! Ihr Nicker!
Wie seid ihr niedlich, neidliches Volk!
Aus Nibelheims Nacht naht' ich mich gern,
neigtet ihr euch zu mir!

Die Mädchen halten, sobald sie Alberichs Stimme hören, mit dem Spiele ein

WOGLINDE
Hei! Wer ist dort?

WELLGUNDE
Es dämmert und ruft!

FLOSSHILDE
Lugt, wer uns lauscht!

WOGLINDE UND WELLGUNDE
sie tauchen tiefer herab und erkennen den Nibelung
Pfui! Der Garstige!

FLOSSHILDE
schnell auftauchend
Hütet das Gold!
Vater warnte vor solchem Feind.

Die beiden andern folgen ihr, und alle drei versammeln sich schnell um das mittlere Riff

ALBERICH
Ihr, da oben!

DIE DREI RHEINTÖCHTER
Was willst du dort unten?

ALBERICH
Stör' ich eu'r Spiel,
wenn staunend ich still hier steh'?
Tauchtet ihr nieder, mit euch tollte
und neckte der Niblung sich gern!

WOGLINDE
Mit uns will er spielen?

WELLGUNDE
Ist ihm das Spott?

ALBERICH
Wie scheint im Schimmer ihr hell und schön!
Wie gern umschlänge der Schlanken eine mein Arm,
schlüpfte hold sie herab!

FLOSSHILDE
Nun lach' ich der Furcht: der Feind ist verliebt!

Sie lachen

WELLGUNDE
Der lüsterne Kauz!

WOGLINDE
Lasst ihn uns kennen!

Sie lässt sich auf die Spitze des Riffes hinab, an dessen Fusse Alberich angelangt ist.

ALBERICH
Die neigt sich herab.

WOGLINDE
Nun nahe dich mir!

Alberich klettert mit koboldartiger Behendigkeit, doch wiederholt aufgehalten, der Spitze des Riffes zu

ALBERICH
Garstig glatter glitschiger Glimmer!
Wie gleit' ich aus! Mit Händen und Füssen
nicht fasse noch halt' ich das schlecke Geschlüpfer!
er prustet
Feuchtes Nass füllt mir die Nase:
verfluchtes Niesen!

er ist in Woglindes Nähe angelangt

WOGLINDE
lachend
Prustend naht meines Freiers Pracht!

ALBERICH
Mein Friedel sei, du fräuliches Kind!
er sucht sie zu umfassen

WOGLINDE
sich ihm entwindend
Willst du mich frei'n, so freie mich hier!
sie taucht auf einem andern Riff auf, die Schwestern lachen

ALBERICH
kratzt sich den Kopf
O weh! Du entweichst? Komm' doch wieder!
Schwer ward mir, was so leicht du erschwingst.

WOGLINDE
schwingt sich auf ein drittes Riff in grösserer Tiefe
Steig' nur zu Grund, da greifst du mich sicher!

ALBERICH
hastig hinab kletternd
Wohl besser da unten!

WOGLINDE
schnellt sich rasch aufwärts nach einem hohen Seitenriffe
Nun aber nach oben!

WELLGUNDE UND FLOSSHILDE
Hahahahaha!

ALBERICH
Wie fang' ich im Sprung den spröden Fisch?
Warte, du Falsche!
er will ihr eilig nachklettern

WELLGUNDE
hat sich auf ein tieferes Riff auf der anderen Seite gesenkt
Heia, du Holder! Hörst du mich nicht?

ALBERICH
sich umwendend
Rufst du nach mir?

WELLGUNDE
Ich rate dir wohl: zu mir wende dich,
Woglinde meide!

ALBERICH
klettert hastig über den Bodengrund zu Wellgunde
Viel schöner bist du als jene Scheue,
die minder gleissend und gar zu glatt.
Nur tiefer tauche, willst du mir taugen.

WELLGUNDE
noch etwas mehr sich zu ihm herabsenkend
Bin nun ich dir nah?

ALBERICH
Noch nicht genug!
Die schlanken Arme schlinge um mich,
dass ich den Nacken dir neckend betaste,
mit schmeichelnder Brunst
an die schwellende Brust mich dir schmiege.

WELLGUNDE
Bist du verliebt und lüstern nach Minne,
lass sehn, du Schöner, wie bist du zu schau'n?
Pfui! Du haariger, höckriger Geck!
Schwarzes, schwieliges Schwefelgezwerg!
Such' dir ein Friedel, dem du gefällst!

ALBERICH
sucht sie mit Gewalt zu halten
Gefall' ich dir nicht, dich fass' ich doch fest!

WELLGUNDE
schnell zum mittleren Riffe auftauchend
Nur fest, sonst fliess ich dir fort!

WOGLINDE UND FLOSSHILDE
Hahahahaha!

ALBERICH
Wellgunde erbost nachzankend
Falsches Kind! Kalter, grätiger Fisch!
Schein' ich nicht schön dir,
niedlich und neckisch, glatt und glau -
hei, so buhle mit Aalen, ist dir eklig mein Balg!

FLOSSHILDE
Was zankst du, Alp? Schon so verzagt?
Du freitest um zwei: frügst du die dritte,
süssen Trost schüfe die Traute dir!

ALBERICH
Holder Sang singt zu mir her!
Wie gut, dass ihr eine nicht seid!
Von vielen gefall' ich wohl einer:
bei einer kieste mich keine!
Soll ich dir glauben, so gleite herab!

FLOSSHILDE
taucht zu Alberich hinab
Wie törig seid ihr, dumme Schwestern,
dünkt euch dieser nicht schön!

ALBERICH
ihr nahend
Für dumm und hässlich darf ich sie halten,
seit ich dich Holdeste seh'.

FLOSSHILDE
schmeichelnd
O singe fort so süss und fein,
wie hehr verführt es mein Ohr!

ALBERICH
zutraulich sie berührend
Mir zagt, zuckt und zehrt sich das Herz,
lacht mir so zierliches Lob.

FLOSSHILDE
ihn sanft abwehrend
Wie deine Anmut mein Aug' erfreut,
deines Lächelns Milde den Mut mir labt!
Sie zieht ihn selig an sich
Seligster Mann!

ALBERICH
Süsseste Maid!

FLOSSHILDE
Wärst du mir hold!

ALBERICH
Hielt dich immer!

FLOSSHILDE
ihn ganz in ihren Armen haltend
Deinen stechenden Blick, deinen struppigen Bart,
o säh ich ihn, fasst' ich ihn stets!
Deines stachligen Haares strammes Gelock,
umflöss es Flosshilde ewig!
Deine Krötengestalt, deiner Stimme Gekrächz,
o dürft' ich staunend und stumm
sie nur hören und sehn!

WOGLINDE UND WELLGUNDE
Hahahahaha!

ALBERICH
erschreckt aus Flosshildes Armen auffahrend
Lacht ihr Bösen mich aus?

FLOSSHILDE
sich plötzlich ihm entreissend
Wie billig am Ende vom Lied!
sie taucht mit den Schwestern schnell auf

WOGLINDE UND WELLGUNDE
Hahahahaha!

ALBERICH
mit kreischender Stimme
Wehe! Ach wehe! O Schmerz! O Schmerz!
Die dritte, so traut, betrog sie mich auch?
Ihr schmählich schlaues, lüderlich schlechtes Gelichter!
Nährt ihr nur Trug, ihr treuloses Nickergezücht?

DIE DREI RHEINTÖCHTER
Wallala! Lalaleia! Leialalei!
Heia! Heia! Haha!
Schäme dich, Albe! Schilt nicht dort unten!
Höre, was wir dich heissen!
Warum, du Banger, bandest du nicht
das Mädchen, das du minnst?
Treu sind wir und ohne Trug
dem Freier, der uns fängt.
Greife nur zu, und grause dich nicht!
In der Flut entflieh'n wir nicht leicht!
Wallala! Lalaleia! Leialalei!
Heia! Heia! Haha!

Sie schwimmen auseinander, hierher und dorthin, bald tiefer, bald höher, um Alberich zur Jagd auf sie zu reizen.

ALBERICH
Wie in den Gliedern brünstige Glut
mir brennt und glüht!
Wut und Minne, wild und mächtig,
wühlt mir den Mut auf!
Wie ihr auch lacht und lügt,
lüstern lechz' ich nach euch,
und eine muss mir erliegen!

Er macht sich mit verzweifelter Anstrengung zur Jagd auf: mit grauenhafter Behendigkeit erklimmt er Riff für Riff, springt von einem zum andern, sucht bald dieses, bald jenes der Mädchen zu erhaschen, die mit lustigem Gekreisch stets ihm entweichen. Er strauchelt, stürzt in den Abgrund hinab, klettert dann hastig wieder in die Höhe zu neuer Jagd. Sie neigen sich etwas herab. Fast erreicht er sie, stürzt abermals zurück und versucht es nochmals. Er hält endlich, vor Wut schäumend, atemlos an und streckt die geballte Faust nach den Mädchen hinauf.

ALBERICH
kaum seiner mächtig
Fing' eine diese Faust!...

Er verbleibt in sprachloser Wut, den Blick aufwärts gerichtet, wo er dann plötzlich von dem folgenden Schauspiele angezogen und gefesselt wird.

Durch die Flut ist von oben her ein immer lichterer Schein gedrungen, der sich an einer hohen Stelle des mittelsten Riffes allmählich zu einem blendend hell strahlenden Goldglanze entzündet: ein zauberisch goldenes Licht bricht von hier durch das Wasser.

WOGLINDE
Lugt, Schwestern!
Die Weckerin lacht in den Grund.

WELLGUNDE
Durch den grünen Schwall
den wonnigen Schläfer sie grüsst.

FLOSSHILDE
Jetzt küsst sie sein Auge, dass er es öffne.

WELLGUNDE
Schaut, er lächelt in lichtem Schein.

WOGLINDE
Durch die Fluten hin fliesst sein strahlender Stern!

DIE DREI RHEINTÖCHTER
zusammen das Riff anmutig umschwimmend
Heiajaheia! Heiajaheia!
Wallalalalala leiajahei!
Rheingold! Rheingold!
Leuchtende Lust, wie lachst du so hell und hehr!
Glühender Glanz entgleisset dir weihlich im Wag'!
Heiajaheia! Heiajaheia!
Wache, Freund, Wache froh!
Wonnige Spiele spenden wir dir:
flimmert der Fluss, flammet die Flut,
umfliessen wir tauchend, tanzend und singend
im seligem Bade dein Bett!
Rheingold! Rheingold!
Heiajaheia! Wallalalalala leiajahei!

Mit immer ausgelassenerer Lust umschwimmen die Mädchen das Riff. Die ganze Flut flimmert in hellem Goldglanze.

ALBERICH
dessen Augen, mächtig vom Glanze angezogen, starr an dem Golde haften
Was ist's, ihr Glatten, das dort so glänzt und gleisst?

DIE DREI RHEINTÖCHTER
Wo bist du Rauher denn heim,
dass vom Rheingold nie du gehört?

WELLGUNDE
Nichts weiss der Alp von des Goldes Auge,
das wechselnd wacht und schläft?

WOGLINDE
Von der Wassertiefe wonnigem Stern,
der hehr die Wogen durchhellt?

DIE DREI RHEINTÖCHTER
Sieh, wie selig im Glanze wir gleiten!
Willst du Banger in ihm dich baden,
so schwimm' und schwelge mit uns!
Wallalalala leialalai! Wallalalala leiajahei!

ALBERICH
Eurem Taucherspiele nur taugte das Gold?
Mir gält' es dann wenig!

WOGLINDE
Des Goldes Schmuck schmähte er nicht,
wüsste er all seine Wunder!

WELLGUNDE
Der Welt Erbe gewänne zu eigen,
wer aus dem Rheingold schüfe den Ring,
der masslose Macht ihm verlieh'.

FLOSSHILDE
Der Vater sagt' es, und uns befahl er,
klug zu hüten den klaren Hort,
dass kein Falscher der Flut ihn entführe:
drum schweigt, ihr schwatzendes Heer!

WELLGUNDE
Du klügste Schwester, verklagst du uns wohl?
Weisst du denn nicht, wem nur allein
das Gold zu schmieden vergönnt?

WOGLINDE
Nur wer der Minne Macht entsagt,
nur wer der Liebe Lust verjagt,
nur der erzielt sich den Zauber,
zum Reif zu zwingen das Gold.

WELLGUNDE
Wohl sicher sind wir und sorgenfrei:
denn was nur lebt, will lieben,
meiden will keiner die Minne.

WOGLINDE
Am wenigsten er, der lüsterne Alp;
vor Liebesgier möcht' er vergehn!

FLOSSHILDE
Nicht fürcht' ich den, wie ich ihn erfand:
seiner Minne Brunst brannte fast mich.

WELLGUNDE
Ein Schwefelbrand in der Wogen Schwall:
vor Zorn der Liebe zischt er laut!

DIE DREI RHEINTÖCHTER
Wallala! Wallaleialala!
Lieblichster Albe! Lachst du nicht auch?
In des Goldes Scheine wie leuchtest du schön!
O komm', Lieblicher, lache mit uns!
Heiajaheia! Heiajaheia! Wallalalala leiajahei!

Sie schwimmen lachend im Glanze auf und ab.

ALBERICH
die Augen starr auf das Gold gerichtet, hat dem Geplauder der Schwestern wohl gelauscht
Der Welt Erbe
gewänn' ich zu eigen durch dich?
Erzwäng' ich nicht Liebe,
doch listig erzwäng' ich mir Lust?
furchtbar laut
Spottet nur zu! -
Der Niblung naht eurem Spiel!

wütend springt er nach dem mittleren Riff hinüber und klettert in grausiger Hast nach dessen Spitze hinauf. Die Mädchen fahren kreischend auseinander und tauchen nach verschiedenen Seiten hin auf

DIE DREI RHEINTÖCHTER
Heia! Heia! Heiajahei!
Rettet euch! Es raset der Alp:
in den Wassern sprüht's, wohin er springt:
die Minne macht ihn verrückt!

sie lachen im tollsten Übermut

ALBERICH
gelangt mit einem letzten Satze zur Spitze des Riffes
Bangt euch noch nicht?
So buhlt nun im Finstern, feuchtes Gezücht!
er streckt die Hand nach dem Golde aus
Das Licht lösch' ich euch aus, entreisse dem Riff das Gold,
schmiede den rächende Ring;
denn hör' es die Flut: so verfluch' ich die Liebe!

Er reisst mit furchtbarer Gewalt das Gold aus dem Riffe und stürzt damit hastig in die Tiefe, wo er schnell verschwindet. Dichte Nacht bricht plötzlich überall herein. Die Mädchen tauchen dem Räuber in die Tiefe nach.

FLOSSHILDE
Haltet den Räuber!

WELLGUNDE
Rettet das Gold!

WOGLINDE UND WELLGUNDE
Hilfe! Hilfe!

DIE DREI RHEINTÖCHTER
Weh! Weh!

Die Flut fällt mit ihnen nach der Tiefe hinab. Aus dem untersten Grunde hört man Alberichs gellendes Hohngelächter. In dichtester Finsternis verschwinden die Riffe; die ganze Bühne ist von der Höhe bis zur Tiefe von schwarzem Wassergewoge erfüllt, das eine Zeitlang immer noch abwärts zu sinken scheint.